WendeBlätter 2020, Ausgabe 22

Demokratie im Kreuzgang

Ein Findelkind, in einem Kreuzgang entdeckt und nach diesem benannt, erlebt in sechzehn Nachtwachen* die „absolute Verworrenheit“ des Menschen und erkennt:

„Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.“

* Eine erst 1987 in Amsterdam entdeckte Handschrift belegt den romantischen Dichter August Klingemann (1777 – 1831) als Autor der berühmten „Nachtwachen von  Bonaventura“.

18. März 2021

Demokratie und Propaganda

Kann es unter den Bedingungen so massiver, ausgefeilter Propaganda, wie sie erst im 20. / 21. Jahrhundert möglich geworden ist, Demokratie als Herrschaft des Volkes überhaupt noch geben, hat sie noch einen Sinn, wenn sich durch die weiten Maschen parlamentarischer Demokratie Ideologien (verfestigte Welt-sichten) einschleichen,  die zum Teil unter Ausnutzung demokratischer Spielräume, zum Teil völlig unabhängig von ihnen, an ihnen vorbei, zielgerichtet das Bewusstsein der Menschen prägen, es vereinnahmen, den verschiedenstem Zwecken dienstbar machen, den Menschen quasi entmündigen, ihm das Denken reglementieren, ihn seiner Entscheidungsfähigkeit berauben, so dass er am Ende etwas für seine eigene Meinung hält, das doch nur Fremdbestimmung ist, Programmierung, Infiltration? —

Wie kommen wir da heraus? Es gibt Auswege aus dem Denkrahmen, in den uns machtvolle Medien zwingen wollen (ich will es noch einmal sagen):

Werft Eure Meinungen weg, auf die Ihr so stolz seid, es sind nicht Eure. Fangt wieder an zu denken! Ganz neu.

20. März 2021

Schadenfreude? Brief an einen Theologen

„Ewiger Gott, groß und wunderbar sind deine Werke. Wir danken Dir für die Möglichkeit, deine Gegenwart und deinen Heilsplan zu bezeugen, und für die Freiheit, dies zu tun. Gib uns und denen, die Verantwortung tragen, Kraft und Stärke, gegenseitigen Respekt in Wort und Tat, Zurückhaltung bei der Ausübung von Macht und den Willen, Frieden und Gerechtigkeit für alle herbeizuführen.“

(Ökumenischer Rat der Kirchen, Dritter Text v. 24. März 2021 in den Herrnhuter Losungen)

Gefällt Dir diese Sprache? Es ist die verlogene Sprache von Konsenspapieren, die Bibel redet so nicht.  Der erste Satz mag noch als Lobpreis gelten, es ist ein Psalmwort, durch die folgenden Stereotypen (die Häufung von Abstrakt-begriffen auf -heit, -keit, -ung lässt nichts Gutes ahnen) wird der Lobpreis überdeckt und im Nachhinein zur puren Heuchelei. Möglichkeit, Freiheit, Verantwortung, Respekt, Zurückhaltung bei der Ausübung von Macht, Frieden und Gerechtigkeit – welch ein Gefasel im Anblick der aktuellen Drohgebärde der Macht und des perfiden* Mitläufertums von „ökumenischen“ Kirchen und Freikirchen heute.

* Perfid ist hier das treffende Wort. Das Adj. perfidus, a, um bedeutet: treulos, wortbrüchig, unredlich, verräterisch. – Der positive Gegenbegriff ist fides, ei, f.: Glauben, Treue, Gottvertrauen. 

Wir sind seit langem im Gespräch, ich habe Dir oft geschrieben, Du hast die WendeBlätter gelesen, das heißt: sie selektiv zur Kenntnis genommen. Alle Warnungen, die den global heraufziehenden Faschismus, die Macht der Propaganda, den Verlust von Bürgerrechten, die Impfdiktatur etc. betreffen, schlägst Du mit dem Satz „Seid untertan der Obrigkeit“ beharrlich in den Wind, behauptest, die Berichterstattung der offiziellen Medien sei ausgewogen, stimmst ein in die abwertende Beurteilung von Demonstranten, und stellst Dich insgesamt, in vielen wesentlichen Punkten, auf die Seite der Macht, bist in Deiner Haltung unbeirrbar, unbelehrbar – wie Beton.

Auch der gemeinsame Glaube durchbricht diese Mauer nicht. Vielleicht sagst Du nun im Gegenzug, dass man bei mir auch auf Granit beißt. – Wenn ein Theologe, ein am Worte Gottes gebildeter Mensch, mir mit gleichgeschalteten Argumenten kommt, die wie Fernsehdeutsch klingen, ja, dann bin ich enttäuscht und halte gegen. Mit gutem Recht.

Voller Schadenfreude erzählst Du mir eine Geschichte: wie die Querdenker irgendwo einen Satiriker einluden, bei ihnen zu reden, der sich dann als Querdenker gegen die Querdenker entpuppte. „Das muß man aushalten, wir haben ja Meinungsfreiheit“, sagst Du, und es klingt fast hämisch.

Wir wollen die Dinge nicht nach Propaganda-Art verdrehen, sondern nüchtern prüfen, um wessen Meinungsfreiheit es geht, wo hier die Unterdücker und wo die Unterdrückten sind.

Es ist eine einfache Tatsache: wer die Rundfunk- und Fernsehstationen, die großen Zeitungen in seiner Hand hält, bestimmt die Bilder und Aussageinhalte, hat die Macht. Und er wird diese Macht auch ausüben, sei es für gute oder böse Zwecke.

Sage jetzt nicht: „Demokratie“, es sei die Macht des Volkes … Das glaubst Du nicht wirklich! Diktatur wächst aus der Scheindemokratie. Wir wollen uns doch als Theologen nicht zu Mitläufern machen, und schon gar nicht zu Funktionären eines Systems.

Dreiundachtzig Millionen Deutsche sind der Propaganda der Leitmedien ausgesetzt, die uns unablässig Pandemie und Impfideologie predigen, durch sture Wiederholung und vielerlei Tricks (einerseits Angst schüren, andrerseits verharmlosen) das menschliche Bewusstsein zu programmieren suchen. Gegenstimmen gibt es reichlich: Virologen, Psychologen, Politiker, Sprach-wissenschaftler, Historiker, Medienkritiker, Theologen, wer sie finden will, findet sie in abgedrängten Winkeln, irgendwo im Netz. Das heißt: die Macht, Einfluss zu nehmen auf das Denken und Fühlen der Menschen, liegt zum allergrößten Teil bei den Leitmedien, und diese verunglimpfen jede andere Stimme. 

Die Verfemung von Demonstranten, an der Du Dich beteiligst, läuft auf Kriminalisierung hinaus, bei der auch Ich als Mensch völlig aus dem Blick komme: „Schluß mit der Toleranz“, „greift endlich härter durch gegen diese Idioten“, „das sind keine Demonstranten, das sind Verbrecher.“ – Und so werden Menschen dann auch behandelt (ich weiß nicht, was man den jungen Polizisten erzählt vor solch einem Einsatz): eingekesselt, nach Stunden einzeln herausgelassen, von oben bis unten abgescannt, mit Nummern fotografiert, das heißt: erkennungsdienstlich vorgeführt, in eine Art Verbrecherkartei aufgenommen wie am 13. März 2021 in Dresden.

Worauf läuft das alles hinaus? Verbrecher sperrt man ein. Neuerdings, man kommt den bösen Botschaften gar nicht mehr nach, sind für die Verletzung des Demonstrationsverbotes, anders gesprochen: für die Wahrnehmung des einst von der Verfassung zugesicherten Demonstrationsrechtes, gar Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren angedroht.  Irgendwo, nicht weit von uns, soll ein Lager für Quarantäneverweigerer aufgebaut worden sein, ob man das demnächst auch für Impfverweigerer und andere dem System unliebsame Personen nutzen wird,  bleibt offen. – Will man in Sachsen ein Exempel statuieren?

Als Christ im Sozialismus der DDR aufgewachsen zu sein, hat gewisse Vorteile. Es kommt einem alles irgendwie bekannt vor, man lässt sich nicht so leicht verdummen. Ob Du diesen Vorteil zu nutzen verstehst, wage ich zu bezweifeln.

Wer sich den Verhältnissen beugt, hat freilich zunächst keine Schwierig-keiten, muss sich nicht widersetzen, kann sein ruhiges Leben weiterführen. Anderen geht es da ganz anders. Ich kenne Familien, die sich konsequent dem Testzwang und dem Impfen verweigern, da gehen die Kinder nicht mehr zur Schule, lernen zu Hause, die Eltern werden sich auch weiterhin an Demonstrationen beteiligen, wo man für Wahrheit, Gerechtigkeit und freie Entscheidung eintritt. Vielleicht sperrt man demnächst die ersten ein, was dann aus den Kindern wird – hast Du dafür auch nur ein Schulterzucken: „Demonstrieren ist eben verboten. Punkt“?

Im Bilde gesprochen: stehst Du dann am Straßenrand und gibst innerlich Beifall, wenn man Eltern abführt? Nein, Du gehst ja nicht hinaus, schaust Dir das Ganze erst am Abend in der Tagesschau an.

Ich werde sarkastisch … Es geht hier nicht um irgendein Meinungsgeplänkel sondern darum, angesichts sehr ernster Tatsachen eine klare Entscheidung zu treffen, wo ich als Mensch, als Theologe stehe – oder: mich bewege! Was ich meine und erwarte ist dieses: dass Theologen herausgehen aus ihrem innerkirchlichen Mief, hinaus auf die Straßen, und für die Demonstranten und Polizisten vor Ort Seelsorge leisten, um so das Schlimmste zu verhindern: die Gewalt. – Ja, Seelsorge brauchen auch die Herren Spahn, Drosten und Kretschmar, schaut und hört sie Euch an. In der Seelsorge sind manchmal sehr deutliche Worte nötig: metanoeite, kehrt um! Mit bloßem zu Munde Reden kommt man da nicht weiter.

24. März 2021

[Zäsur:] Versuch über das Nichts. Philosophie am Großstein

Man kann über das Nichts nicht reden, ohne Nichts zu sagen. Das Nichts zu denken erweist sich als schwierig, Wir kommen über das Denken des bloßen Begriffs nicht hinaus, können uns das Nichts beim besten Willen nicht vorstellen. 

Ex nihilo fit nihil – aus Nichts wird nichts, entsteht nichts, geschieht nichts, kann nichts werden: ein alter philosophischer Grundsatz.  

Wenn nichts existierte, weder das Universum noch Ich mit meinem Denken, wäre es einfach. Nun aber existiert ganz offensichtlich Etwas, wie auch immer ich es im Detail bezeichnen will. Sofern aber Etwas existiert, und sei es nur das geringste Staubkorn, das ich durch meine Be-Zeichnung “Etwas” zwar nicht selbst zum Leben erwecke, nicht in die Existenz hole, aber begrifflich fassbar mache (von daher das Be-Greifen) – wenn also auf der einen Seite Etwas existiert, und wir auf der anderen Seite Gott zum Nichts erklären, hängt die Welt, alles Seiende, in der Luft, wird zum Schein, zur blanken Virtualität. Und auch die muß eine prima causa, eine Erstursache haben. Sonst ist alles – nichts.

Es ist ein DU, dass mir die Frage nach dem Nichts gestellt hat, ein Mensch mit einem Antlitz. Das DU (im Sinne Martin Bubers) ruft mich zurück in das Sein, bringt mir Gott in Erinnerung und lässt mich alles Debattieren über das Nichts vergessen.

18. /  24. März 2021

Ein Zeichen sind wir; deutungslos / Schmerzlos sind wir und haben fast /

Die Sprache in der Fremde verloren.*

* Friedrich Hölderlin (1770 – 1843), aus dem Gedicht Mnemosyne.

Wie soll es weitergehen? Zwanzig Seiten eines parlamentarischen Beraters

Ein Brief an die Polizei in Dresden, den ich nach den Ereignissen vom 13. März 2021 schreiben wollte, erübrigt sich: ich erkläre mich solidarisch mit dem Apell, den Sebastian Friebel, parlamentarischer Berater im Bundestag, in seiner Informationssschrift: „Wie soll es weitergehen?“ auf der letzten Seite (S. 20) an alle Soldaten und Polizisten in unserem Land gerichtet hat (www.wie-soll-es-weitergehen.de).

Sebastian Friebel spricht wichtige Themen an. Unter Verweis auf das Weltwirtschaftsforum (WEF) wird die Globale Wirtschaftskrise und der Aufbau „globaler Überwachungsarchitektur“ sachlich beim Namen genannt und mit Quellen belegt. Es geht ja nicht nur um die Sammlung biometrischer Daten der Weltbevölkerung, sondern um gezielte Eingriffe ins menschliche Gehirn (vgl. S. 6 / 7). Verwiesen wird u. a. auch auf die irreführende, Tatsachen bewusst verfälschende  Berichterstattung der Leitmedien, wofür die  Bilder aus Bergamo nur ein Beispiel sind (S. 11 / 12). 

Die Eigenverantwortung des mündigen Bürgers (S. 14), die kritische Sicht auf den Nutzen der sog. „Alltagsmasken“ (S. 14. / 15), der Hinweis auf verdeckte Impfpflicht (S. 17) und verheerende Kollateralschäden der getroffenen Maßnahmen (S. 17 /18) sind weitere Themen der Broschüre.

Das Fazit Friebels: „Die Therapie darf nicht gefährlicher sein als die Erkrankung – das gilt auch in der Coronakrise.“ – „Auch bei möglicher Übersterblichkeit bleibt Angst ein schlechter Ratgeber“ (S. 19).

Wer diese Broschüre mit wachem Bewusstsein liest, erfährt alles, zumindest findet er hier wichtige Anstöße zum Weiterdenken (dies gilt analog für das weiter unten besprochene Buch von Hans-Joachim Maaz). Wen diese sachliche, ausgewogen formulierte Schrift eines parlamentarischen Beraters nicht anspricht, nicht den Horizont öffnet, der wird vergeblich auf einen Zeitpunkt tieferer Erkenntnis warten.  23. März 2021

Aus der Verfassung des Freistaates Sachsen vom 26. Mai 1992 (I)

Demokratie und Recht: die Staatsgewalt geht vom Volke aus

Art. 1: Der Freistaat Sachsen ist ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Er ist ein demokratischer, dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der Kultur verpflichteter sozialer Rechtsstaat.”

Art. 3. 1: “Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus …” – Art. 3. 2: “Die Gesetzgebung steht dem Landtag oder unmittelbar dem Volke zu …”

Art. 7.1: “Das Land erkennt das Recht eines jeden Menschen auf ein menschenwürdiges Dasein …”

Gesundheit, Menschenwürde. körperliche Unversehrtheit

Art. 9. 1: “Das Land erkennt das Recht eines jeden Kindes auf eine gesunde seelische und körperliche Entwicklung an.” – Art. 9. 3: “Das Land fördert den vorbeugenden Gesundheitsschutz für Kinder und Jugendliche sowie Einrichtungen zu ihrer Betreuung.”

Art. 14.1: ”Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.”

Art. 14.2: “Die Unantastbarkeit der Würde des Menschen ist Quelle aller Grundrechte.” 

Art. 16: “Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur aufgrund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Aus der Verfassung des Freistaates Sachsen vom 26. Mai 1992 (II)

Glaubens-, Gewissens- und Versammlungsfreiheit

Art. 19.1: “Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. – Art. 19.2: “Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.”

Art. 23. 1: “Alle haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.” – Art. 23. 2.: “Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes beschränkt werden.”

Art. 36: “Die in dieser Verfassung niedergelegten Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.” – Art. 37.2: “In keinem Fall darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.”

Rücktrittsrecht, Verfassungsänderung, Ermächtigungsgesetze

Art. 68.1: “Die Staatsregierung und jedes ihrer Mitglieder können jederzeit ihren Rücktritt erklären.”

Art. 74. 1: “Die Verfassung kann nur durch [ein] Gesetz geändert werden, das den Wortlaut der Verfassung ausdrücklich ändert oder ergänzt. Die Änderung darf den Grundsätzen der Artikel 1, 3, 14 und 36 dieser Verfassung nicht widersprechen …”

Art. 75: “Die Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen kann nur durch Gesetz erteilt werden …” – Art. 77.1: “Die Rechtsprechung wird im Namen des Volkes durch den Verfassungsgerichtshof und die Gerichte ausgeübt, die gemäß den Gesetzen des Bundes und des Freistaates errichtet sind.”

Aus der Verfassung des Freistaates Sachsen vom 26. Mai 1992 (III)

Bildung und Religion

Art. 101.1: “Die Jugend ist zur Ehrfurcht vor allem Lebendigen, zur Nächstenliebe, zum Frieden und zur Erhaltung der Umwelt, zur Heimatliebe, zu sittlichem und politischem Verantwortungsbewusstsein, zu Gerechtigkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen, zu beruflichem Können. zu sozialem Handeln und zu freiheitlich demokratischer Haltung zu erziehen. – Art. 101.2: “Das natürliche Recht der Eltern, Erziehung und Bildung ihrer Kinder zu bestimmen, bildet die Grundlage des Erziehungs- und Schulwesens …”

Art. 109.1: “Die Bedeutung der Kirchen und Religionsgemeinschaften für die Bewahrung und Festigung der religiösen und sittlichen Grundlagen des menschlichen Lebens wird anerkannt.” – Art. 109.2: “Die Kirchen und Religionsgemeinschaften sind vom Staat getrennt. Sie entfalten sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben im Rahmen des für alle geltenden Gesetzes frei von staatlichen Eingriffen …”

Widerstandsrecht

Art. 114: “Gegen jede Person, die es unternimmt, die verfassungsmäßige Ordnung zu beseitigen, haben alle Bürger das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.”

“Der Mensch ist zur Freiheit geboren.”*

* Erster Satz aus der Rede von Erich Iltgen (1990 – 2009 Präsident des Sächsischen Landtages) am 27. Mai 1992 in Dresden.

18. März 2021

Bemerkungen zur Verfassung des Freistaates Sachsen (I)          Für Steffen

Ich bin kein Jurist, gehöre zu den Vielen, die zwar wussten, dass es so etwas wie eine Verfassung gibt, sie aber nicht wirklich zur Kenntnis genommen haben. Erst jetzt werde ich darauf aufmerksam, wo die in der Verfassung formulierten Ideale, die noch den Schwung der Wendezeit 1989 / 90 spüren lassen, mit einer Realität konfrontiert sind, die alles Hohe, wahrhaft gut Gemeinte ins Wanken bringen. Es schwankt der Boden unter unseren Füßen.

Demokratie – ein Märchen: „es war einmal “ – oder vielleicht noch nie? Schauen wir genauer hin.

Folgen wir in lockerer Assoziation, ganz naiv, dem ausgewählten Text der Sächsischen Verfassung. – Zunächst fällt auf, und ich nehme es dankbar wahr: die Verfassung ist in einfacher Sprache geschrieben, mit wenig Fremdworten. Schleierworte wie Pandemie, Lockdown, Inzidenz etc. kommen hier nicht vor. Eine Verfassung wahrhaft für’s Volk. Aber ist „Volk“ nicht verpönt, darf man Volk und Heimat (vgl. Art. 101) heute, knapp dreißig Jahre später, überhaupt noch sagen, ohne als Populist, rechtslastig, dumm und böse zu gelten?

Es geht ein Gerücht: Sprache sei zur Verständigung da. Dabei stoßen wir ständig an die Grenzen des Mitteilbaren. „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, heißt es bei Ludwig Wittenstein (1889 – 1951). Es ist eng geworden, unfreiheitlich im Freistaat und überall. Ich frage mich, ob die Ingenieure des Neusprech, die uns vorgeben, wie wir zu denken, zu reden, Gerechtigkeit, Wahrheit, Gesundheit zu verstehen haben, diese Verfassung lesen können, ohne ständig die Worte zu korrigieren, sie gegen den Strich zu bürsten, ihnen neue Inhalte zu verpassen oder sie durch andere Worte zu ersetzen.

Irgendwie, sagt mir mein Gefühl, vertragen sich Verfassung und Propaganda nicht.

Ein Rechtsstaat, demokratisch, sozial, das Leben schützend, der Kultur verpflichtet (Art. 1)? – Hohe Ideale, die an der Realität zu prüfen sind. Mit welchem Recht, welchem Begriff von Demokratie, von Gesellschafts-Kultur, menschenwürdigem Dasein kesselt man das aufmüpfige Volk ein, bringt es in Bedrängnis wie in Dresden am 13. März 2021?

Bemerkungen zur Verfassung des Freistaates Sachsen (II)

Versammlungsfreiheit? Dass Menschen kriminalisiert und festgenommen werden, die öffentlich aus der Sächsischen Verfassung lesen, ist klarer Verfassungsbruch. So geht das nicht, Heilige Staatsgewalt, sich derart vom Volk abzuheben, dass man die eigene Verfassung nicht mehr hören will, deren öffentliche Lesung als Bedrohung empfindet. Der da abgeführt wurde am Altmarkt wie ein Verbrecher, rechts eine junge Polizistin, links ein junger Polizist, ist ein aufrechter Mann, ein Pazifist, ich kenne und schätze ihn. 

Laut Sächsischer Verfassung (Art. 23.1) besteht Versammlungsfreiheit unter freiem Himmel. Dieses Recht kann freilich in besonderen Situation per Gesetz eingeschränkt werden (Art. 23.2). – Eingeschränkt, aber nicht aufgehoben oder verboten! Die für den 13. März 2021 in Dresden angemeldete Querdenker-Demonstration und damit den Gottesdienst auf dem Altmarkt zu verbieten, war  eine Torheit.

Der Altmarkt hat schon viel Leid gesehen. Müsste das nicht mahnen, hier besonders den Frieden zu wahren? „Die Staatsgewalt geht vom Volke aus“ (Art. 3. 1.) – bei einem Polizeiaufgebot von eintausendachthundert Repräsentanten höherer Gewalt in schwarzer Montur kommen da Zweifel auf. Ist Einschüchterung das Programm? Selbstkritik wäre besser …

Die Würde des Menschen  unantastbar, Quelle aller Grundrechte (Art. 14)? Die Unantastbarkeit betrifft die körperliche Unversehrtheit (Art 16), das Briefgeheimnis (Art. 27.1), die Unverletzlichkeit der Wohnung (Art. 30. 1), den Datenschutz überhaupt (Art. 33), die gesunde seelische und körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen (Art. 9) etc.

Was eine Verfassung taugt, zeigt sich unter anderem darin, wieviel „Aber“ sie enthält: ein Recht wird garantiert, zugleich aber die Möglichkeit der Verfassungsänderung per Sondergesetz eingeräumt (vgl. Art. 16, 23. 2, 74.1).

Fest steht, dass eine Gesetzesänderung kein Grundrecht in seinem Wesensgehalt antasten darf (Art. 37.2)! Und eben dies geschieht. Es besteht begründeter Verdacht der fortschreitenden, massiven Verletzung von verfassungsmäßigen Grundrechten, und nicht erst seit März 2020. 

Bemerkungen zur Verfassung des Freistaates Sachsen (III)

Die Änderung des Impfschutzgesetzes vom 18. Nov. 2020 im Angesicht tausender Demonstranten in Berlin ist solch ein Fall. Warum man hier nicht von Ermächtigungsgesetz sprechen soll, ist nicht einsichtig, wenn das Wort „Ermächtigung“  klar in der Sächsischen Verfassung steht (vgl. Art. 75).

Maskenzwang, Ausgehverbote, Kontaktbeschränkungen etc. und nicht zuletzt die Impfkampagne, der wir jetzt ausgesetzt sind, missachten mehrere Grundrechte: u. a. die körperliche Unversehrtheit, Freiheit und – Menschenwürde. Unter dem Diktat eines  Gesundheitsbegriffs, der sich in Engführung des Denkens mit der Impfideologie verbunden hat, wird die freie Entscheidung de facto außer Kraft gesetzt, der Bürger für unmündig erklärt.

„Und weil ja schon wieder anderes behauptet wird, auch in den sozialen Medien: Ich gebe Ihnen mein Wort: Es wird in dieser Pandemie keine Impfpflicht geben. Hören Sie endlich auf, anderes zu behaupten!“*

* Aus der Rede von Gesundheitsminister Jens Spahn v. 18. Nov. 2020 vor dem Bundestag.

Wir sehen doch deutlich: wir sind einem massiven Impfdruck ausgesetzt, der letztlich auf Impflicht und Impfzwang, auf Impfdiktatur hinausläuft. – Herr Spahn hat sein Wort gebrochen, ein Wortbruch solchen Ausmaßes rechtfertigt, ihm den sofortigen Rücktritt nahezulegen. Was ist das für ein Gesundheitsminister, der uns mit seinem Verständnis von „Gesundheit“ unzureichend geprüfte Impfstoffe aufzwingt und Risiken, Nebenwirkungen und  Impfschäden öffentlich nicht in Betracht zieht …

Eines noch: Den Kirchen und Religionsgemeinschaften wird in der Sächsischen Verfassung freie Religionsausübung zugesichert, „im Rahmen des für alle geltenden Gesetzes frei von staatlichen Eingriffen“; als Grundsatz gilt die Trennung von Staat und Kirche (vgl. Art 109). Übergriffige Maßnahmen wie das Verbot der Ostergottesdienste 2020 sind durch nichts zu rechtfertigen, gerade in Notzeiten muß der Kirche freies Handeln vorbehalten bleiben.*  

* Sehr zu begrüßen ist, dass deutsche Bischöfe protestiert haben und für Präsenzgottesdienste zu Ostern 2021 eingetreten sind – gegen das Bestreben der Kanzlerin, diese zu streichen.

18. März 2021                                                                   Nachtrag 28. März 2021

Stationen auf dem Wege zur Freiheit. Wort an die Dresdner

Demokratie? Tage wie der 13. März 2021 mit dem Massenauflauf von Maskierten, von jungen Menschen in schwarzer Polizeimontur, lassen uns zweifeln, da sticht es uns ins Auge, dass es wohl doch nicht ganz so einfach ist, in Ablösung von Monarchie und späteren harschen Staatsformen, als „scheene Republikaner“ unsern „Dreck alleene“ zu machen, wie ein Passant in der Maske Friedrich August III. angesichts der Szene sarkastisch bemerkt.

Da war der junge Polizist, der – immerhin hat er mir zugehört – nicht verstand: dass mein Gesicht bereits die Maske sei, die ich trage. Nehmen wir’s doch aus der Bühnenperspektive: „je mehr Masken übereinander, … desto mehr Spaß, sie eine nach der andern abzuziehen“; aber was wird sein, „wenn dann die letzte Maske auch verschwindet, und das Ich mit sich allein ist?“*

* Zitate aus der achten und zehnten der „Nachtwachen von Bonaventura“ v. August Klingemann, eines Dichters der Romantik, die auch in Dresden zu Hause war.

Dresden hat schon viel Leid gesehen, der Altmarkt mit der Kreuzkirche ist eine Gedächtnisstätte. Am 13. März 2021 wurde sie entweiht; für eine Treibjagd auf Demonstranten ist hier nicht der Ort. Hätte man den Gottesdienst 12.00 Uhr auf dem Altmarkt erlaubt oder ihn in der Kreuzkirche gehalten [!], wäre alles anders verlaufen. Lasst die Leute doch bekennen, dafür auf die Straße gehen: „Frieden, Freiheit, Souveränität“ (keine Diktatur!). Wer den Ruf „Wir sind das Volk!“ nicht versteht – auf  Spruchbändern lest Ihr, was den Menschen am Herzen liegt.

Zu den Demonstranten gesprochen: seid getrost, es braucht nicht die große Masse – 3,5 % der Bevölkerung genügen, um in einer Gesellschaft tiefgreifende Veränderungen zum Guten zu bewirken. Aber es muss eine friedliche Bewegung sein, wenn sie eine Chance haben soll. Ja, es hängt viel davon ab, dass wir Frieden halten, gerade im Angesicht der Drohgebärden und offen-sichtlichen Lügen der Macht. Mit Polizisten zu sprechen, statt sie zu beschämen, im Anderen den Menschen zu sehen, der kämpft und leidet wie ich, nicht hand-greiflich zu werden, die Worte zu zügeln, zu singen, zu tanzen, die Sächsische Verfassung zu lesen, im allgemeinen Demokratie-Chaos Geduld zu bewahren und Friedensgebete zu sprechen auf dem Altmarkt – dies alles (Dietrich Bonhoeffer mahnt) sind wichtige Stationen auf dem Wege zur Freiheit.

Sebnitz, am 27. März 2021

„Pädiatrische Studien“

 

„Schutz vor COVID-19. Corona-Impfung für Kinder erst 2022? – Schwere COVID-19 Verläufe sind bei Kindern selten. Dennoch haben einige Hersteller begonnen, ihre Corona-Impfstoffe an Minderjährigen zu testen – auch um Erwachsene zu schützen. Der Einsatz wird wohl noch dauern …“

„Moderna (mRNA-1273) hat im vergangenen Dezember damit begonnen, minderjährige Probanden zu suchen. Teilnehmen sollen nach Unternehmens-angaben 3000 Kinder zwischen 12 und 17 Jahren. Bisher sind nur US-Kliniken an der ‚TeenCove‘-Studie beteiligt. Zwei Drittel der Teilnehmer bekommen den Impfstoff, der Rest ein Placebo. Die Jugendlichen werden im Abstand von einem Monat zwei Mal geimpft und werden danach 13 Monate lang begleitet. Mindestens sechs Mal müssen sie in die Klinik, dazu kommen Telefonate und Rückmeldungen per App. Erwarteter Abschluss der Studie: Mitte 2022.

AstraZeneca (AZD1222) hat noch nicht mit pädiatrischen Studien begonnen. Man plane aber, ‚die Studien in einem neuen Protokoll für die Altersgruppe der 6- bis 18-Jährigen fortzusetzen‘, heißt es bei dem britisch-schwedischen Hersteller. ‚Diese sollen in den kommenden Monaten beginnen.‘

Janssen-Cilag (Ad26.COV2.S) führt mit seinem (noch nicht zugelassenen) Impfstoff Ad26.COV2.S seit August 2020 eine Phase II-Studie mit Teilnehmern ab 12 Jahren durch. Bislang sind noch keine Ergebnisse bekannt geworden.“*

* Auszüge aus der ÄrzteZeitung, Deutschlands aktueller Zeitung für Mediziner (offensichtlich Herrn Spahn nahestehend), Eintrag im Netz v. 07. 02. 2021. – Im übrigen ist es  verantwortungslos und hochgefährlich, nicht ausgereiften Kindern in Sachen Impfung das Stimmrecht zu gewähren.

Wie kann man unter Berufung auf die vage These: „Wir haben eine Pandemie“ mit nicht zugelassenen Impfstoffen pädiatrische Studien, das heißt: Versuche an Kindern und Jugendlichen betreiben?! Impf-komplikationen, Impfnebenwirkungen, schwerwiegende Impfschäden für das ganze Leben kalt einkalkuliert …

19. März 2021

Mit Kirche nichts mehr zu schaffen?

„Mit Kirche will niemand mehr etwas zu tun haben“, höre ich jetzt öfter. – Doch Halt, macht Euch bewusst; auch das gehört zum Programm, zur Agenda des Globalismus, genau das will man erreichen: die Abwendung von Glaube und Kirche. Auch wenn es ein sinnloses, zum Scheitern verurteiltes Bemühen ist (christlicher Glaube besteht seit zweitausend Jahren, auch die russische Revolution hat ihn nicht töten können), gibt es doch das erklärte Ziel: den Glauben, das Gottvertrauen, das weltweite Christentum als sinnstiftende Kraft auszulöschen, um so in den Herzen und Köpfen der Menschen ein Vakuum zu erzeugen, das man dann durch hinterhältige Propaganda mit beliebigen anderen Inhalten füllen kann.

Eine Kirche, die als Versammlung* der Gläubigen unbeirrt vom Zeitgeist bei ihrer Botschaft bleibt, ist den Mächtigen dieser Erde zu allen Zeiten ein Dorn im Augen gewesen, ein Stein des Anstoßes. Und das sollte sie bleiben. Immer, wenn sich Kirche mit der Macht verbunden hat, hat sie ihren Auftrag verraten und sich den Menschen verhasst gemacht.

Die Bibel sagt Nein zur Gottverachtung, und Ja zur Gottesehre, Nein zum Vergeltungmuster der Politik und Ja zur Vergebung, Nein zum Feindbild und Ja zur Nächstenliebe, Nein zur Verharmlosung der Sünde und Ja zur Sünden-erkenntnis, Nein zur Schuldzuweisung und Ja zu einer selbstkritischen Geisteshaltung, Nein zum Untertanengeist und Ja zur Demut, Nein zur Manipulation des Menschen und Ja zum Menschen als Geschöpf Gottes, Nein zur Knechtschraft und Ja zur Freiheit des Glaubens, Nein zur Lüge und Ja zur Wahrheit. – Lest das Neue Testament.

Kirche, griech. synagogé, lat. ecclesia bezeichnet, was viele nicht wissen, ursprünglich die Versammlung der Gläubigen, nicht nur das Gebäude oder eine Institution; das sind spätere Übertragungen. Gottesdienste unter freiem Himmel, wie der für den 13. März 2021 in Dresden geplante, fallen somit unter das von der Sächsischen Verfassung (Art. 23) garantierte Versammlungsrecht. Auf Dauer wird auch Kirche als eine dem System integrierte, saturierte Institution nicht verhindern können, dass systemkritische Christen mit Gottes Hilfe ihre Stimme zu Gehör bringen, auf vielfältige Weise. – Zum Thema Impfen haben Christen im Widerstand vor kurzem eine wichtige, zum Teil in Apotheken ausliegende Broschüre veröffentlicht: Christian Stockmann (im Namen des Herausgeber-Teams): Wissenswertes zur Corona-Impfung, Berlin: Mandelzweig e. V., 2021, 42 S. (vgl. www.mandelzweig.org). 

19. März 2021

Theologie der Revolution?

Ich bin nicht für eine Theologie der Revolution, aber für eine geistige Revolution in Theologie und Kirche, für eine Rückbesinnung auf das Wort und eine radikale Lösung vom Geist der Zeit, von dem, was man heute im Allgemeinen denkt und glaubt, für eine Distanzierung vom Zeitgeist gemäß dem alttestamentlichen Gebot: „Ich bin der Herr, Dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir“ (2. Mose 20, 2 – 3) und dem neutestamentlichen Imperativ: „Macht euch nicht dieser Welt gleich …“ (vgl. Röm 12,2).

Die Mahnung gilt in besonderem Maße der EKD, der Evangelischen Kirche in Deutschland: Schuster bleib bei Deinem Leisten, Kirche bleib bei dem Gotteswort, das Dir in der Bibel begegnet, und lass Dich nicht von zeitgeistigen Ideologien, gottfeindlichen Gedankengebäuden und Machtstrukturen verein-nahmen, die Dich von Deiner Mitte abbringen.

Die Mitte ist der Gott, der das Volk Israel aus Ägyptenland, aus dem Lande der Knechtschaft geführt hat, und das Wort des gekreuzigten und auferstanden Christus, das uns klare Erkenntnis und Zukunft schenkt, über dieses irdische Leben hinaus. Jesus Christus spricht:„Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen“ (Joh 8, 32). – „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden …“ (Mt 5, 10).

Venceremos, da igual lo que hagan, no importa lo que tardemos. Wir werden siegen, werden überwinden, ganz gleich, was sie tun und wie lange es dauert. Aber nicht aus eigener menschlicher Kraft, sondern aus der Kraft des Heiligen Geistes, der im Gegensatz zu aller blutigen Revolution ein Geist des Friedens ist.*

„Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Mt 5, 9).

* Eine der klarsten Stimmen auf der Grundlage christlichen Glaubens, die man zur Kritik der Corona-Situation finden kann, ist die Reaktion von Hans-Jörg Karrenbrock auf den 3. Lockdown (vgl. das Video v. 14. 03. 2021 in der Redaktion der katholischen Pfarrei St. Nikolai im Sausal). – Einer offensichtlichen Diktatur gemeinsam zu widerstehen, ist die wahre Ökumene.

19. März 2021

auf grauen wegen wächst leise die zuversicht
steigt hoffnung aus den alten wegspuren wort für wort
in jeder geste wohnt unerwartete liebe handwarm ins dunkelgroß
jede nacht ein aufatmen in die zukunft in die gewissheit
atemweise wächst die wehenwoge
das kommen und gehen
hautbunt
im ungewissen das sterben
gewiss nur der schmerz
die schwere von blut und holz
schlagenden fragen
heilendes schweigen
das geteilte volk läuft hinter dem giftigen gestern
wie gespaltenes holz ruft es nach hoffnung und schreit nach mord
der himmel bricht
die zuversicht hält inne
hält rechts und links die ermüdeten mit geöffneten händen auf – und
überflutet ins leben
ufer.licht

Katya Garcia, Dresden

morgendunkel sitzt die nacht mir im fell
schattenblicke hinter den gedanken
lichtgeschrei unter den himmeln

buchstabenmond scheint mir durchs fenster
holzfest steigt rauch auf
fremdgefühlte gebete dunkelgroß

im schoß das fremde herz das nahe
krallenwarm regt sich vertrauen
atemlaut schnurrt wirklichlicht

teigweich wartet die nahe zukunft aufs eingreifen
das gehen geschieht schon
ofenfrisch schmeckt das leben nach heute

Katya Garcia

Corona-Angst. Was mit unserer Psyche geschieht (Rezension zu einem Buch von Hans-Joachim Maaz)

Wer auch nur die Einführung des Buches von Maaz / Czycholl*  gelesen hat, weiß Bescheid, sieht klar das vor Augen Liegende. Hans-Joachim Maaz ist ein bekannter Psychoanalytiker, Psychotherapeut und Psychiater, der weiß, wovon er spricht, man kann ihn weder mangelnder Erkenntnisfähigkeit noch irgendeiner politischen Lastigkeit verdächtigen. Er macht einfach seine Arbeit.

Und seine Sozialanalyse trifft.

* Hans-Joachim Maaz; Dietmar Czycholl; Aaron B. Czycholl: Corona-Angst. Was mit unserer Psyche geschieht, Berlin: Frank & -Timme, 2021, 187 S.

„Es ist schon oft darauf hingewiesen worden: Hätte man in einem beliebigen der vergangenen zehn Jahre das Krankheitsgeschehen der Influenzawellen mit der gleichen Intensität beobachtet, wie es im Jahre 2020 mit Covid-18 geschehen ist, hätte man in gleicher Frequenz getestet, kontrolliert, nachverfolgt und ‚geforscht‘, es wären wohl weitaus höhere Infiziertenzahlen registriert worden als bei Covid-19“ (S. 10). – Im Grund sagt das schon alles, das Weitere ist Sache der logischen Schlußfolgerung. Wer hier nicht zum Zweifeln kommt, der lernt das Zweifeln nie, steckt den Kopf nie aus der Propagandawolke.

Auch die Befürchtung, dass die Zahl derer, die zum Opfer der sog. „Infektions-schutzmaßnahmen“ werden, weit höher liegt als die der Covid-19-Opfer (S. 11), sollte kritisch denkenden Menschen hinlänglich bekannt sein.

Vertrauen ins Grundgesetzt? – Wenn Menschen einst dem Grundgesetz vertrauten, sind sie jetzt einer „massiven Einschränkung der garantierten Grundrechte“ ausgesetzt, die auf der Basis der „Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstandes durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Meinung einiger Experten“ vollzogen wurde (vgl. S. 12 / 13). Kritiker dieses Vorgangs werden stigmatisiert und beleidigt (S. 14), was offensichtlich dem Strategiepapier des Bundesinnenministeriums entspricht: „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen.“

Gemeint ist Kontrolle über die Menschen in dieser Panikdemie.

Anhand eines bekannten, missbräuchlich für die Corona-Propaganda verwendeten, im Grunde aber die Pressefreiheit betreffenden Hannah Arendt-Zitates von 1973 (vgl. S. 15 – 17) legt Hans-Joachim Maaz dar, „wie subtil mitunter die Verkehrung der Tatsachen zur Anwendung kommt, wenn es darum geht, Meinungen zu verbreiten und zu etablieren“ (S. 17).

Dem gesunden Menschenverstand einleuchtend ist die Problemanzeige und die damit erhobene Forderung: „Das Problem des Verhaltens der Mainstream-Medien in der Corona-Krise bedarf umfassender Analysen. Es ist anzunehmen und zu hoffen, dass solche Analysen und vor allem die daraus abzuleitenden Konsequenzen nicht lange auf sich warten lassen“ (S. 15).

                                                            —

Liest man weiter, werden die Dinge noch deutlicher. Im Beitrag „Pandemie – Panikdemie – Plandemie“ von Hans-Joachim Maaz (Vgl. S. 29 – 54) finden sich der Reihenfolge nach diese Überschriften:

„Das Virus und die Verhältnismäßigkeit der (Zwangs-)Maßnahmen“, „Krieg gegen das Virus“, „Geschürte Angst (Panikdemie) führt zur Spaltung der Gesellschaft“, „Psychologische individuelle und gesellschaftliche Analyse“, „Die westlich-kapitalistische Gesellschaftsform“, „Die Eliten und die Massen“, „Die Quellen der Panikdemie“, „Corona-Maßnahmen machen krank“, „Integration statt Spaltung“, „Eine kollektiv-psychotische Panikdemie“, „Nutznießer des Zusammenbruchs“, „Lösungen“ – das müßte doch neugierig machen, oder stößt sich da jemand an einem Wort, baut gar die übliche Barrikade als  Denkblockade auf:  „Verschwörungstheorie“?

Bekannt, nichtsdestoweniger in breiter Front ignoriert, ist dieser Vergleich:

„Wenn man an die Zahl Verkehrstoter (3000 bis 4000 pro Jahr) oder an die tödliche Bedrohung durch multiresistente Keime in den Krankenhäusern denkt (bis 20.000 Tote pro Jahr), müsste man in der Logik der Anti-Corona-Maßnahmen die Teilnahme am Straßenverkehr drastisch einschränken oder das Betreten von Krankenhäusern … verbieten …“ (S. 20).

Über diesen Vergleich hinaus, greife ich – zur Anregung der Neugier des Lesers – einige Punkte exemplarisch heraus:

Maaz nennt verschiedene individualpsychologische Quellen der Panikdemie und zehn Gründe, warum Menschen Masken tragen (vgl. S. 44). Verwiesen wird auf die Spannung zwischen zwei gegensätzlichen Sichtweisen: Maske als Zeichen der Freiheit, der Vernunft – und Maske als Unterdrückungssymbol (vgl. S. 47 ff.). Bei diesem Pro und Contra, für das es jeweils „Indizien, aber keine gesicherten Belege gibt“, sollte man  nicht verharren (S. 48).

Als Psychoanalytiker hat Maaz das Recht, auf verborgene Prozesse hinzuweisen.  Seine These: Mit der Pandemiebehauptung „… wird verschleiert, dass wir uns inmitten einer schwerwiegenden Gesellschafts- und Weltwirtschaftskrise … befinden“, die Maaz, und dies ist ein wichtiger Hinweis, mit dem Zusammenbruch „des individuellen falschen Lebens“ in Verbindung bringt (S. 51). 

Eliten versuchen in dieser „politisch-gewollten und geschürten Panidemie“ [!]  ihr Schäfchen global ins Trockene zu bringen und nehmen dabei auf die körperliche und seelische Entwicklung von Kindern keine Rücksicht: „Macht zerstört Empathie, oder empathiegestörte Menschen kommen an die Macht“ (S. 54). Es ist eine Situation, wo „jene, die die Machtmittel haben, sich im Überlebenskampf retten wollen“ (S. 55).

                                                            —

Wen werden die Eerkenntnisse dieses Buches erreichen? Ich weiß nicht, wie hoch die Auflage dieser Aufsatzsammlung von Maaz / Czycholl ist. Zehntausend oder hundertausend Exemplare? Die meisten Menschen in Deutschland, dreiundachzig Millionen werden also bis zu diesem Buche nicht vordringen. Und nicht wenige von denen, die es lesen, werden es als eine Meinung unter anderen Meinungen ihrem Gedankenkanon einverleiben und folgenlos für das eigene Handeln – beiseite legen …

Das einfache Volk, und dazu zähle ich auch die Intellektuellen (wer von den Theologen von heute dazugehört, will ich nicht beurteilen), wird im allgemeinen Nebel der Hypermedien, die in der Gesellschaft den Ton angeben, verharren und im engen Horizont, den die Propaganda schafft, sein Leben fristen.

Eine grundsätzliche, hermeneutische* Frage sei gestellt, sie betrifft dieses Buch und jede andere Bild- oder Schriftlektüre, auch Verbales, das von anderen Menschen auf uns kommt:

Sind wir in dem Zustand ideologischer Verblendung, in dem sich die meisten Menschen heute befinden, überhaupt noch in der Lage, ein Buch, eine Botschaft intentional zu verstehen, das heißt, die Grundintention eines Textes zu erfassen, ihn zu Ende zu lesen? Oder hackt uns unser medial dekantiertes, zeitgeistig programmiertes Bewusstsein immer derart dazwischen, dass wir bei der ersten Textstelle, ja dem ersten Wort, das uns nicht gefällt, das ganze Buch, den ganzen Menschen verwerfen und ad acta legen?

* Hermeneutik: die Lehre vom Verstehen. Lehre von der Auslegung und Erklärung eines Textes oder eines Kunst- oder Musikwerks. Das Verstehen von Sinnzusammenhängen (auch von Geschichtsereignissen) aus sich selbst heraus, d. h. ohne ideologischen Filter.

Propaganda richtet im Sozialen großes Unheil an, sie bringt die Menschen gegeneinander auf, verstrickt sie in ein fruchtloses, gefährliches Pro und Contra und lenkt so von der nüchternen Betrachtung der Sache ab. Nicht pro, nicht contra Fronten aufgebaut, auch nicht ad personam argumentiert, sondern: nüchtern ad rem (zur Sache) gesprochen, das bringt uns weiter … Hans-Joachim Maaz und seine Kollegen Dietmar und Aaron B. Czycholl haben dies getan, ihre Sachlichkeit verdient unsere Anerkennung. Was nicht hindert, dass sie von Propagandisten mit den üblichen Begriffen abgekanzelt werden.

                                          —

Maaz plädiert für eine Gesellschaft der Selbstkritik*, „wo eigene Fehler, Irrtümer, Schwächen und Begrenzungen, auch schuldhaftes Verhalten erkannt und reguliert werden können und so keine Feindbilder und Sündenböck mehr gebraucht werden“ (S. 56) Auch für die Kritiker der Corona-Plandemie ist es eine Illusion „das verlorene Leben unverändert wieder zurückzugewinnen – also das falsche Leben ante Corona[m] [vor Corona] fortführen zu können“, der Protest sollte sich nach Maaz „in ein Ringen um bessere, natürlichere, gerechtere, weniger entfremdete Lebensformen transformieren“ (ebd.).

Diese Perspektive mag illosorisch, allzu idealistisch anmuten, immerhin entwirft sie die Utopie einer anderen, dialogischen  Gesellschaft. – Die Hoffnung stirbt zuletzt im Warteraum der Zukunft.

* Der theologische Begriff für Selbstkritik ist metanoia: Buße, Sinnesänderung, Umkehr (des Einzelnen und der Gesellschaft).

Sebnitz, am 20. März 2021

Symptomfreie Krankheit

Was wird man wohl noch alles finden wird … Nach neuester Verlautbarung  können auch symptomfreie Menschen als Kranke bezeichnet werden. Das heißt: jeder ist verdächtig, krank zu sein, auch wenn er über Jahre den gesündesten Eindruck macht. Es sieht nicht so aus, als ob Du Corona hättest, aber für alle Fälle wollen wir Dich regelmäßig testen! So bekommt man das ganze Volk auf die Teststrecke und schließlich – an die Nadel. Was ja das erklärte Ziel der Kampagne ist. 

Als buchstäblich krank kann demnach auch der gelten, der keine Symptome zeigt, bei dem vielleicht nicht einmal der Test anschlägt. So wird die ganze Gesellschaft zu einer Herde von symptomatischen oder symptomfreien Corona-Kranken, damit hätten wir ja fast schon – Herdenimmunität! Bei der Schweinegrippe hat man seinerzeit ganze Ställe abgeschlachtet. Vorsichtshalber.

Uns will man nur impfen, welch ein Trost …

Die Dinge sind verworren. Zum einen ist da ein Test, der nichts taugt und eine hohe Fehlerquote aufweist. Mit anderen Worten: man kann durchaus etwas finden, wo im Grunde nicht ist. Zum anderen sind mit Covid-19 Infizierte nicht automatisch Corona-Kranke, das weiß man inzwischen, ignoriert es aber beharrlich. Denn die Corona-Statistik will mit steigenden Zahlen gefüttert sein, die umso höher sind, je mehr man testet.

Strittig ist des Weiteren, wie und ob man mittels Impfstoffen dem Virus wirksam begegnen kann, ohne die Gesundheit der Menschen schwerwiegend zu schädigen. Da zeigt die Gesundheitspropaganda allerdings ethisch wenig Bedenken, die Gesellschaft in ganzer Breite (neuerdings auch Kinder und Jugendliche) mit kurzzeitgeprüften Imfstoffen zu traktieren. Was man einmal eingekauft hat, möchte man auch verbrauchen.

Das Virus selbst hat seine Symptome, das Virus Panik weitaus ernstere. Da muß man nicht erst testen, das liegt auf der Hand: die Virus-Panik macht uns krank. Ob infiziert oder nicht, ob an Covid-19 erkrankt oder nicht, ob mehrfach geimpft oder nicht – Maske muß sein, wird sein! Auch Abstand, Test und vielleicht monatlich die Nadel. Ein Leben lang? Das ist die Perspektive, die man uns und unseren Kindern bieten will. Solange ein Volk sich das bieten  lässt …

22. März 2021

Zur geistigen Verfassung von Christ und Kirche (I)

Die Verfolgung unter dem Kaiser Decius (geb. 200 / 201, gest. 251) traf die Christen gänzlich unvorbereitet, bei der Verfolgung unter Diokletian (geb. zw. 236 / 45, gest. 312) war dies schon anders. 311 kam das Toleranzedikt. – Ja, es gab eine Zeit, da haben sich Christen unter Berufung auf den EINEN HERRN geweigert, dem Kaiser und den Göttern zu opfern. Und das hatte bedrohliche Konsequenzen. Es wäre ein Leichtes gewesen, sich mit einer flachen Interpretation des Bibelwortes: “Seid untertan der Obrigkeit” (Römer 13) herauszuwinden, und manche haben dies, wer könnte es ihnen verdenken, im Angesicht tödlicher Bedrohung wohl auch getan. 

Opfer kann man nicht fordern, ihre Unterlassung nicht einklagen (wer kann schon für sich garantieren, wenn er mit Folter und Tod konfrontiert wird), aber man darf doch fragen:

Welchen Mut haben Christen heute, sich Herrschern und Strategen zu verweigern, zu welchen Opfern existentieller Art sind wir bereit und in der Lage? – Während Christen anderswo auf der Erde Verfolgungen im großen Stile dulden müssen, wovon wir kaum eine Vorstellung haben (solche Nachrichten berühren uns nur am Rande), pflegen wir ein saturiertes, wohlstandsfrommes, zeitgeisthöriges Christentum, das klein beigibt, in Schrumpfung resigniert, sich von der Welt und ihren Ideologien missionieren lässt, mit einem Wort: dem Leiden und dem Kampfe entwöhnt ist.

Beim geringsten Winde fallen wir um, verleugnen den Choral, das geistliche Lied, und singen mit im Chore verordneter Angst, vergessend, dass Christus bei uns ist im schwankenden Boot.

Auf die Panik-Plandemie von 2020 / 21 angewandt: Während die einen auf die Straße gehen, sich für mehr Gerechtigkeit und Wahrheit von Polizei einkesseln, niederschlagen, über das Plaster schleifen und verhaften lassen (Dresden, 13. März 2021), sitzen die anderen warm und existenzsicher zu Hause an ihrem Schreibtisch, vielleicht bei der Gottesdienstvorbereitung, und lassen sich das Ganze am Abend als Tele-Propaganda-Film präsentieren und so in ihrer Weltsicht  bestätigen (“wie schwer von Begriff ist doch der Mensch!”): weiterhin alles mitzumachen, was die Obrigkeit befielt, und sei’s das größte Vergehen an der Menschheit, das keines ist, solange ich es nicht sehen will.

Zur geistigen Verfassung von Christ und Kirche (II)

Dies sind harte Worte, ich weiß, aber solche Klage darf man führen gegen schweigende Bischöfe, eine schweigende Kirche: “Bedenke, aus welcher Höhe Du gefallen bist, kehre um …” (Offenbarung 2, 5); mit Schönrederei kommen wir nicht weiter.

Die Versuchung ist groß, dass wir mangelnde Erkenntnis, weltliche Gesinnung, Feigheit des Herzens und höriges Verhalten mit Nächstenliebe oder anderen theologischen Argumenten zu entschuldigen suchen.

Gottes Wort zur eigenen Rechtfertigung zu missbrauchen, in dieser Versuchung stehen wir alle in der gegenwärtigen Situation. Wohl dem, der es sich schwer macht, nicht den leichten, bequemen Weg einschlägt: den der Anpassung an vorgegebene Strukturen der Angst und Repression, der für sich selbst geistige Maßnahmen ergreift, weltlicher und kirchlicher Stillhalte-Propaganda nicht auf den Leim zu gehen.

Die Trennung von Staat und Kirche ist auch von der Kirche zu achten, jede Verquickung mit der Macht ist suspekt. Der Obrigkeit als ordnender Macht gehorsam zu sein, bedeutet nicht, mit ihr zu paktieren, eine Kumpanei einzugehen, zumal dann nicht, wenn sie sich als Chaos-Macht entpuppt (Dresden,  13. März / Kassel, 20. März 2021)! – Dies muss in Reflexion von Römer 13 klar gesagt werden.  

Wie rührend doch unsere Argumente sind, auch unter Freunden: “Widerstand, ja, vielleicht. Aber es geht um den Zeitpunkt, ab wann es so schlimm ist, dass man als Christ widersprechen, widerstehen muss in Gottes Namen.” – Seht Ihr denn nicht?!

Der Zeitpunkt (griech. Kairos*) ist längst überschritten …

* Das Substantiv Kairos meint den günstigen Zeitpunkt für eine Entscheidung oder schlicht: den entscheidenden Augenblick. In der griechischen Mythologie ist Kairos eine sich schnell und unablässig bewegende Gottheit, von ihrer Stirn fällt eine lange Locke, ihr Hinterkopf ist kahl und glatt. Philosophisch bezeichnet Kairos den Entscheidungspunkt, den Augenblick, wo sich Zeit und Ewigkeit berühren. Anders gesprochen: wer den Kairos versäumt, verliert die Berührung mit dem, was wahr und gerecht ist und ewig gilt.


21. März 2021

Notker Balbulus von St. Gallen (ca. 840 – 912):  Die Oster-Hymne

                                                   Preislieder dem  Retter

                                      wollen wir singen mit ergebener Stimme

Und in frommen                                                        Der sich selbst
Melodien lasst uns jubeln                                          entäußert hat, damit er uns
dem himmlischen Herrn, dem Messias,                    verlorene Menschen befreie.

Im Fleisch den Ruhm                                                Dem Joseph, der Maria
der Gottheit verbergend                                            dem Simeon gehorsam.
Mit Windeln bedeckt                                                 Ward er beschnitten
in der Krippe, sich erbarmend                                   und durch rechtmäßiges Opfer
des Übertreters göttlichen Gebots,                            gereinigt wie ein Sünder,
des vom Vaterland des                                               der geneigt ist  
Paradieses nackt Vertriebenen.                                 Vergehen von uns zu nehmen.  

Unter des Dieners Hand begab er sich                      Hunger leidet er,
zur Taufe                                                                   er schläft und ist traurig
und erträgt die Tücken des Versuchers,                    und er wäscht den Jüngern die Füße
flieht die Steine der Verfolger.                                  der Gott-Mensch, der Höchste-Niedrige.

Aber dennoch hat er unter dieser                              Wasser gibt er zur Hochzeit
Niedrigkeit des Körpers                                             vom Geschmack des Weins.
Seine Gottheit                                                            Blinde Augen hat er
niemals zu verbergen gesucht,                                  mit klarem Licht gekleidet.
sondern sie in verschiedenen Zeichen                       Fahlen Aussatz
und Lehren geoffenbart.                                            vertreibt er mit sanfter Berührung.

Verweste Tote erweckt er                                         Wogendes Wasser durchwandert er
und heilt gebrechliche Glieder.                                 wie trockenes Ufer: beschwichtigt Winde,
Den Blutfluss fesselt er                                             die gefesselte Zunge entriegelt er
und sättigt                                                                  verschlossene Ohren
mit fünf Broten                                                          hat er den Stimmen geöffnet. 
Fünftausend.                                                              Fieber vertrieben.

Nach Wundern über Wundern                                  Wird er aus eigenem Willen ergriffen
solcher Art                                                                 und verurteilt

Auch gekreuzigt zu werden hat er                             Die Sonne indessen hat seinen Tod
nicht verachtet:                                                          nicht angeschaut

Er hat den Tag erleuchtet,                                         Zuerst der Maria,
den der Herr gemacht hat,                                         dann den Aposteln,
Den Tod vernichtet                                                    Die Schrift lehrend,
und ist als Sieger seinen                                            das Herz öffnend, damit sie
Geliebten lebendig erschienen:                                 das vor ihm Verschlossne entriegeln.

Sie huldigen nun                                                        Heller leuchten
dem auferstehenden                                                  Sonne und Mond,
Christus alle mit Freuden.                                         die durch Christi Tod Getrübten.
Blumen, Saaten                                                         Die grünende Erde
in erneuerter                                                              zollt dem auferstehenden
Frucht ergrünen sie, und Vögel                                 Christus Beifall, die zitternd
im harten Frost                                                          ob seines Todes
singen dem Reinen süßen Jubel.                               zu fallen drohte.

Nun lasst uns frohlocken an diesem Tage,                Sterne, Sonne, Meer freuen sich,
weil uns den Weg des Lebens enthüllte                    und es danken
der auferstehende Jesus.                                            im Himmel alle geistlichen Chöre

                                                                       dem Stimmgewaltigen.

Eine Sequenz (ein hymnischer Wechselgesang nach der Melodie Frigdola, abschnittsweise links und rechts zu lesen) des Notker Balbulus, des Stammlers von St. Gallen, von mir aus dem Lateinischen übertragen im März 1997 (bearb. am 25. März 2021 / vgl. die Textfassung bei Wolfram von den Steinen: Notker der Dichter und seine geistige Welt. Editionsband, Bern: Francke Verlag, 1978, 2. Aufl., S. 28 – 31). Das Geheimnisvolle, schwer Zugängliche dieses mehr als tausend Jahre alten Textes entspricht dem Mysterium des Osterereignisses, das mit Verstand und Gefühl, mit literarischer Bildung allein nicht zu begreifen ist. Ostern, das Fest der Auferstehung, das zentrale Fest der Christenheit, will mit Glauben, mit Gottvertrauen erfahren sein. – Ja, es gibt eine Perspektive über dieses irdische Leben hinaus.

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