Demokratie oder was sonst?
“Krakeelende Minderheit. Die meisten sind vernünftig.” (Nachrichten der Leitmedien v. 12. Jan. 2021).
Wie ist eine Staatsform zu nennen, wo Kritiker der Regierungsmaßnahmen in den Leitmedien, die Millionen erreichen, als Minderbemittelte, als Idioten, als rechtslastig und böse verschrien werden?
Doch nicht etwa Demokratie? Finde einen anderen Namen!
12. Jan. / 28. März 2021
Keine Kraft mehr zum Widerstand?
Lesung aus der Sächsischen Verfassung vor dem Landtag in Dresden am 25. März 2021. Ein Abgeordneter der Gruppe der Zwanzig kommt heraus, stellt sich immerhin dem Gespräch. Eine volle Stunde spricht man miteinander, ohne dass der Kämpfer von einst wirklich begreift, wovon die Rede ist.
Nach über 30 Jahren keine Kraft mehr zum Widerstand?
28. März 2021
Von Dresden bis Mittweida. Ostermarsch 2021
(1) Irgendwo muss der Mensch beginnen, setzen wir uns also in Bewegung. Du und ich – wir sind Bewegung. Und wir haben ein Ziel.
Die Macht will keine Bewegung, sie will den Stillstand. Wo auch immer Menschen einen Aufbruch wagen, fühlt die Macht sich bedroht. Immerhin konnte zum Ostersonntag der Gottesdienst am Japanischen Palais stattfinden, nach einiger Überzeugungsarbeit relativ unbehelligt von der Polizei. In der Sächsische Verfassung, Art. 19. wird ja die „ungestörte Religionsausübung“ zugesichert … Es ist nur ein kleines Häuflein von knapp zwanzig Menschen-kindern, das sich nun von Dresden aus in Bewegung setzt Richtung Moritzburg, mit einem Bollerwagen, einem Fahrrad-Anhänger und einem kindhohen Kreuz, das S. aus Dachlatten hergestellt hat. Er gehört zu keiner christlichen Gemeinde, und versteht doch das Kreuz mehr als mancher Christ heute, der es verrät, von Christus so wenig erwartet und sich in blindem Vertrauen dem falschen Kreuze beugt, das eine Maskenmacht ihm auferlegt unter dem Vorwand von Gesundheit.
Demonstrationen, Willenskundgebungen für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden, ja für die Erhaltung von Gesundheit, rütteln an den Grundfesten der verordneten Angst, man fühlt sich bedrängt. Was tun? Maskenpflicht, Abstandsgebote, Beschränkung der Teilnehmerzahl, und vor Ort: die Einkesselung von Demonstranten und manche Schikane – das alles genügt nun nicht mehr. Frau da oben, Teil der globalen Macht, orientiert jetzt auf ein hartes Ausgehverbot (BILD kündet es an). Damit wäre dann jede verfassungsmäßig garantierte Versammlung unter freiem Himmel garantiert abgewürgt. Den Gesang der Frühlingsvögel hört man ja auch bei geöffneten Fenstern in der eigenen Wohnhöhle, auch der Frühlingsduft kommt solcherart, je nach Lage, irgendwie in den Innenraum des Herzens, des Gehirns. Sofern Rechner, smartphon und Fernseher nicht den ganzen Tag in Betrieb sind und alles ausfüllen. Dann gute Nacht eigenes Denken und Fühlen, schlafe wohl …
Unter freiem Himmel bewegt sich der Zug, den Ostergruß auf den Lippen, unbeirrt weiter – an der Elbe entlang aus Dresden, dem Kretschmer-Horizont heraus. Im Stillen betend auch für den Ministerpräsidenten, dass er als minister populi, als ein Diener (!) des Volkes, erkennen möge: hier sind Menschen unterwegs, die man durch kein Schlagwort der Politmaschine mundtot machen kann. – Der Geist ist stärker, das wird sich erweisen!
(2) Ostermontag 2021: frühmorgens in Moritzburg. Das Städtchen liegt verlassen. Das Burgmuseum hat geschlossen, wie den üblichen Schrifttafeln mit den üblichen Masken-Worten zu entnehmen ist. Wenn ich Euch hier nicht finde (ich habe keine Adresse, auch kein Handy), dann sehen wir uns erst heute abend in Meißen. In der evangelischen Kirche in Moritzburg ist für 10.00 Uhr, wenn ich recht lese, ein Gebet angekündigt. Ob man da auch singen wird? Nur ein Lied im Gottesdienst, wie es jetzt andernorts, in der Heimatgemeinde, praktiziert wird, was soll das? Das macht nur traurig.
Ein wenig irre ich noch umher in Moritzburg (wo ein Kommilitone von mir bis vor kurzem Chef der Diakonie gewesen ist, wohl noch hier wohnt), vorbei an dem Evangelischen Aus- und Weiterbildungszentrum mit der Tagungsherberge an der Bahnhofstraße. Auch hier alles leblos, die Tür verschlossen. Wer wird da wohin und mit welchen Inhalten geformt, gebildet?
Aus und weiter! Irgendwo ein Imbiss, vorhin noch geschlossen. Doch jetzt geht etwas voran. Ich darf mich setzen, bekomme einen Kaffee, ein Stück Kuchen. Gute Worte auch. Ein deutliches Hoffnungszeichen an diesem Morgen. Kurz telefonieren darf ich ebenfalls, höre ins Vertraute – und erfahre so den Ort der Bestimmung. Der Tag kommt in Schwung, lässt Struktur erkennen.
In einem Waldort treffen wir uns am Frühstückstisch. Über der Begrüßung: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!“ vergesse ich, mich vorzustellen. Jedenfalls habe ich mich als Christ zu erkennen gegeben. Beim Frühstück reden wir ein bisschen, so zur Einleitung, wie das üblich ist; ich erwähne die Kinder … Plötzlich, nach zwanzig Minuten, die Frage der Gastgeberin: Kennen wir uns nicht? Stichwort: Möwenort / Rügen. Aber ja! Irgendwann haben wir dort schon miteinander gesprochen, erkennen uns jetzt wieder …
Die Welt ist ein globales Dorf. Wer sind die Häuptlinge?
Hier am Tisch sind Menschen, auf den ersten Blick vielleicht zehn in bunter Mischung, vom Dreizehnjährigen bis zum Achtundsechziger (was hier das etwaige Alter, nicht die Geisteshaltung bezeichnet). S., jung und drahtig, ein Sportler, ist auch mit hier. Ihm gehört der Radanhänger, an dem er vor dem Aufbruch zur nächsten Etappe das Holzkreuz befestigt –
(3) Aufbruch nach Meißen. An Gräbern begrabener Erinnerungen vorbei führt uns der Weg, bald sind wir am Seerosenteich, Eigentum der Kirchgemeinde Coswig. Wenn der Winter verlockdownt ist, kann man ihn ja als Rückzugsraum und zur Entschleunigung des Lebens nutzen, wie das früher im ländlichen Raum ganz selbstverständlich war, den Kreislauf der Natur einfach zu leben, worauf mich, nennen wir sie: Katharina die Große verweist (ihre Familie begleitet uns ein Stück Richtung Meißen). Inzwischen ist die Sehnsucht nach dem Frühling groß. Möge es ein globaler Prager Frühling sein …
An einer Unterführung lese ich diesen Spruch: Be spiritual! Ja, Spiritualität tut not. Setzen wir die Kraft des Geistigen gegen eine „Realität“, die man uns vorgaukelt; den Namen Wirklichkeit verdient sie nicht.
„Wenn Du verlässt, was Dich unglücklich macht, findest Du das Glück“, sagt mir ein Weggefährte. – Ich denke: so einfach ist das nicht. Vielleicht finde ich dann etwas, das ich nur für Glück halte, nicht wirklich Glück ist, und gerate so noch tiefer in das Unglück hinein, so dass mir das frühere Unglück beinahe – als Glück erscheint. In Huxleys Schöner Neuen Welt wird das Glück gar verordnet: Bist Du nicht glücklich, dann nimm Soma [ein Rauschmittel], mach Urlaub von einer Realität, die Dir nicht gefällt, Dir zu nahe getreten ist. – Wenn das so einfach wäre …
Die leiblich-seelisch-geistige Verfassung des Obdachlosen, der da eingekotet vor uns läuft, erkennt K. (zwei Jahrzehnte war sie Polizistin, jetzt arbeitet sie in einem Heilberuf) auf den ersten Blick. Sie erzählt, dass man auch in dem Beruf als Polizist durchaus persönliche Ermessensspielräume hat, das heißt: in eigener Verantwortung menschlich handeln kann. Eine wichtige Erkenntnis … Wir tragen ja alle weit mehr Potential in uns, als wir im Leben zu nutzen verstehen.
Dann kommen wir auf den Zusammenhang von Hypnose und Propaganda zu sprechen. Meine Frage, ob da ein Zusammenhang sei, war mehr rhetorischer Art: selbstverständlich gibt es hypnotische Elemente in der Propaganda, eine hypnotische Sprache, gezielte Verknüpfungen von Wort und Bild, nur dass hier der Zweck nicht Heilung, sondern Beeinflussung ist, um eine Menschenmasse fremden Zielen gefügig zu machen.
Auf eine Formel gebracht: Heilhypnose dient dem einzelnen Menschen, will ihn in die Freiheit führen, Propaganda bringt ihn in Abhängigkeit, macht ihn zum Sklaven.
Wohin zieht es uns auf dieser Lebens-Wanderschaft? Dorthin, wo der Wald sieben Tage tief ist*, wo man sich noch verlaufen kann in Gottes Schöner Welt, in der geschaffenen Natur, der Vielfalt des Seins.
* Vgl. Reinhard Lakomy: Traumzauberbaum.
Es schneit, es hagelt, wir kommen schwer voran, haben reichlich Gegenwind. K. zieht den Wagen mit dem Kreuz. Es kann nicht immer hageln, wir werden widerstehn! Widerstehen mit diesen Friedensworten, die am Wagen befestigt sind und am Kreuz Halt gefunden haben:
„Selig sind, die Frieden stiften“ (Mt 5, 9) /„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg“ (Ghandi) / „Der Frieden muss sich auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens entwickeln“ (Dalai Lama) / „Friede ist nicht Abwesenheit von Krieg, Friede ist eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit“ (Baruch de Spinoza).
F. aus der Oberlausitz ist einige Kilometer vor Meißen zu uns gestoßen, läuft eine Strecke mit. Schon in der Wende vor mehr als dreißig Jahren hat er seine Stimme erhoben, heute schleift man ihn übers Pflaster, wenn er in Dresden kritische Texte aus der Wendezeit liest. So ändern, nein: so ähneln sich die Zeiten.
In Meißen erreichen wir unser Ziel. Angesichts des kühlen Wetters fährt ein Großteil zurück nach Haus, die bleiben, finden im Wohnwagen Quartier. Am Abend ist Demonstration in Meißen, der Platz ist eng, der Kreis der Demonstranten überschaubar, ob das Polizeiaufgebot angemessen war, mögen die Einsatzkräfte entscheiden. Als freier Bürger, ob mit oder ohne Maske, fühlte man sich beengt. Behaglich war es hier wohl für keinen auf diesem engen Platze. – Ein Mann Mitte Dreißig, Anfang Vierzig wird zur Rede gestellt und aufgefordert, sich auszuweisen. Mehrere Uniformierte um ihn herum. Als der so Angesprochene sich nicht gefügig zeigt, drängt man ihn ab, um eine „polizeiliche Maßnahme“ einzuleiten.
Eine Friedensstifterin, die Weste, die sie als Friedensbotin erkennbar macht, hat sie leider vergessen, geht entschlossen auf die Gruppe zu, um für den Frieden einzutreten und dem Betroffenen Beistand zu leisten. Beharrlich weist sie darauf hin, dass es nicht nur um polizeiliche Maßnahmen geht, sondern sich auch hier, an diesem Ort, auf beiden Seiten Menschen begegnen.
Der Mann wird weiter abgedrängt, seine Familie und die Friedensstifterin folgen ihm. Nun die Aufforderung: Abstand zu halten, weil da eine polizeiliche Maßnahme im Gange sei. „Das ist mein Vater. Ich geh hier nicht weg“, sagt eine junge Stimme neben mir. Und dann war es doch wirklich nötig, dringend darauf hinzuweisen, wie ein Mensch gerade in solcher Bedrängnis nicht Abstand, sondern menschliche Nähe braucht!
Im übrigen sind auch Polizisten gefährdet, wenn da im Infektionsschutzgesetz steht, dass ihnen jederzeit ungeprüfte Medikamente und Impfstoffe beigebracht werden können. Der junge Polizist kannte wohl die Verordnung im Allgemeinen, nicht aber diesen Passus. Rührend sein Argument, warum wir zwei Meter Abstand halten sollen, er fühle sich „bedrängt“. Das war sein Kriterium, wie mögen da wohl Demonstranten empfinden?
Kurz darauf wird ein Passant auf Maskenpflicht angesprochen. Als er sein Attest vorweist, zweifelt man es an. Die Identität des Angesprochenen wird festgestellt (dass er den Ausweis aus der Hand gab, war ein Fehler) und da greift die Friedensstifterin nochmals ein: Sie wollen doch jetzt nicht etwa wirklich das Attest mit dem Handy fotografieren?! Dazu haben sie kein Recht. Verlangt ist einzig die Glaubhaftmachung, warum einer keine Maske trägt. Das Attest zu fotografieren, verletzt den Datenschutz, auch ein Polizeihandy ist kein sicheres Medium! – Der Polizist lässt sich überzeugen und verzichtet auf das Foto.
So erfährt ein Mensch, was Fürsprache ist. Einzutreten für die Sprachlosen, einander beizustehen in dieser Angst-Gesellschaft, das müsste noch viel öfter geschehen.
Auch die Polizisten sind in jedem Falle verpflichtet, sich auszuweisen, ihre Namen bzw. die Dienstnummer anzugeben.* Dies hat die Friedensstifterin beharrlich gefordert und insgesamt versucht, mit den Polizisten vor Ort in Dialog zu kommen. So ging es in Meißen, auch wenn die Stimmung keine gute war an diesem verhagelten Ostermontag 2021, noch einigermaßen im Frieden auseinander. Preis dem Herrn! Wer die Stimme der Friedensstifter hört, ist gesegnet, auch der Mann und die Frau in Uniform.
* Wie ich erst am Schluss unseres Marsches in Mittweida erfuhr, kann auch Selbstanzeige eine guter Schutz sein, so wird der Polizist mit in die Haftung genommen, muss mit vor das Gericht, was niemand gern tut.
(4) Wie nun weiter? Auch der Dienstag nach Ostern (06. April) zeigt hartes Aprilwetter: Sonne, Hagel, Schnee, aber kein Regen, Gott sei Dank. Wir streben dem nächsten Ziele zu, allerdings auf der falschen Elbseite, wir nehmen die Fähre bei Diesbar-Seußlitz, müssen dann wieder ein Stück zurück. Wenn man gute Energien hat, ist das kein Problem, mancheiner durchquert ganze Lebenslandschaften für eine einzige kurze Umarmung, ein klein bisschen Nähe.
Wichtig ist irgendwo anzukommen, in der eigenen Innenwelt zumindest. Wer sich dem inneren Dialog stellt, kann weite Reisen ins eigene Selbst unternehmen.
So gehe ich zurück in meine Vergangenheit, lasse es zu, dass ich meine Urgroßmutter treffe, der Urgroßvater war Steinschleifer, hatte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts in den Steinbrüchen von Demitz-Thumitz / Oberlausitz schlechtes Wasser getrunken und war mit kaum 40 Jahren an Typhus gestorben ist. Er hinterließ meine Urgroßmutter Pauline mit vier Kindern, mein Großvater Ernst (geb. 1882 in Oppach) war eins von ihnen. Nun treffe ich auf dieser Innenwelt-Reise meine Urgroßmutter, kurz nach dem Tode ihres Mannes. Ich stelle mich vor: ich bin G. Z., Dein Urenkel, ich komme aus dem Jahre 2021. Wie geht es Dir? Ich will Dir auch von mir erzählen. Ist Dein Mann, August Wilhelm, etwa an einem Virus gestorben? – Nein, was ist denn das? – Und schon sind wir im Gespräch. Die Urgroßmutter ist eine harte Natur, sie schüttelt nur kurz mit dem Kopf, sie hat andere Probleme, muss nun vier Kinder allein durchbringen. Da fängt sie an zu erzählen. Ich höre zu, lerne sie kennen und kann so auch mich viel besser verstehen …
Dies ist nur ein Beispiel aus meiner Biographie, vorstellbar wäre auch eine Reise nach Südamerika, sofern ein Mensch dort seine Wurzeln hat. Am Abend sitzen wir in der geräumigen Küche lange mit unserem Gastgeber J. zusammen. Er spricht von der Vierten Dimension (zwei sich durchdringenden Flächen). Der Mensch ist vierdimensional, meint er, die vierte Dimension liegt in der Psychobionik, im Seelenleben. – Ich habe gewiss nicht alles verstanden, vor allem dort nicht, wo es um die Chaosforschung, die imaginären Zahlen und andere mathematisch-physikalische Geheimnisse ging.
Wir erfahren: Das Leben ist ein Pendel, das hin und her schwingt zwischen den Polen, alles ist zugleich auch das Gegenteil. Wir müssen wahrnehmen, was dazwischen liegt. Die andere Polarität ist die Vielfalt. Meine Einzigartigkeit ist wichtig für das Bestehen des Ganzen. Wir sind wie Sand am Meer der
Geschichte, jedes Sandkorn ist wichtig. Ich bin ein fraktaler Aspekt, ein Teil des Ganzen. Die Folgerung: „Ich bin Gott“ konnte ich allerdings nicht bejahen. Wie kann das Bruchstück eines zerbrochenen Kruges sich zum Ganzen machen, der Ton sich über den Töpfer erheben? In der schlichten Sprache der Bibel gesagt: „Herr, Du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, Du bist unser Töpfer, und wir alle sind Deiner Hände Werk“ (Jes 64, 7).
(5) Mittwoch, 08. April 2021. Ein Ruhetag. Während wir mit der Frau des Gastgebers über das Mindesteinkommen und andere Themen sprechen, muss der Kaminofen in der Küche mit Holz gefüttert werden, das ergibt einen guten Klang. – Am Nachmittag kommen Freunde (S., der Kämpfer für die Sächsische Verfassung ist wieder mit dabei) und holen uns ab, bringen uns am Abend an einen Ort nah der Autobahn, wo wir im Gewölbe, dem ehemaligen Stall des Hofes, einen Lobpreisabend erleben, den Nicolas, ein aus Indonesien stammender bekennender Christ, uns hält (morgen und übermorgen werden wir ihm noch eimal begegnen).
„Großer Gott, wir loben Dich“ – mit Gebet und Lied, dass Du uns auf diesem Ostermarsch bis hierher geführt hast.
(6) Am Morgen des 09. April, es ist ein Donnerstag, der vorletzte Tag unseres Ostermarsches, fährt uns E., unser Gastgeber, nach Döbeln. Am Markt ist hier das KAFFEEkostBAR (Batavia), wo Nicolas Sihombing und seine Frau Eva nicht nur fairen Kaffeehandel betreiben, sondern von hier aus die Region Mittelsachsen mit vielfältigen Aktivitäten beleben. Ihrer Friedensarbeit ist es zu verdanken, dass in Döbeln und Umgebung Demonstrationen in weitaus besserer Atmosphäre stattfinden, als wir das am Ostermontag in Meißen erlebt haben. Nicolas betet, singt eigene Lieder, publiziert, hält guten Kontakt zu den Behörden. Und alles aus der Kraft christlichen Glaubens.
Wenn Kirchen heute (anders als 1989) ihre Türen den Demonstranten verschließen, so gehen bekennende Christen jetzt eben hinaus auf die öffentlichen Plätze, zu den Protestierenden, und stehen ihnen bei.
Von Döbeln geht es weiter mit dem Holzkreuz auf dem Fahrrad-Anhänger und Gepäck auf dem Rücken. Am Rande der Straße laufen wir einige Kilometer Richtung Mittweida, dann biegen wir ab, verlaufen uns, gehen an der Zschopau
zweimal im Kreise, bei der Fischerei im Töpelwinkel sind wir jetzt zum zweiten Male, schauen hinunter in den Mühlgraben und sehen, wie ein Mann mit langstieligem Käscher die zappelnden Fische aus zwei großen Netzen hebt.
Völlig illusorisch, unser Ziel Altmittweida heute noch per Fuß zu erreichen. Dass ich keine Landkarte dabei habe, bereue ich. Jetzt sind wir wieder hier, nahe der Fernverkehrsstraße nach Mittweida, klingeln an derselben Tür. Die Frau, die uns vor drei Stunden mit viel Geduld den Weg erklärt hat, lässt uns ein in ihre Küche, bewirtet uns mit Tee, zeigt ein offenes Herz. Dann brechen wir auf. Vom Bahnhof Limmritz, hier sind wir heute schon einmal gewesen, fahren wir mit dem Zug nach Chemnitz und weiter nach Burgstädt. – In Burgstädt haben wir Quartier bei S., treffen dort einen aufgeweckten zehnjährigen Jungen, der gern debattiert: „Worüber könnten wir denn mal diskutieren?“ Wir kommen auf Sprache und Sprechen, was die wichtigste Wortart sei: die Substantive oder die Verben. Als der Junge schläft, geht das Gespräch mit anderen Themen noch weiter bis tief in die Nacht. –
Unsere Irrwege heute … Im Nachhinein haben wir uns lustig gemacht, über uns selbst. Auch der Umweg ist ja ein Weg zum Ziel. Wie oft geht ein Mensch in seinem Leben solche Kreise …
(7) Der letzte Tag des Ostermarsches: Freitag, 09. April 2021. Von Burgstädt nach Mittweida. Die großen Straßen meiden wir, bei Königshain geht es quer über das Feld. 16.30 Uhr Ankunft in Mittweida, nach ca. 110 Kilometern von Dresden aus seit Ostersonntag (ich war nur 90 km dabei). K. hat die ganze Zeit den Fahrradanhänger mit dem Kreuz gezogen, wollte es so. Wer ein gutes Ziel hat, bekommt Dei gratia, aus Gottes Gnade, auch die Kraft dafür.
Kurzer Spaziergang in Mittweida, die Rochlitzer Straße hinauf. An einem Restaurant der Hinweis: „Früher haben wir hier gefeiert“ (und drei Kreuze dazu), an einem Geschäft Sterbekreuz und Herz: „Für immer geschlossen. Für immer im Herzen“. Ein paar Schritte weiter: „Existenz in akuter Gefahr.“ An einem anderen Geschäft die Bemerkung: „Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen“ (Arthur Schopenhauer).
Mittweida spricht, auch mit Worten an den Fensterscheiben des russischen Lokals „Rodina“, das ist: Heimat …
In Gedanken bin ich nun den Weg von Dresden nach Mittweida noch einmal gegangen, das ist mir nicht leicht gefallen. Denn Vieles, vielleicht Wesentliches, bleibt ungesagt. Wir haben Menschen getroffen, die uns ermutigten auf diesem Wege. Unter ihnen auch die junge Schaffnerin im Zug nach Chemnitz, die uns freundlich begegnete.
In Mittweida war das Ziel erreicht. Die Mutmach-Demo vom 09. April 2021 hatte zu Recht diesen Namen. Ich habe da viele gute Beiträge* gehört, war beeindruckt von der Offenheit des Wortes und der guten Atmosphäre, zu der auch die Polizei beigetragen hat, die am Rande der Demonstration in geringer Zahl wohl anwesend war, sich aber im Hintergrund gehalten hat, nicht in Erscheinung getreten ist. Demnach haben auch hier in Mittweida die Friedensgespräche gute Wirkung gezeigt.
* Vgl. den Mitschnitt: https://dlive.tv/p/michaelauschemnitz+fPNc5qlGR. Bemerkenswert in Mittweida: fünf der Redner bekannten sich zum christlichen Glauben. – Wenn Kirche als Institution auch schweigt, Christen sind präsent bei den Demonstrationen.
Eröffnet und begleitet wurde das Ganze von Nicolas, der auch mehrere Lieder beigetragen hat. Unter anderem dieses: „Einigkeit und Recht und Freiheit.“ Ein Christ aus Indonesien singt mit uns die Nationalhymne! Und es war ein kräftiger Gesang. Wenigsten haben wir im Chaos 2020 / 21 dies wieder neu gelernt: öffentlich und frei unsere Nationalhymne zu bekennen … – Dann trat ein Feuerwehrmann und nach ihm ein ehemaliger Bauarbeiter auf, die mit einfachen Worten die Situation 2020 /21 schilderten und Haltung zeigten; ich zitiere aus dem Gedächtnis: „Ein Jahr lang habt ihr uns an der Nase herumgeführt. Wir machen das nicht mehr mit!“ Beeindruckend auch Carolin B., eine junge Frau der AfD, bekennende Christin, die eine zündende Rede hielt. Ins Herz ging der Satz (kam er von Carolin oder Eva?): „Opfert alles, Euern Job, Euer Geld, Euer Haus, aber nicht Eure Kinder!“
Gegen Ende der Mutmachdemo sprach auch ein Clown – in Zivil und beschrieb die Not seines Berufes: „Wenn der Clown nicht mehr auftreten, keinen Kontakt mit den Kindern haben darf, was ist dann mit den Kindern, was geschieht in solch einer traurigen Gesellschaft?“ – Freie Gedanken kamen hier zu Wort, auch im Liede … Gottes Segen für Euch in Döbeln, Mittweida, Dresden und überall auf dem Friedenswege! Halleluja.
Sebnitz, am 10. / 15. April 2021
es gilt
zeichenmunter erstehen die Äste ein Bild
ein Blicke, ein Ruhen in den Landschaften
Wiesenflusshimmel,
in den offenen Blick fällt warmleise der Schnee
ein Amen, ein Bilderrahmen für den Tag
Zweige rufen sonnenabendgebadet den Nebel zum Tanz
Nachtscheu legt sich Elbabwärts das Kerzenspiel
schimmern die Worte durch die stille Zeit
wortschrittig fallen die Gedanken wie Gerste und Brot
ein Wagen ein Kreuz ein Schutz für die Nacht
es gilt
flockenweise fallen die Küsse vom vergangenen Winter
ein Danken, ein Samenkorn für den Morgen
Raumtief das Goldene das Schwarze das Licht
Osteratmen und hoffen durch das Land
wegemut gehen und wieder da Sein
Katya Garcia
Tiefe Wälder
Das schon immer gewusst haben von den dunklen Zeiten, von den tiefen Wäldern in denen die Zauber mächtig und die Gefahren real waren. Du hast das gewusst und gelesen und manchmal roch es in der Erinnerung nach verbranntem Haar und gerädertem Fleisch. Aber immer blieb es Zeilenfern und konnte die Gedanken angreifen. Und du konntest zwischen den Welten wandeln im hier und wohl und fern und dumpf.
Das Glück der später geborenen ist ein zerbrochender Krug … und du schiltst dich, dass du immer noch nicht aufhören kannst lautzumalen… wozu die Wortbilder an den Schattenwänden? Es ist hier, und greift mit seiner dunklen Hand nach deinem Herztier.
—
unermüdlich wiegt sich die Kerze in ihrem eigenen Lied,
kein Brausen, kein Treiben
still und hell
weit ab von meinen Gedanken
ich spreche zu den Worten und sage den Buchstaben eine Welt
in der Flamme verbrennt die Erinnerung wie die Sehnsucht
nach wärmender Haut
die Hand auf dem Scheitel und die Lippen bewegen sich
im hin und her der Sätze
zweistimmig
ich sehne mich nach Geborgenheit
mein Herz ist ein verwundetes Tier
das Fell wird fest
und hart fasst mich der Winter
müde fallen die Träume aus meinen Händen
in meiner Bauchhöhle wächst kein Licht
ich schweige in die Vergangenheit
das Dunkel ist meine Behausung
hinter den geschlossenen Lidern wird es still
und stumm ruhen auf den erinnerten Schatten
Bilder die sich leise über die Brücken wagen
in meinem Kopf singt es rot
ich summe Berührung zwischen die Lippen
bauchwärts verfängt sich verborgenes Lied
ein rufen nach Licht
unter dem Nabel gefriert das Feuer
ich trinke die Scherben und singe himmelweise
vom träumenden Schnee
das wunde herz laut verborgen
das wunde herz trägst du
laut verborgen hinter kraftvollen akkorden durch die wüste zeit
die stimme trägt weit über die gesetzte stunde
dein wort ein fester gruß
die füße laufen schon im stand
wohin
tragen die schritte den durst nach ankommen
kraftvoll geliebt schwingt
mit gottesfurcht und liebe der ewige mit in unzähligem gleichklang
licht gesungen und schatten geheilt ein narbengeflecht
gewahrheitet in der erfahrung
am schulterblatt flügelbewachsen
wohin
der leib sich sehnt nach halt im ewigen
Auferstehung
nachtlang ruft es mich zurück in die bekannten Bahnen, die kalten Blicke
in den maskierten Leben spiegeln sich bunte Steine und sind
nur Spiegel ihrer selbst
endlos weit scheint das Grau, werden die Blicke kalt
der rauen Masse, das elendige Nichts
ich schaue ihnen die Farbe hinein, ihr Licht wärmt das Herz nicht
sonnenerfahren und schneeweit liegen die Straßen in den wegmunteren Beinen,
aus der Ferne gehört, die Verantwortung ruft schwer
und müde ein altes Lied, strophenleise,
frühlingswarm sprießen kleine Grashalme aus der grauen Erde
Augenweise hol ich mir Zuversicht und halte mich
mit leeren Fäuste daran fest und suche Halt
Klang kühlt gefühlte Leere am schweren Stein, goldenlicht öffne
dein Herz mein Lied
lichte zwischen den Welten, morgenweise ein Gruß vergangene Zukunft
es sei nicht mauertrüb was du denkst und nicht verschlossener Reim
reich mir deine Gedanken in die Ewigkeit
augenklar ins Jetzt
Katya Garcia
Ende der Poesie?
Am Ende wird man auch die Dichter, in der Vielfalt ihrer Farben, der Vielfalt des Lebens, als braun beschimpfen, zum Schweigen hat man sie schon gebracht. In der Welt der Propaganda gibt es keine Gedichte mehr, nur noch Parolen, maskierte Worte, maskiertes Leben ohne Poesie, “die ja doch keiner versteht” …
Die Parolen sind einfach, gehen gleich ins Hirn. Was braucht es da das Herz? Das wird immer kraftloser, kann kaum noch atmen, wozu manch Pseudochrist noch ein falsches A(t)men säuselt. Beten hilft, mit Gott sprechen. Aber nicht in dieser Weise, wie schon 2020: “Bitte, lieber Gott, schenke uns doch recht bald einen Impfstoff.” Und 2021: “Gib, dass wir alle geimpft werden, dass wir so schnell als möglich die Pandemie besiegen.” Gott macht keine solchen Geschenke, das tun andere.
Wir wissen ja gar nicht, worum wir da bitten, welche Geißel wir da auf uns laden. Weh unseren Kindern. Lasst Euch nicht das Herz, nicht das Gehirn maskieren. Denkt, fühlt, atmet, bleibt Mensch!
Das System hat dicht gemacht, und es wird immer enger. Es ist gelungen, die Angst zu etablieren, mit Angst die Völker gefügig zu machen. Sonder-verordnungen blockieren das Grundgesetz, auch die Sächsische Verfassung, so dass am Ende nichts mehr gilt von dem, was da geschrieben steht. Im Gestrüpp der Notstandsgesetze und Sonderverfügungen verfängt sich der Bürger. Solches Verwirrspiel gehört mit zum Programm.
Eine große Gefahr für die Macht sind die Demonstrationen, solche wie am 18. November 2020 in Berlin, wo viele Menschen zusammen kamen. Das soll nun mit aller Macht, mit der Macht der Lüge auch, verhindert werden. Das Spiel ist durchschaubar. Bei der Anmeldung von Demonstrationen wird die Teilnehmer-zahl begrenzt, Masken- und Abstandspflicht, für die Ordner neuerdings gar Testpflicht verhängt, die Veranstaltung erst genehmigt, dann kurz davor verboten. Selbst wenn die Klage gegen das Verbot in der Nacht oder am selben Tage per Gerichtsbescheid aufgehoben würde, ist die Veranstaltung doch gestört. Die Menschen, die dennoch kommen, sucht man einzukesseln oder auseinander zu treiben.
Am Ende werden die Masken- und Impfkritiker für schuldig erklärt, dass die Plandemie nicht aufhört etc. etc.
Und jede Polizeitruppe hat ihr Filmteam, eifrig darauf bedacht, propagandistisch verwertbare Bilder zu schnappen, mit denen noch die friedlichste Demonstration diskreditiert werden kann. – Ja, es gibt den Verdacht der Inszenierung.
Wenn eine Demonstration zu friedlich erscheint, schafft man sich die Bilder. Man sehe sich vor: nie mit gestrecktem rechten Arm auf etwas zu zeigen, auch nicht auf einen guten Weg, das wird prompt aufgenommen und in der Presse als Hitlergruß verbreitet. Die List, mit Worten und BILDERN zu lügen, hat sich zu einer bösen Kunst entwickelt. Die Tricks der Propaganda sind vielfältig. Und auch Theologen abends vor der Glotze fallen darauf rein.
Verfassungsschützer sollten – bei ihrer Berufsehre – darauf bedacht sein, die Verfassung und das Volk vor einer übergriffigen Macht zu schützen, und nicht die Macht vor dem Volke. Eine gute Übung im Sinne Ghandis wäre, wenn ein Polizeiteam in Zivil die Übergriffe der Uniformierten filmte, und ein Team der Demonstranten die Ordnungsverletzungen der Protestierenden. Dann beide Beiträge nebeneinander in den Leitmedien publiziert und offen darüber gesprochen!
Ich vergaß: eben solchen Dialog fürchtet man ja. Bekanntlich haben Lügen kurze Beine, einmal bloßgelegt, kommen sie nicht weit.
Karl Lauterbach und der Tod einer Zweiunddreißigjährigen:
“Impftote für Impferfolg müssen wir hinnehmen”, soll er bei einer Talkshow gesagt haben. Falls dies wörtlich so nicht stimmt, trifft es doch die Intention. Tod durch Genhirnthrombose oder Impfung – Sie wissen doch ganz genau, dass es Impftote in großer Zahl gibt, Sie wissen auch von der Verschleierung dieses Fakts.
Herr Lauterbach, ich sage es Ihnen als Vater, als Christ, als Mensch: wir werden dies nicht hinnehmen! Und gerade dann nicht, wenn die totale Impfpflicht kommt, wir sind kurz davor. Ich weiß, man kann uns zwingen, aber nur mit eindeutig faschistoiden Methoden. Und dann nennen wir es nicht mehr Demokratie.
Sebnitz, am 12. April 2021
Und wieder: ein Brief an einen Theologen …
Ein Mensch, ein Glaubensbruder, ist an Covid-19 erkrankt, liegt in G. schwer darnieder. Deine Nachricht mit dem Anliegen, für ihn zu beten, hat mich in Bewegung gebracht. – Zunächst grundsätzlich dies, was ich schon oft gesagt und geschrieben habe:
Am Bett eines schwer erkrankten, vom Tode bedrohten Menschen, verstummt alles Meinungsgeplänkel. Da braucht es Empathie, Mitgefühl, menschliche Nähe und Gebet, keine Gedankengebäude, keine Argumente oder Ideologien. Da hat keiner von uns beiden Recht, weder Du noch ich.
Wenn wir aber das Krankenhaus verlassen (sofern wir als Seelsorger überhaupt hinein durften …) und miteinander sprechen, für uns Schlüsse ziehen, sind wir schnell wieder bei der Argumentationsebene.
Weil ich bei unserer Debatte neulich so massiv von Realität sprach, führst Du mir, mit der o. g. Nachricht, in deutlicher pädagogischer Absicht vor Augen, was für Dich Realität bedeutet. Darüber liegt als Mantel: die Aufforderung zum Gebet. Das klingt fromm und macht mich doch misstrauisch.
Auf der einen Seite kommst Du mit dem Anliegen des Gebets, auf der anderen Seite zeigst Du mir ein Bild des Leids, mit dem Du sagen willst, dass Deine Sicht der Dinge in der Corona-Krise die richtige ist, wir als Christen die Maßnahmen der Regierung befürworten sollten und Demonstranten im Unrecht sind. – Gebet und Realitätslehre in einem? Das ist eine Verbrämung, die mir nicht gefällt. Das konkrete Leid ist sehr zu unterscheiden von dem Bilde des Leides, das wir fabrizieren, auch der konkret erfahrene Tod ist etwas anderes als das Bild, das wir von ihm haben. Gewiss hinterlässt dieser schwer leidende Mensch auf dem Krankenbett bei uns ein inneres Bild, das ist nur natürlich. Einen Menschen auf dem Sterbebett in seinem Leid zu fotografieren (sei’s im direkten oder übertragenen Sinne), verbietet sich allerdings.
Umso mehr verbietet es sich, ein solches Dunkel-Bild, ich rechne die Wortbilder mit ein, für demagogische Zwecke zu missbrauchen, es Millionen Menschen in Deutschland und anderswo unablässig zu unterbreiten, flächendeckend Angst zu erzeugen. Und genau dies geschieht in den Leitmedien, zu welchem Zweck auch immer (er liegt auf der Hand), nun schon ein ganzes Jahr. In diesen Chor sollten wir nicht einstimmen!
Würden die Leitmedien in gleicher Massivität unablässiger Repetio (Wieder-holung / Gehirnwäsche) Bilder und Berichte über schwer impfgeschädigte Kinder bringen, ein volles Jahr wäre da gar nicht nötig – kein Mensch würde sich da noch impfen lassen.
Und welchen Nutzen brächte eine intensiv betriebene Berichterstattung über Unfallopfer oder Raucher-Tote? Würde man dann weniger Auto fahren, weniger rauchen – oder gar das Rauchen verbieten, harte Gesetze gegen das Rauchen erlassen? Millionen Menschen rauchen, obwohl sie wissen und mit jeder Packung darauf hingewiesen werden: Rauchen erzeugt Krebs. Sie wollen einfach selbst über ihre Gesundheit entscheiden, und riskieren dabei auch den Tod.
Warum hat man bei all den Grippewellen vor 2020 keine Pandemie ausgerufen, die Särge nicht fotografiert? Wäre es nicht angebracht, bei den Herz- / Kreislauferkrankungen, die immerhin ein Drittel der Todesurschen ausmachen, auch von einer gefährlichen Pandemie zu sprechen und globale Maßnahmen zu ergreifen? Ähnliches gilt für die Krebstoten, die in Deutschland ein Viertel der Gesamtsterbezahl bilden.
Im Vergleich dazu – ja wir müssen vergleichen, auch wenn es pietätslos scheint – bildet die Zahl der Covid-19-Sterbefälle nur ein schmales Segment: 3,8 %, ja: 27.110 Menschen innerhalb eines Jahres.
Dass die relativ geringe Zahl den Corona-Massnahmen zuzuschreiben sei, ist eine unbewiesene Behauptung. Die Zahl allein sagt nichts, da muss man schon genauer hinschauen. Auch in anderen, weniger maßnahmenversessenen Ländern, sterben die Menschen überwiegend an Herz- / Kreislauferkrankungen und an Krebs, oder – einfach an Armut und Hunger, was durch die Pandemiehysterie noch schlimmer geworden ist, unzählige Opfer fordert.
Auch in Deutschland dürfte die Zahl derer, die kollateral Opfer der Maßnahmen geworden sind, ich meine: Todesopfer, nicht unbeträchtlich sein … Ich jedenfalls wage mich zur Zeit, mit welcher Krankheit auch immer, in kein Krankenhaus. Und in einem dieser abgeschottenen Altenheime (weißt Du, was dort geschieht?) möchte ich auch nicht liegen …
Du bist ein guter Seelsorger, stark im Gebet, fähig in der Gemeindeleitung, sicher ein guter Familienvater etc. etc. – …. mein Aber soll dies nicht kaputtmachen, Dich nicht beleidigen. Die Herrnhuter haben es gelegentlich zugegeben: dass sie zwar groß sind in der Frömmigkeit, in der Analyse des Zeitgeistes jedoch, im Widerstand gegen ihn, ein wenig schmal auf der Brust (was wiederum nach der Frömmigkeit fragen lässt).
Ich fürchte, Dir geht es ähnlich. Und das sage ich durchaus im Ernst (Du bist Gemeindeleiter und hast Verantwortung für viele): das zeitkritische Denken, die Unterscheidung von Wahrheit und Propaganda, die Entlarvung, die De-maskierung zeitgeistiger Denkmuster, ist – trotz Deines Widerstandes gegen die Abtreibung – nicht unbedingt Deine Stärke. Du weißt von der Existenz des Bösen, hast aber wenig Talent, Erkenntnispunkte zu verbinden, hältst vieles Bös-Machtvolle in Deiner unendlichen Güte, Deinem Bestreben nach Weltharmonie, einfach nicht für möglich. Und das hindert Dich an Erkenntnis, letztlich an der Scheidung der Geister.
Ja, vielleicht bin ich an mancher Stelle auch auf einem Irrweg, aber auf solchen Irrweg, ich bewege mich immerhin, wirst Du nie kommen, wenn Du nicht erkennst, wie sehr Du in Deinem Denken – von Propaganda, letztlich von einer bösen Macht, fremdbestimmt und ferngelenkt bist.
25. März 2021
NB: Wir haben eine mediengläubige Pfarrerschaft und eine propagandahörige Kirche. Theologen stehen in hoher Verantwortung. Es kann nicht sein, dass ein Pfarrer, ob evangelisch oder katholisch oder freilichkirchlich, nur weil er der Propaganda blind vertraut, die Mühe gründlicher Nachforschung scheut, sich dem tieferen Einblick in eine böse Wirklichkeit verweigert (kurzum: ein fatales Erkenntnis-Defizit hat), eine ganze Gemeinde in die Irre führt, geradewegs in den Rachen des Wolfs. – Ja, wir müssen erkennen: der Riss geht quer durch jede Gemeinschaft. Auch auf Oma und Opa, so lieb sie uns sind, ist kein Verlass mehr. Kämen die Enkelkinder jetzt in ihre Obhut, würden sie diese mit der allerbesten Absicht, denn sie meinen es ja so gut, zur Schule schicken, immer wieder testen, impfen, Maske tragen lassen, und nicht im geringsten ahnen, was sie damit anrichten.
Ein Arzt sagte mir kürzlich im Blick auf die katholischen Bischöfe (für die evangelische Seite gilt das umso mehr): wir haben schlechte Hirten. Hirten, die ihre Herde im Stich lassen. Und das ist kein Pauschalurteil, das ist eine traurige Wahrheit, die auch Franziskus trifft. Wehe Euch Hirten, die Ihr nur Mietlinge seid … (vgl. Joh 10, 12 – 13).
14. April 2021
Focus Corona. Statistische Reflexion*
* Frei nach Daten des RKI und www.mandelzweig.org (Wissenswertes zur Corona-Impfung, S. 31 / 32, einer sehr informativen Broschüre von Christen im Widerstand).
Innerhalb eines Jahres wurden ca. 1.520,000 (1,52 Mio) Coronafälle, d. h. Infektionen mit Corona gemeldet und statistisch erfasst [die Strittigkeit des Infektionsbegriffs lassen wir hier beiseite].
Für knapp zwei Drittel der übermittelten Fälle liegen klinische Informationen vor. 5 – 7% der Fälle waren so schwer, dass die Betreffenden ins Krankenhaus mussten. Schwerwiegende – über Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Geruchs- und Geschmacksverlust hinausgehende – Symptome (Pneumonie / Lungen-entzündung) gab es bei 1 % der Gemeldeten, hochgerechnet: bei 15.2000 Menschen, die man statistisch als infiziert erfasst hatte.
An Covid-19 verstorben sind nach statistischer Angabe von www.mandelzweig.org 27.110 (siebenundzwanzigtausendeinhundertundzehn), das RKI gibt eine geringere Zahl an.
Der Blick auf das gesamte Sterbegeschehen:
Jährlich sterben in Deutschland 939.520 (knapp 1 Mio) Menschen an verschiedenen Krankheiten. Stellt man die Häufigkeit der Todesursachen in einem Kreise dar, so nehmen Herz- / Kreislauferkrankungen ca. ein Drittel des Kreises ein (35,3 %); Krebs (24,6 %) und Erkrankungen des Atmungssystems (7,1 %) zusammen das zweite Drittel.
Im verbleibenden letzten Drittel des Kreises sind als Bruchteil die Covid-19-Sterbefälle enthalten, die o. g. 27.110 Menschen. Das heißt: bei 2,8 % aller Verstorbenen wird Corona als Todesursache angegeben.
NB [nota bene]: In dieser Kreis-Grafik nicht explizit erwähnt sind die Todesfälle wegen Rauchens: 110.000 (einhundertzehntausend) jährlich, das sind viermal soviel wie Corona-Tote. Auffallend ist, dass die Todesursachen bei den Rauchern vierfach gesplittet angegeben werden: 45 % Herz- / Kreislaufursachen, 25 % Lungenkrebs, 18% Atemwegserkrankungen, 12% andere Krebsarten. In der Feststellung der Todesursache begegnet hier eine differenzierte Betrachtungsweise, die man bei dem Corona-Befund vermissen muss, wo alles in einen Topf geworfen wird. 25. März 2021
Nicolas Sihombing: Das Unwort. Mein persönliches Statement
Ich, Nicolas Sihombing, bin Ausländer. Seit 20 Jahren lebe ich in diesem Land. Ich könnte schon lange die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Doch das möchte ich nicht. Denn ich bin kein Deutscher. Ich liebe dieses Land. Und ganz besonders die Ostdeutschen (und im speziellen meine ostdeutsche Ehefrau).
Ja, ich bin von echten Rechten angepöbelt wurden. Nicht oft. Vielleicht zwei, drei Mal. In regelmäßigen Abständen werde ich als “Fidschi” bezeichnet. Oder beschimpft? Ich weiß es nicht und es ist mir auch egal. Denn ich habe immer ins Gespräch gefunden. Ich wurde umarmt von einem Mann, der ein Porträt Hitlers auf seinen Brustkorb tätowiert hatte. Er meinte, ich, der Ausländer, sei voll in Ordnung. Habe ich Angst vor diesen Menschen? Nein. Sorge bereitet mit etwas ganz anderes. Das Unwort. Mit ihm wird inflationär um sich geschmissen. Und gleichzeitig ist es ein absolutes No-Go, ein Tabu: das “Nazi”-Wort.
Es ist nicht nur ein Wort, viel mehr ein Geist. Der verbietet. Der glaubt zu wissen, was richtig und was gut ist. Der überzeugt ist, die Gefahr, den Feind, zu kennen und ihn vernichten zu müssen. Und dieses Mal ist er “rechts”. Blind vor Selbstgerechtigkeit stürzt der Nazigeist sich auf ihn. Diese Gefahr muss gebannt werden! Feuer! Überall Feuer! Jeder kleine Funke muss sofort ausgetreten werden. Selbst das wärmende Lagerfeuer, das den Ausländer und den “Rechten” verbindet, gilt es sofort mit allen Mitteln zu löschen. Feuer! Und ist etwas rot, gelb oder orange und nicht brennbar – weil es den Anschein von Feuer erweckt, muss es zerstört werden.
Das macht mir Sorge. Denn es ist dumm. Und arrogant. Es vergisst, dass es außer Feuer noch ganz andere Gefahren gibt: Sturm, Fluten, Hagel, Erdbeben. Ich weiß, wovon ich rede. Ich komme aus Indonesien, einem der Länder mit den weltweit meisten Naturkatastrophen. Wo die Gefahr auch gern bis zur letzten Minute ignoriert wird. Bis es zu spät ist. Deshalb habe ich mit meiner Frau ein Lied geschrieben, das Nazilied.* * Vgl. Nicolas S.: DÖBELN.jetzt Stadtmagazin.
Denn es erschüttert mich zu sehen, wie die Deutschen nach nur 75 Jahren wieder völlig entmenschlichten Verordnungen folgen, der Coronaideologie hörig sind, an der sich wie damals schon nur ein paar wenige bereichern. Ja, das Lied provoziert, aber es muss. Es trifft einen wunden Punkt. Woher ich das weiß? Ich habe deswegen die fristlose Kündigung meiner Geschäftsräume in Dresden erhalten.
Oh, wie man sich windet bei dem Wort Nazi! Wie ich, der Ausländer, zum Rechten werde in den Augen derer, die mich vorher in ihrer linken Ecke zu wissen glaubten. Auch das ist mir in den vergangenen Wochen zu Ohren gekommen. Weil meine Frau und ich es wagen zu hinterfragen, was der geschichtsparanoide Deutsche als gut und richtig erkannt hat.
Die Deutschen sind so unausgesöhnt mit ihrer Vergangenheit, dass sie sich problemlos wiederholen könnte. Nur in einem anderen Kontext. Und dieses Mal trifft es sie selbst.
PS: Was mich immer wieder schockiert ist, dass “Nazis” und Holocaustleugner für all die Selbstgerechten da draußen augenscheinlich untrennbar zusammen-gehören. Das ist nicht nur geschichtsparanoid, das ist geschichtsvergessen. Versteht man unter einem Nazi einen hitlerverehrenden Nationalsozialisten, dann sollte man auch wissen, dass viele von denen den Holocaust nicht leugnen, sondern feiern. Dass der Antisemitismus zunimmt in Europa, weil er bis auf ein paar wenige Ausnahmen in der muslimischen Kultur, die in Europa angekommen ist, mit der Muttermilch aufgesogen wird. Ich komme aus einem muslimischen Land, dessen “Demokratie” von westlichen Staaten gern als vorbildhaft gepriesen wird. Dass man dort alle großen Religionen anerkennt außer das Judentum, spielt da scheinbar keine Rolle. Antisemitismus wird in Deutschland nur dann auf die Goldwaage gelegt, wenn man ein Totschlagargument braucht. Und wenn er von Deutschen ausgeht. Ansonsten wird geschwiegen. Das ist Doppelmoral in Höchstform. Das ist das Unwort in Aktion.
Wie viele Stammkunden und Mitbürger in Döbeln bereits wissen, bin ich aufgrund spiritueller Eingebung 2013 nach Döbeln gekommen. Viele Menschen hier können auch offen sagen und bewerten, was und wie ich mich hier seit 2013 für ein besseres Miteinander in dieser Kleinstadt und Region engagiere.
Ja, ich folge Jesus Christus nach, der 2020 immer noch durch seinen heiligen Geist Gutes (auch Wunder und Zeichen) bewirkt. Mein Leben baue ich auf biblischen Grundlagen, dennoch bin ich kein Kirchgänger und gehöre zu keiner christlichen Denomination / Konfession.
Döbeln, 02. 12. 2020
Nicolas Sihombing: Zum Begriff Nazi*
* Gewöhnlich wird Nazi als Abkürzung für Nationalsozialist gebraucht, im folgenden eine andere Deutung (G. Z.).
„Nazi war ursprünglich eine Koseform des Vornamens Ignaz, der in Bayern und Österreich häufig war. So wurde etwa Ludwig Thomas Bauernschwank Der Schusternazi 1905 im Theater am Gärtnerplatz in München uraufgeführt. Abwertend gebraucht wurde der Begriff für eine einfältige, törichte Person und für Deutsch-Österreicher sowie Deutsch-Böhmen.“ (wikipedia)
Abwertend gebraucht wurde der Begriff daher für eine einfältige, törichte Person, die sich:
1. durch blinden Gehorsam auszeichnet,
2. nicht hinterfragt,
3. aus Eigennutz gefallen will und dafür gegen sein Gewissen handelt.
Nazis sind also weder rechts noch links. Sie sind überall und erschreckender-weise besonders häufig in der Mitte der Gesellschaft zu finden.
Gehorchst Du blind sinnentleerten Verordnungen? Hinterfragst Du? Suchst Du nach wissenschaftlichen Beweisen für die angebliche Pandemie? Hörst Du die Stimmen, die unterdrückt werden?
Geht es Dir nur um Dich? Deine Sicherheit? Deine Gesundheit? Deine Rente? Siehst Du die Kinder, die leiden? Die Alten, die einsam sterben?
Wann erhebst Du deine Stimme?
„Nicht Hitler, Göring, Goebbels, Himmler oder wie die alle hießen, haben mich verschleppt und geschlagen. Nein, es war der Schuster, der Nachbar, der Milchmann, der eine Uniform bekommen hat (…), und dann waren sie die Herrenrasse.“
Karl Stojka (1931- 2003), Auschwitzüberlebender
Aldous Huxley: Schöne Neue Welt (1937). Rezension
Aldous Huxley: Schöne Neue Welt [Brave New World]. Ein Roman der Zukunft. Aus dem Englischen von Uda Strätling, Frankfurt / M: Fischer, 2020, 8. Aufl.
Was ist Glück? In Huxleys „Schöner Neuer Welt“ bringt es der Direktor des Konditionierungszentrums auf diese Formel: „Genau das … ist das Gleichnis von Tugend und Glück – zu lieben, was man tun muss. Darauf zielt alle Konditionierung ab: den Menschen ihre unentrinnbare soziale Bestimmung genehm zu machen“ (S. 23).
Damit sind wir mitten in einem der bedrängendsten utopischen Romane des 20. Jahrhunderts, der eine Zukunft beschreibt, die uns inzwischen eingeholt hat. 1937 verfasst, spielt der Roman im Jahre 632 nach Ford. Ford steht hier für eine nicht näher bezeichnete Erlöserfigur, für den Gott-Menschen, den Begründer des Weltstaates, mit dem eine neue Zeitrechnung anhebt. Ofordoford! ist im Weltstaat eine gängige Interjektion, so wie heute manche, in Missbrauch des Gottesnamens, Ogottogott sagen. Setzen wir 2020 als das Jahre Null, so spielt der Roman im Jahre 2652. In einer fernen Zeit?
Wenn Orwells Roman „1984“ als Beschreibung einer totalen Überwachungs-diktatur vielleicht ein paar Jahrzehnte, sagen wir: fünfzig Jahre zu früh angesetzt war, so müssen wir Huxleys „Schöne Neue Welt“ ein paar hundert Jahre rückdatieren. Was bei dem einen zu früh geahnt war, hat der andere in eine allzu ferne Zukunft gerückt. Nimmt man den „Goldenen Frühling“, den erst jüngst veröffentlichten Zukunftsroman „Der Goldene Frühling“ von Steffen Pichler hinzu, der die Misere einer ausweglos umweltverseuchten Erde beschreibt, haben wir ein klar umrissenes Bild der Gesellschaft, die uns droht – wenn wir nicht umkehren.*
* Umkehr ist geboten (1) auf dem Felde der biologischen Machbarkeit, wo der Mensch in die Schöpfung eingreift, die Zeugung technisiert, den natürichen Vorgang der Menschwerdung nach Belieben beeinflusst und unterbricht, (2) auf dem Felde der Bewusstseinsbildung, der Machtausübung durch Manipulation und Propaganda, und (3) im Umgang mit der uns anvertrauten Erde insgesamt, deren Güter wir durch rücksichtslose Ansprüche und falsche Lebensart immer mehr zerstören.
Grundsätzlich gibt es im Weltstaat, außer in den verbliebenen Reservaten, keine natürliche, „vivipare“ Befruchtung mehr, alles Leben wird im „City-Brüter und Konditionierungscenter“ industriemäßig als Massenware in Flaschen gezogen. „Kollektivität, Identität, Stabilität“ lautet der allgemein gültige „planetarische Wahlspruch (vgl. S. 7 u. s. 12). Das Kollektiv ist alles, seine Stabilitität abhängig von industriell geprägten Identitäten, sagen wir: fünf Menschen-klassen, die im Zustand permanenten Glücks leben, im Zustand verordneter Harmonie. Aufkeimende Emotionalität mit all ihren Widersprüchen wird niedergehalten mit der Tagesration Soma, einem Rauschmittel, das es jedem ermöglicht, Urlaub von einer unangenehmen Realität zu nehmen.
Schöpfung im Weltstaat: In „Weltkonditionierungszentren“ werden Menschen mittels künstlicher Befruchtung und verschiedenster Techniken gezielt als Alpha-, Beta-, Gamma-, Delta- und Epsilon-Wesen produziert und für verschiedene Zwecke festgelegt, das heißt: konditioniert. Die intellektuelle Gradabstufung reicht von Alpha Plus (dem Intelligenzgrad von Raketeningenieuren) bis zu Wesen der untersten Epsilonstufe, die für einfachste Arbeiten Verwendung finden. Eizellen werden künstlich befruchtet, aus kleineren Reagenzröhrchen kommen die befruchteten Eizellen in größere Ballons, reifen weiter auf Lappen von Schweinebauchfell und werden dann, je nach sozialer Zweckbestimmung, verschiedenen Verfahren ausgesetzt, die ihre jeweilige soziale Identität konditionieren, ein für alle Mal festlegen. Epsilon bleibt Epsilon und ist zufrieden damit.
Als Hauptinstrument gesellschaftlicher Stabilität, des Glücks im Dauerzustand, gilt im Weltstaat das sog. „Bokanowskiverfahren“. – „Im Wesentlichen … besteht die Bokanowskifizierung aus einer Reihe entwicklungshemmender Schritte. Wir blockieren den Reifungsprozess, und paradoxerweise reagieren die Keimzellen mit Vermehrung durch Zellknospung“ (S. 11). So werden aus einer Eizelle bis zu 96 Embryonen, „eineiige Zwillinge … gleich in Dutzend, in Mengen“ (S. 12). Man träumt von einem hohen Ziel: „Genormte Männer und Frauen in konstanten Mengen. Aus einer einzigen bokanowskifizierten Eizelle die Belegschaft eines mittelgroßen Werkes“ (S. 12).
Die Verfahren der Einflussnahme auf den natürlichen Reifungsprozess sind vielfältig und können hier nicht behandelt werden (hier wären moderne Laboratorien nach ihren Methoden näher zu befragen): tropische Temperaturen für Wesen, die künftig in wärmeren Regionen der Erde arbeiten sollen, auch Ungleichgewichtsübungen für künftige Astronauten: „Irgendwann setzen sie die verkehrte Welt mit Wohlbefinden gleich; im Grunde fühlen sie sich am Ende nur wirklich wohl, wenn sie auf dem Kopf stehen“ (S. 24).
Eine besondere Methode ist der Sauerstoffentzug. – „Es geht nichts über Sauerstoffmangel, wenn man einen Embryo unterdurchschnittlich halten will“ (S. 20). Embryonen nur auszubrüten, kann jede Kuh, sagt ein Spezialist und reibt sich die Hände: „Nein, wir prädestinieren und konditionieren“ (S. 19), wir bestimmen im Voraus, wie ein Mensch beschaffen sein wird, „bei Epsilons brauchen wir keine menschliche Intelligenz“ (S. 21). Auch sterile „Freemartins“ zu erzeugen ist ein Leichtes, wenn man in Unterbrechung des Reifungsprozesses weiblichen Zellen wiederholt männliche Sexualhormone beigibt (vgl. S. 19). Wer als Freemartin dekantiert wird, bleibt es ein Leben lang.
Der Mensch wird in die Schöne Neue Welt nicht hinein-geboren, er wird „dekantiert“, so wie man fertigen Wein noch einmal abzieht. Keine Geburtsschmerzen mehr, keine Elternfreude. Der Mensch vom Fließband. „Mutter“ und „Vater“ sind veraltete Begriffe. Es gilt das Gesetz der Promiskuität, der wechselnden Beziehungen: „Jeder gehört jedem“ ist der Wahlspruch, der jedem Wesen hypnopädisch, das heißt: im Schlafzustand durch unablässige Wiederholung fest ins Bewusstsein eingepflanzt wird. Monogamie, Ehe und Familie, die Liebe der alten Art, wie sie Shakespeare besungen hat, gilt als etwas Lächerliches, man schüttelt den Kopf darüber. Auch wenn es nur eine Beziehung von vier Monaten ist: „Es gehört sich einfach nicht, so lange nur den einen Mann zu haben“, sagt eine Freundin zur anderen (S. 50). Und die Freundin pflichtet ihr bei …
Damit sind wir bei den Lebenden: wie es den Menschen nach der Dekantierung ergeht. Nach der Kindheit fragen wir zuerst.
Begeben wir uns also mit dem DCK (dem Direktior City-Brüter und Konditionierungscenter), der es sich nicht nehmen lässst, die Neustudenten persönlich zu führen, auf die sog. „Frühlernstation“, in den „neopawlowschen Konditionierungstrakt“ (S. 26 ff.). Pflegerinnen stehen stramm vor dem DCK, der nun seine Befehle gibt. Pflegekinder werden gebracht, das heißt in großer Zahl „abgeladen“ und vor bunte Bilderbücher gesetzt. Die Sonne geht auf, die Rosen leuchten in verklärten Farben, die Kinder lassen „glucksende Freudentöne“ hören.
Mit einem Male wechselt die Szene, eine Sirene und Alarmglocken sind zu hören. Die Kinder schreien vor Angst. Auf den Befehl des DCK wird nun der Fußboden unter leichten Strom gesetzt, worauf die Krabbelkinder noch lauter schreien, sich winden. Blumen und Stromschläge werden nach zweihundert Wiederholungen im frühkindlichen Hirn eine feste Verbindung eingehen, „einen ‚instinktiven‘ Abscheu vor Büchern und Blumen“ erzeugen, und alles „im übergeordneten Interesse der Ökonomie“ – was jetzt nicht näher erörtert werden soll (vgl. S. 29 / 30).
Und dies ist nur ein Beispiel für mögliche Konditionierungen. Mittels der Hypnopädie, des Schlaflernens, können den Kindern beliebige Inhalte ins Gehirn gesprochen werden. „Aus dem runden Sprechloch eines Kastens säuselt ein Stimme“ (S. 33), – während sie schlafen, „bis schließlich der Kindergeist mit den Einflüsterungen identisch ist, die Summe der Einflüsterungen mit dem Kindergeist“ (S. 37). Das ist das Grundprinzip der Hypnopädie, wozu als wichtigstes Mittel die Repetitio, die unablässige Wiederholung gehört, die ja seit je das Hauptmittel von Propaganda ist. Da können dem menschlichen Bewusstsein die widersinnigsten Dingen eingebläut werden, Hauptsache, man wiederholt sie oft genug.
Und was wird in diesem Schlafsaal gelehrt? Achtzig Betten stehen darin, in denen die Kinder wohlig schlafen, und sich beflüstern lassen. Ein Pflegerin sagt: „Die ersten vierzig Minuten hatten wird Grundstufensex … Jetzt läuft Grundklassenbewusstsein. Unter der Matratze spricht es leise, wieder und wieder: Ich bin stolz, ein Beta zu sein, ich spiele nicht mit Deltas, und schon gar nicht mit Epsilons, die sind mir viel zu dumm (vgl. s. 35 / 36). Und das prägt sich ein. – Dem Volke gibts der Propagandist im Fernsehschlaf …
Wir müssen uns weder beim Grundklassenbewusstsein, noch bei der Beschreibung von Grundstufensex länger aufhalten, ersteres kennen wir noch vom Sozialismus her, das zweite begegnet heute im verordneten Zusatzfach Sexualkunde. Wenn ein Kind im Weltstaat unwillig, etwa mit Scham auf die üblichen erotischen Spiele reagiert, gilt es als krank und wird dem „stellvertretenden Chefpsychologen“ anbefohlen (vgl. S. 39 / 40). – Die Studenten können es nicht fassen, „Staunen und Ungläubigkeit“ auf ihren Gesichter: Gab es wirklich solch eine Zeit, wo man Kindern, oder gar Jugendlichen, derart den Spaß an Sexualität verbieten konnte?
An dieser Stelle tritt „Seine Fordschaft Mustapha Mond“ in Erscheinung, der „Weltbereichscontroller Westeuropa“, alle erstarren in Ehrfurcht. Aus seinem Munde ergeht nun ein bekannter Spruch, der uns möglicherweise auf die Spur bringt, wer mit „Unserem Ford“ gemeint sein könnte: „Geschichte ist Humbug“, den Satz sagt er zweimal, und wischt damit alles Vergangene wie Staub hinweg: Ur in Chaldäa, Theben und Babylon, Jesus, Athen, Rom, den ganzen „antiken Dreck“, mithin die Kathedralen, König Lear und Pascal (vgl. S. 42 / 43).
Das ist die Arroganz der künftigen Gegenwart und der gegenwärtigen Zukunft angesichts aller Geschichte. WIR jetzt bestimmen, kraft UNSERER Macht, was auf der Welt Bedeutung hat und was nicht, spricht der Diktator oder die Diktatorin …
Die Schöne Neue Welt näher kennenzulernen, sei dem überlassen, der sich der näheren Lektüre des Buches befleißigen will. Es ist ein Staatsgebilde ohne wirkliche Kultur, kitschige „Fühlfilme“ mit „Fühlaroma“ sind an die Stelle wahrer Kunst getreten (vgl. S. 43 u. S. 192 / 193), was früher Wissenschaft hieß, wird jetzt nur noch „Schweinekram“ genannt, den man nicht mehr braucht. Über Begriffe wie „daheim“, „Familie“, „Vater und Mutter“ macht man sich lustig, man schämt sich ihrer wie der „viviparen Reproduktion“ (S. 32) und der natürlichen Geburt. In der Sprache des Romans:
„‘Daheim‘ war psychisch so verkommen wie physisch. Psychisch glich daheim einem Karnickelbau, einem Misthaufen, aus dem die Reibungshitze beengter Leben stieg, der Dampf der Emotionen … ‚Mein Baby, du hier an meiner Brust, deine kleinen Hände …‘“
„Ja, da schaudert es einen“, nickt Mustapha Mond (S. 46).
Freilich gibt es, wie in jedem guten Roman und jedem guten Leben, auch Kritiker des Systems, Bernard Marx zum Beispiel, ein Freund der Lenina (nomen es omen), die sich später in den Wilden verliebt. Vielleicht ist „Alkohol im Blutsurrogat“ die Ursache für das exzentrische Benehmen Bernards (vgl. S. 101), der Massenveranstaltungen scheut und auch das Soma-Himbeereis nicht nehmen will mit der Begründung: „Ich bin lieber ich selbst“ (vgl. S. 101 / 102). Im Anblick des Meeres schaltet er das Propaganda-Radio ab, wo gerade eines der schönen Lieder der Schönen Neuen Welt abgespult wird, und erklärt, dass er es vorzieht, „mehr ich zu sein …, nicht so komplett Teil von etwas anderem. Nicht nur eine Zelle im Gesellschaftskörper“; er hat diesen Traum, der auch für uns heute im Widerstand gegen die Übermacht der Propaganda wichtig ist: nicht länger Sklave von Konditionierung zu sein (vgl. S. 104).
Wie geht die Geschichte weiter? —
Bernard und Lenina fahren in eines dieser Reservate, wo es noch einfache Lebensweise, natürliche Geburt und natürliches Altern gibt. Da fliegt keiner mit dem Heli von Haus zu Haus, da wird zerrissene Kleidung noch ausgebessert (was den Bewohnern der Schönen Neuen Welt völlig fremd ist), geht man noch auf die Jagd.
Bernard nimmt den Wilden und seine Mutter Linda, der man ihr Alter deutlich ansieht (im Weltstaat draußen gibt es rein äußerlich betrachtet kein Alter), mit in die Schöne Neue Welt und erhofft sich mit diesem Experiment einiges für seine eigene Karriere. Aber der Wilde bricht aus … Lenina hat sich ihn verliebt, besucht einen Fühlfilm mit ihm. Der Wilde, der ganze Passagen aus Shakespeare auswendig weiß und in den alten Moralvorstellungen lebt, zeigt sich angewidert von dem Film und auch von Lenina, die sich ihm schamlos anbietet. Ihrem flachen „Drück mich bis zum High, mein Schatz“ (S. 221) schleudert er in voller Verachtung Verse Shakespeares entgegen: „Schamlose Metze! Wie der Unzuchtteufel mit dem feisten Bauch und dem Kartoffelfinger die zwei zusammenkitzelt! Siede, Lüderlichkeit, siede …“ (S. 224).
Seine Fordschaft hat in seiner Bibliothek auch Shakespeare stehen und liest ihn. Bernard und dem Wilden, der von der Zivilistation der Schönen Neuen Welt nichts hält und dies offen bekennt, erklärt er: „Es ist verboten, wissen Sie. Doch da ich die Gesetze mache, kann ich sie auch brechen. Ungestraft …“ (S. 249).
Gott? – Auch die Bibel und die „Nachfolge Christi“ des Thomas von Kempen und andere Bücher über Gott hat der Controller in seiner Bibliothek. Seine These: Wenn wir uns der ewigen Jugend und der Prosperität bis ans Lebensende sicher sind, braucht es keinen Gott mehr: „Offenbar kommen wir ohne Gott aus“, „der Glaube ist überflüssig geworden“, wozu „Trost, wenn es doch Soma gibt?“ (S. 267). Dem widerspricht der Wilde und beharrt: „Es ist ganz natürlich, an Gott zu glauben, wenn man allein ist – ganz allein, nachts, und an den Tod denkt …“ (S. 268).
Aber wer denkt überhaupt noch an den Tod, seine irdische Realität, wenn überall nur von Glück und Gesundheit die Rede ist und alles Leid, alle Tränen aus der Wirklichkeit verdrängt werden? Von wegen: „Soma, das ist Christentum ohne Tränen.“ Nein, sagt der Wilde, und beruft sich auf Othello: „man braucht die Tränen“, man kann nicht alles, was sticht, was unangenehm ist, einfach abschaffen. „Was ihr braucht … ist zur Abwechslung etwas mit Tränen. Hier kostet einfach nichts genug“ (vgl. S. 272 / 273).
„Wir richten die Dinge lieber komfortabel ein“, entgegnet der Controller. Der Wilde setzt dagegen: „Ich will aber keinen Komfort. Ich will Gott, ich will Dichtung, ich will reale Gefahren, ich will Freiheit, ich will Güte. Ich will Sünde.“ – Ja, auch das Recht, unglücklich zu sein, fordert der Wilde ein (vgl. S. 274 / 275).
Wie der Roman ausgeht, erzählen wir nicht, stellen am Schluss nur noch diese Frage: Wie kommt es, dass es sehende Menschen gibt, die vorausahnen, was geschehen wird? Was sind das für Menschen, was ist ihre Methode? Es ist einfacher, als wir denken. Nehmen wir einen Punkt aus jüngster Vergangenheit und einen Jetztpunkt dazu, verbinden wir beide und ziehen die Linie weiter. Dann wissen wir, was mit großer Wahrscheinlichkeit geschehen wird, wenn wir mahnende Stimmen überhören und nicht umkehren von einem Wege, den eine falsche Gesundheitspropaganda breit ausgetreten hat, uns als Weg zum Glück und zu sozialer Gesundheit preist.
Schlegel, am 02. / 03. April 2021