WendeBlätter 2020, Ausgabe 3

Maskenball

Auf zum Sächsischen Maskenball, dem verordneten. Vom Vermummungsverbot zum Maskenzwang. Das wird ein Spaß! Wenn wir eineinander hinter der Maske nicht mehr erkennen, nicht Freund noch Feind. Weder den, der uns anschwärzt, noch den, der uns dafür straft: dass wir Gesicht zeigen und – frei atmen wollen.

Am 17. April 2020 verkündet der Gesundheistminister: “Wir haben Corona jetzt im Griff. Die Zahl der Betroffenen ist gesunken.”

Auf der anderen Seite hat man an mehrere Firmen Großaufträge für Masken in Auftrag gegeben. Hier paßt nichts, aber auch gar nichts zusammen, was jeder merkt, der nur einigermaßen denken kann.

Wiedererkannt

Guck, wer bist denn Du? Solange man uns nicht die Augen verbindet … Einen kleinen Maulkorb haben wir ja schon, und einen Käfig auch – unser eigenes Zuhause. Nur  denken dürfen wir vorläufig noch. – “Die Gedanken sind frei …”

Zahlenspiel

Experten wissen, wie Statistiken lügen, einem Zwecke dienstbar gemacht werden.   Man kann auch mit echten Zahlen täuschen, indem man andere Zahlen einfach verschweigt, nicht zum Vergleich daneben stellt.

Eine junge geistig Behehinderte, manch anderen weit voraus, sagt mir auf dem Marktplatz in Zittau, vor dem Rathaus, sie möchte doch gern wissen, wie viele Menschen im März / April 2020 in Deutschland an einfacher Grippe gestorben sind.

In China sterben täglich, aus ganz verschiedenen Todesursachen, etwa dreißigtausend. Nun stelle man die Zahl der verlautbarten Corona-Opfer daneben. Ein ähnlicher Vergleich läßt sich für Deutschland treffen. 

Reihenfolge I

Ab 04. Mai 2020 soll teilweise der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden. – Normalerweise läuft es ja anders herum: man wartet ab, wie sich eine Seuche entwickelt, und erst dann, wenn sie eingedämmt ist, nimmt man die Schutzmaßnahmen zurück.

Offenbar weiß man, pseudo-prophetisch,  dass Corona zu diesem Zeitpunkt gebannt sein wird. Jedenfalls nimmt man sich vor, die Medienmaschine dem Termin entsprechend herunterzufahren.

Religionsfreiheit?

Ein paar Tage nach Ostern (am 17. 04. 2020) erlaubt man plötzlich, dass christliche Kirchen und Religionsgemeinschaften sich öffentlich dazu äußern, inwiefern  das Ausgeh- und Versammlungsverbot dem verfassungsmäßig garantierten Recht auf freie Religionsausübung widerspricht.

Großes, nichtssagendes Palaber hin und her. Ein geschwätziger Parteisprecher, er ist den Berg nicht ganz hinauf, deshalb fehlt ihm der Überblick, läßt sich in einem Rundfunkinterview partout nicht bewegen, im Blick auf gottesdienstliche Versammlungen konkrete Vorschläge zu machen.

Es ist doch klar: er zögert, dem Gottesdienst die Maske anzubieten. – Ich jedenfalls, G. Z., Christ und Theologe, werde keinen Maskengottesdienst besuchen, mich gegen alles Larvenhaft-Laue im Raum der Kirche wehren. Ich ziehe mir im Gottesdienst diese Uniform nicht an, will auch keine Maskenpredigt hören.

Pfarrer, lieber Bruder, liebe Schwester,

dass Du mir die Hand nicht mehr gibst will ich noch ertragen. Wenn Du im öffentlichen Raum Dein Gesicht nicht zeigst, kannst Du Deine frommen Worte stecken lassen! 

Reihenfolge II

Nehmen wir einmal an, die Muslime in Deutschland (und überall auf der Erde) hätten sich beschwert: Corona? Versammlungsverbote? Das kann so nicht bleiben, Ramadan, steht vor der Tür!  

Wir sind ja tolerant, auch in der Krise, ein Weg wird sich schon finden. Etwa in diesen Schritten:

Zuerst lassen wir die christlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften ein wenig über Religionsfreiheit palabern.

Dann fahren wir Corona medial herunter, geben Freiheit für den Ramadan, den  “heißen Monat” (23. April – 23. Mai).

In einem dritten Schritt, vielleicht nach Ramadan, wird dann das Ganze wieder neu in Schwung gebracht, eine neue Corona-Angst-Welle inszeniert. Am Horizont die globale Impfattacke. – Eine harte Prognose, von der man hofft, dass sie nicht eintritt. 

Zweierlei Maß

Vor einer geschlossenen Moschee irgendwo in Deutschland soll es eine Ansammlung von mehreren hundert Menschen gegeben haben, die Polizei ist nicht eingeschritten. Welcher Polizist bringt sich schon in Gefahr, auf der Straße eine Gruppe von auch nur zehn jungen Neubürgern arabischer Herkunft anzusprechen, sie auf das Versamm-lungsverbot hinzuweisen oder gar ein Strafgeld zu verordnen?

Der Ramadan, der muslimische Fastenmonat mit seinen vielfältigen Festlichkeiten, wird vermutlich stattfinden …

Die öffentliche Feier des Osterfestes, des Hauptfestes der Christenheit, hat man uns zerschlagen. Die Zerschlagung war Bestandteil der Truppenübung, bei der es zu testen galt, was Menschen sich gefallen lassen, wie weit man es mit ihnen treiben kann.

Osterspaziergang der Hohen Politik

Politiker X verbietet den Bürgern ihren Osterspaziergang und verbringt Ostern in seinem Urlaubsdomizil an der Ostsee. Er selbst hält Corona offenbar für weit weniger gefährlich als er öffentlich vorgibt.

Wandlitz, zeig mir Dein Antlitz …

Toleranz

Da hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert. Sie reden von Toleranz, Freiheit, Demokratie, wähnen sich auf der sicheren Seite. Und sind doch Lügenmäuler.

Neben dem Gerede von Toleranz geht unter den Menschen das alte Prinzip der Unduldsamkeit weiter, werden kalte und heiße Kriege geführt, wird der Gott der Liebe verspottet, für nicht-existent erklärt. …

Je lauter sie schreien nach “Toleranz”, umso weniger taugt ihr Begriff, umso weniger Duldsamkeit ist von ihnen zu erwarten. Fordern sie am Ende nur Toleranz, Spiel-Raum für die eigene, im Verborgenen keimende Dikatur?

Politisch korrekt geht die Welt zugrunde

Am Ende darf niemand zu keinem Thema noch irgend etwas Deutliches sagen, auch der Dichter nicht. Das Freie Wort – von jeher ein Traum. Die Toleranzler von heute sind die Diktatoren von morgen. … Nur wenige widerstehen der Versuchung der Macht.

Die Macht hat schon ganz andere, standfestere Charaktere korrumpiert …

2006 / 2020

Welträtsel mit Fortsetzung

Da war ein Großer Verbrecher, der viele Menschen aus der eigenen und aus vielen anderen Familien auf dem Gewissen hatte. Nein: ein Gewissen hatte er nicht. So wenig wie die drei anderen Verbrecher, die den Großen bekämpften und schließlich besiegten.

Der Erste, Stahlharte, hatte zu Hause seine halbe Familie umgebracht, der Nachfolger des Zweiten kurz nach dem Sieg zwei große Feuer geworfen, in dem zwei Panische Häuser samt Menschen in Flammen aufgingen. Ein Dritter hatte in Allianz mit dem Zweiten aus der Luft viele Häuser angezündet, so dass Kinder darin verbrannten, deren Schuld einzig darin bestand, dass sie im Lande des Großen Verbrechers lebten.    

Der Große, das heißt: der besiegte Verbrecher brachte sich um, nun saßen die drei Anderen zu Gericht über die Befreiten Menschen aus seinem Hause.

Was wird wohl herauskommen bei solcher Verhandlung, wo große Verbrecher über ein Großes Verbrechen richten? Ein geteiltes Haus, dazwischen keine Türen. Das war noch das Geringste —

Und sie lächeln: der Erste ganz väterlich unter seinem Schnurrbart aus Stahl, der Zweite, eine Treumann-Blume aus der Rosenwelt, der Dritte ein wenig kirchen-krank.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lächeln sie noch heute. Der globalen  Weltordnung entgegen, wo jeder von ihnen gern der

Eine Herrscher gewesen wäre.

2006 / 2020

Die Aufteilung Europas, Yalta im Februar 1945 (der Beginn der Globalisierung): „Dass Roosevelt, selbst schon an der Quelle des Todes [même agonisant], und Churchill sich wie Räuberhauptleute [comme des chefs de brigands] des Mittelalters aufführten und von Stalin betrunken machen ließen, wie man erzählt, das kann uns heute noch überraschen und uns wachsam halten.“ (Jean-Claude Carrière: Les années d’utopie 1968 – 1969, Paris: Plon, 2003, S. 90, Übers. G. Z.)

Philosophie

 Alle gute Philosophie ist erst einmal Skeptizismus: Zweifel an der vorfindlichen “Wirklichkeit”, die man uns vorflunkert. Seit der Aufklärung schwören wir auf Realität. Das hat uns in das Tal der Finsternis der Erkenntnis geführt: zu einer “objektiven Realität”, die es so nicht gibt …                                                                                              

Zukunftsvisionen

Zu unterscheiden ist, was einer wünscht, von dem, was einer kommen sieht. “Was den Vorwurf des Pessimismus betrifft; das ist doch auch der Vorwurf, ein gutes Gedächtnis zu haben, denn Optimismus beruht auf der Fähigkeit zu vergessen und zu verdrängen” (Heiner Müller, vgl. Sinn und Form Jg. 48, 1996, Heft 6, S. 827).

Pessimismus – Optimismus. Das sind alles nur Begriffe, Kampfworte des Disputs. Welche Realitätssicht auch immer, es geht um die Bewahrung der Hoffnung! Und da haben die verfemten Pessimisten noch am ehesten eine Chance. Weil sie nicht mehr zu Tode erschrecken über das, was geschieht. Muß der Optimist nicht verzweifeln, wenn die Realität seinem lauten Opti-muß-muß zuwiderläuft? Da bleibt die Hoffnung leicht auf der Strecke.

Der Pessimist hingegen, dem man vorwirft, er habe sie fallengelassen, bückt sich
und hebt sie augenzwinkernd wieder auf. So rettet der Pessimist die Hoffnung, die der Optimist nicht halten kann.                                                            

1996 / 2020

Gelobt sei der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.                                   1. Petrus 1, 3

Person

Wer Ohren hat, der höre (Mt 13, 9). Person-Sein im modernen Sinne und die Stimme Gottes hören? Wie geht das zusammen? Lateinisch per-sonare: hindurchklingen. Es ist wie im antiken Theater. Mit der Stimme, dem Klang unserer Sprache treten wir hervor hinter unseren Masken.

Im Welten-Klang der Stimme Gottes, im Klang des göttlichen Wortes, erkenne ich mich selbst. Person werde ich nicht, indem ich nach innen gehe (da ist so viel auf dem Grunde meines Wesens, was mich belastet, mir das Licht nimmt), sondern: wenn ich mich ent-äußere, mich öffne auf Gott hin, der das das Leben ist und

Seiner Stimme folge.

Zitat:

“Ich wende mich mit dieser Niederschrift an die Nachgeborenen, die in hundert oder fünfhundert Jahren etwa mit Kopfschütteln von jener Zeit lesen werden, die die unsere war. Ihr Leben wird recht verschieden von dem unsrigen sein, aber auch unsere Nachgeborenen werden Hunger empfinden und werden sterben, wenn man ihnen die nötigen Mittel dazu verabreicht …  Wenn die Nachgeborenen die Geschichte der letzten paar tausend Jahre studieren, werden sie auf ein Kapitel stoßen …, das gesegnet war mit Kriegen, gewaltig im Mord, hervorragend in der Zerstörung und unübertrefflich in der Schandtat. … Die Nachgeborenen werden darin wahrscheinlich lesen können, dass die Menschheit auf ihrem mühseligen, schmerzensreichen Weg durch die Jahrtausende stets von Männern angeführt wurde, die sich durch Erbschaft, Kriege und Verschwörungen die Macht errafften  und die willkürlich andere Stämme oder Reiche … zu unterwerfen pflegten. Sie taten, was sie wollten, und die Menschheit hatte ihnen zu gehorchen. Die Machthaber saßen in Königsschlössern, Kurien, in den Kanzleien oder in Börsenpalästen. Es waren in jeder Epoche stets nicht mehr als einige tausend Menschen, die die Menschheit dirigierten, die sie miteinander paktieren hießen oder sie gegeneinander hetzten.”

(Günther Weisenborn: Memorial, Berlin; Weimar: Aufbau-Verlag, 1982, S. 7 / 8)

An den Sächsischen Literaturrat

Knittelvers 2020

In Liebe: es wird immer Dichter

innen und außen

denn das Gelichter

will uns verladen

Dem Freien Wahren

dem Wort zum Schaden

flüstert Spitzel

Pézé

der Krone

Die als Tribut

Angst von uns fordert

Was soll das nur?

Da ist der Deutschen

Literatur

Rat teuer

Wo Dichter schweigen

werden Steine

für sie

kein Wort mehr schreien

18. 04. 2020

Als PDF herunterladen