WendeBlätter 2020, Ausgabe 38

Wort an die Leser

Mit dieser 38. Ausgabe der WendeBlätter 2020 habe ich mich schwer getan. Die Vögel singen im Frühlingssonnenschein, der Garten ruft und das Elbsandsteingebirge. Die Kindern freuen sich schon auf die Ostsee. Wohlauf in Gottes schöne Welt! Weg von dem Gebrüll, dem Virus- und Kriegsgeschrei, dem politischen Lügenspiel. 

Und doch wachsam bleiben, Worte dagegen setzen. Und Haltung, die ganze Existenz. Auf der Hut sein. Sich vorbereiten – in Klarheit, ohne Angst – auf das, was uns noch widerfahren wird. Die Macht schläft nicht. Sie werden es wieder und wieder versuchen …

Und deshalb fortgesetzt, der Hoffnung vertrauend (in guter Erinnerung an die Atmosphäre der Frühjahrsdemonstrationen 2020 im Großen Garten / Dresden):

WendeBlätter 2020, auch zwei Jahre später, in einem anderen Frühling.

Gert Zenker                                                                     Sebnitz, am 08. Mai 2022

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns
nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung
durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

1 Petrus 1, 3

Wochenspruch am 1. Sonntag nach Ostern (Quasimodogeniti)

24. April 2022

Ostern im Jahre 2022

                                      Kolumne in der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“

                                      vom 16. 04. 2022 (Karsamstag), S. 14.

Welche Macht wir auch immer als real ansehen, die Staatsmacht oder eine globale Kraft dahinter – reden wir ganz konkret von jener unleugbar existierenden Macht, die das Fernsehen und alle großen Medien in ihren Händen hat und damit das Fühlen und Denken der großen Volksmasse prägt. Es ist ihr gelungen, die Menschen an ein infames Gewissheitssystem zu fesseln, an eine perfide Welt-anschauung der Verehrung des einen und der Verachtung des anderen.

Wenn Menschen etwas von uns fordern – woher diese Gewissheit, dass sie es gut mit uns meinen? Das System ist perfekt. Mit ausgeklügelten Begriffen, denen man eine fest umrissene negative Deutung gegeben hat und die als Schlagworte in unablässiger Wiederholung auf das Volk niederhageln: Querdenker, Verschwörungstheoretiker, Putinverteidiger, Montagsspaziergänger etc. (die Ungeimpften unser Unglück), schaltet man alle kritischen Stimmen aus, macht sie lächerlich, drängt sie ins Abseits. Und die große Masse glaubt es, folgt willig, manchmal murrend dem Bildschirm, der Wortblase, der diktierten Weltsicht, der aufgeputschten Not.

Die Macht lächelt: es braucht keine Lager wie in früheren Zeiten, wir regeln das im Alltag. Mit Konzentration auf die Angst. Und wer in der Angst gefangen ist, nimmt leicht an, was man ihm als Erlösung bietet, lässt sich maskieren, auf Gesinnung testen und impfen mit unserem Heil. Wer ahnt schon das Verderben, den Abgrund, in den wir stürzen.  – Ja, Gott bedient sich als Herr der Geschichte auch des Bösen, aber damit wird aus böse nicht gut. Demut, Gehorsam, Achtung der Obrigkeit meint nicht Kniefall vor menschlicher Macht, nicht Anbetung des Bösen (vgl. Mt 4, 1 – 11). 

Petrus und Silas sind nicht verzweifelt im Gefängnis (vgl. Apg 16, 23 ff.). Es ist der gekreuzigte und auferstandene Christus, der uns herausholt aus dem globalen Gefängnis der verordneten Angst, aus der Depression des Karsamstag, uns aus allem Todesgeruch in die Mündigkeit eines freien, auf Gottes Wort orientierten Christen-menschen führt. 

6. März / 16. April 2022

Die Floristin

Sie waren aber lange nicht hier, bestimmt zwei-drei Jahre nicht, sagt sie. So genau erinnern Sie sich?  Ein Wort gibt das andere, wir kommen ins Gespräch. Ich deute an, was mir widerfahren ist in den vergangenen zwei Jahren und wie ich über Pan-demisches denke. Wir sind alle geimpft und geboostert, entgegnet sie. Die ganze Familie. Da haben wir die Barriere, aber das Gespräch geht weiter. Nebenhin deute ich die globale Verquickung von Finanz- und Impfkartell an. Die Blumenfrau wirft ein: Sagen wir’s doch kürzer. Die Mafia!

Wenn Sie das erkannt haben, warum lassen Sie sich dann impfen? Da horcht sie auf. Eben kommen die nächsten Kunden. Wenigstens ist hier noch immer ein Blumenladen, das Geschäft nicht umfunkioniert zu einem Testzentrum.

Menschen denken bis zu einem gewissen Punkt, dann bricht das Denken ab. Warum auch immer – irgendwie fehlt es an der Bereitschaft, dem inneren Anstoß, dem klaren Entschluss, einen  Gedankenfaden weiterzuführen und den sichtbaren Weg bis ans Ende zu gehen. Vielleicht aus Angst, dass sich am Ende des Weges ein Horizont eröffnet, der die bisherige Sicht auf die Dinge des Lebens ins Wanken bringt, das Leben grundlegend verändert.

22. März / 22. April 2022

Eingeständnis

Ein Ärtztin, überzeugte Impfbefürworterin, telefoniert aufgeregt, eine halbe Stunde lang, mit ihrer Freundin, die eine Impfkritikerin ist. Die Ärtzin beharrt: ich werde auch weiterhin, trotz aller Lockerung, überall die Maske tragen. Das lasse ich mir nicht verbieten, ich will mich nicht infizieren. Es ist mir gleich, wie die Leute über mich denken. Zwei Jahr lang habe ich mich nicht mit Corona angesteckt. Allerdings – sie hält inne – habe ich mich auch nie testen lassen.

Sieh an, denkt die Freundin, und schweigt. Ist doch klar: je mehr Tests umso mehr „Coronafälle“, umso höher die „Inzidenz“ der Infizierten … So produziert man Pandemien, eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“, fingiert einen Impfnotstand, auf den auch Ärzte hereinfallen.

12. April 2022

Schön und gut … Die Schönheit und das Virusbiest

Wenn Künstler nur schöne Bilder malen,

Schriftsteller in den Sand nur schöne Worte setzen, 

Philosophen geschönte, allgemeine Wahrheiten verbreiten,

Theologen nur schöne, wohltönende Predigten halten – und sonst nichts.

Wenn Schauspieler schön tun im Welt-Theater,

Musiker mit schöner Musik das Denken vernebeln,

Lehrer gesichtslos schöne Pädagogik an Schulkindern üben,

Journalisten schön weiterreichen, was man ihnen ins Ohr flüstert,

und auch Wissenschaftler sich schön und brav an die Herrschaftsdoktrin halten

                                                                                                         – und sonst nichts,

sind wir in schöner Gesellschaft

der Dekadenz, des

Abstiegs …

09. März / 23. April 2022

Kaiserkult: Ergebung oder Widerstand?

Das Christentum ist von allem Anfang an eine Religion des Gehorsams und – des Widerstandes gewesen. Machtkonstellationen, die dem Geist der Bibel widersprechen, sind wir keinen Gehorsam schuldig. Vorausgesetzt, man ist bereit zu erkennen, dass es sich bei den Geschehnissen 2020/22 wirklich um solch ein Machtspiel handelt.

Christen haben gerade in den ersten Jahrhunderten massiv widerstanden, sich in großer Zahl geweigert, den Kaiserkult mitzuvollziehen und dafür große Opfer gebracht. Bis zum Tod in der Löwenarena. Wer sich heute  dem Gebot von Maske, Test und Nadel, d. h. dem verordneten Gesundheitskult verweigert, ist anderer Bedrohung ausgesetzt.

Jesus war kein Revolutionär, gewaltsamen Widerstand hat er abgelehnt. „Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen“ (vgl. Mt 26, 52). Aber Widerstand im Geistigen ist gefordert, ziviler Ungehorsam, ein klares Nein, wo immer sich Mächte und Gewalten etablieren, Menschen in ihr  Joch zu zwingen.

11. / 23. April 2022

Ein Test

Mal testen … Ich betrete den schmalen Testraum, eine ehemalige Bäckerei in Z.: Ein Brot und fünf Brötchen bitte. Die Verkäuferin lacht, versteht meinen Scherz, und fragt dann doch (es klingt so, als sagte sie: Noch ein Stück Kuchen gefällig?): Wollen Sie sich nicht testen lassen? – Nein, sage ich. Keine Maske, kein Test, von Anfang an. Und impfen schon gar nicht.

Dann verabschieden wir uns wie alte Bekannte, sagen  uns „Auf Wiedersehen“, so als hätte ich eben Brot und Brötchen gekauft und käme bald wieder. 

Ende März / 11. April 2022

Der Arzt

Ein Dorf in Sachsen. Ich stelle mein Auto am Friedhof ab und nehme ein paar Exemplare der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand mit. An der Ecke unweit des Friedhofs sitzt eine Gruppe älterer Männer auf zwei Bänken, dazwischen ein Tisch. Na, wie geht’s Euch denn? Die Sonne scheint heute so wunderbar. Dann ohne Um-schweife: Seid Ihr geimpft? – Ja, ja, schon das zweite Mal. – Dann tut’s nicht wieder! Ihr wisst nicht, was da drin ist. Hier, ich gebe Euch mal was zu lesen. – Unser Doktor N. N., der ist auch kritisch …

Frühlingswünsche, herzlicher Abschied unter Männern. Der Doktor hat jetzt am Freitagnachmittag keine Sprechstunde mehr. Aber es gibt einen Briefkasten.

Vierzehn Tage später halte ich wieder in dem Dorfe. Das Wetter ist trübe, die  Männerecke leer. Aber dort auf dem Parkplatz bewegt sich ein junger Mann, einen weißen Kittel über dem Arm, auf sein Auto zu. Sind Sie der Doktor?, rufe ich. Er bleibt stehen, fragt nach meinem Anliegen. Wir wechseln ein paar Worte, entdecken uns als Gleichgesinnte. Ich übergebe ihm die 37. Ausgabe der WendeBlätter 2020 vom 10. April 2022 (die erste Ausgabe ist vor genau zwei Jahren erschienen). – Ganz hinten, auf der letzten Seite, steht mein Lied vom Lügengeist. – Ach, waren Sie das etwa vor knapp zwei Jahren auf dem Neumarkt in Dresden?, fragt der Arzt.

So erkennt man sich wieder …

08. / 11. April 2022

Wie man mit einen Oberbürgermeisterkandidaten verfährt …

Der Dresdner Sascha Wolff (52), bekannt als unermüdlicher Künder der Verfassung auf den Straßen und Pätzen, kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters. Menschen haben  ihm Vertrauen bezeugt, ihre Unterschrift gegeben,  seine Kandidatur ermöglicht. Für Sascha W. selbst war das nicht einfach.

Beim Betreten des Gebäudes, in dem die Unterschriftenlisten ausliegen, umstellen ihn, den Unmaskierten, mehrere Sicherheitskräfte, hindern ihn am Weitergehen.  „Was wollen Sie von mir?“  Offensichtlich will man nicht, dass er kandidiert – steht dies als Programm dahinter? Als die Situation sich nicht klärt, ruft der Bedrängte die Polizei. Daraufhin gibt es viel Hin und Her, wobei klar wird, dass niemand ein Recht hat, ihn in dieser Weise zu hindern. Aber man hat ihn gehindert. Zeugen des Vorfalls sagen: Nun unterschreiben wir erst recht für Sascha Wolff.

Bange Frage: Wie wird es ihm ergehen an dem Tage, wo die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeister sich öffentlich vorstellen? Fliegt er dann auch, nur weil er Gesicht zeigt, „prompt aus dem Saal“, wie es ein Journalist im Blick auf frühere Vorfälle gehässig formuliert. Oder nimmt man ihn schon vor dem Gebäude in eine „Maßnahme“, reißt ihn hinterrücks rabiat vom Fahrrad, wie am 18. April 2021? Skurrilerweise fällt ja die öffentliche Lesung der Verfassung hierzulande unter das Demonstrationsverbot …

Sascha Wolff – ein Mann ruhiger Wesensart, ein aufrechter Demokrat, mit einer Gesellschaftsvision des Miteinanders, der sich angesichts des spürbaren Verfalls von Bürgerrechten den Glauben an Verfassung und Demokratie bewahrt, ihm auch 2020/22 mit Lesungen der Verfassung in der Öffentlichkeit beharrlich Ausdruck verliehen hat.

11. / 23. April 2022

Von der „Corona-Pandemie“ zur Kriegspandemie. Sprachverrohung und Dekadenz des Humanum

„Sprache ist der Schlüssel zum Frieden” – da hat die „Deutsche Sprachwelt” (eine Zeitung, die kritisch auf den Verfall deutscher Sprachwelten blickt) recht.*  Unglaublich, welcher Ungeist uns im Zusammenhang des Ukrainekonflikts aus den Medien entgegen tönt, wie sich einst renommierte Sender und Zeitungen nun in die blanke Kriegspropaganda einspannen lassen, sich der Kriegstreiberei schuldig machen, buchstäblich zu Hetzmedien werden. 

* Vgl. den Leitartikel „Der Schlüssel zum Frieden. Sprache löst nicht nur Kriege aus, sondern kann auch helfen, sie zu beenden” – In: Deutsche Sprachwelt, Ausg. 87, Jg. 23, Frühling 2022, S. 1.

Daneben wird fleißig weitergegendert, political correctness verkündet, von Toleranz gefaselt. Um die Auseinandersetzung mit „Hass” und „Hetze” (Gefühlsregungen, die man gern den Pandemiekritikern andichtet) ist es aber merkwürdig still geworden, seit man selbst dies böse Panier ergriffen hat und den Hass predigt.

Mit dem Hitlervergleich sind wir heute schnell zur Hand. Allerdings ist die Frage, für wen dieser Vergleich zutrifft, wer nun Hitlerähnlichkeit habe, nicht ganz so einfach zu entscheiden. Wen sollte man in solch unklarer Situation unterstützen und mit welchen Mitteln? Waffenlieferungen sind da ein sehr zweifelhafter Weg. Echte Friedens-mission sieht anders aus. – Was fordert der Demagoge Selenskyj? „Waffen, Waffen, Waffen!” Fällt ihm nichts anderes ein? Irgendein Journalist unterstützt ihn noch: mit einem Hitler (=Putin) kämen Verhandlungen ohnehin nicht in Frage, mit dem Hitler des Dritten Reiches hätte damals auch niemand verhandelt. – Was nicht den Tatsachen entspricht. Manche haben Adolf gar hofiert, mit ihm paktiert, seine Macht befördert.*

Das sollte zur Vorsicht mahnen, mit wem wir heute paktieren und welche Gefahr der Ausweitung eines Krieges darin liegt. Ich halte das bewusst in der Schwebe …

* Verwiesen sei hier nur auf das Münchner Abkommen 1938, das Hitler bei der Angliederung des Sudetenlands freie Hand verschaffte und auf den im Sozialismus verschwiegenen Hitler-Stalin-Pakt 1939, der die Aufteilung Polens besiegelte. „Für ausländische Diplomaten war der 30. Januar 1933 ein normaler Arbeitstag”, schreibt Christoph Strupp am 29. Jan. 2013 („Spiegel Geschichte”). In völliger Fehleinschätzung der Situation hielten die Diplomaten das Ganze nur für eine kurze Episode,  sie hatten bis dahin nichts gemerkt und brauchten auch dann noch eine ganze Weile bis zur A. H. –Erkenntnis, um aus ihrer diplomatischen Blindheit herauszukommen und zu begreifen, worauf alles hinauslaufen würde … In Summa: „Die Diplomatie arrangiert sich [nach dem 30. Jan. 1933] verblüffend schnell mit den neuen Gegebenheiten” (vgl. den Artikel v. Hans Werner Scheidl: Hitlers adlige Helfer im Ausland. – In: Die Presse v. 03. 12. 2016).

Im Radio interviewt am 20. April 2022 eine Journalistin die FDP-Verteidigungs-expertin Strack-Zimmerman, letztere fordert die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Da sprechen zwei Frauen über Waffenlieferungen, als ob es um Keks-packungen, Strumpfhosen oder Zigaretten ginge. Es ist unglaublich. Die Worte gehen glatt über die Lippen, an zerfetze Glieder, zerstörtes Leben denken die Damen in diesem Augenblick nicht. Auf Zigarettenschachteln warnt man: Rauchen kann tödlich sein. Bei Waffen hält man den Warnhinweis nicht für nötig. WAFFEN TÖTEN MENSCHEN. Sagt das immer dazu, bei jeder Debatte: es sind Tötungswerkzeuge, die wir verschicken. Und da macht es für eine Frau, die als Mutter empfindet, keinen Unterschied, ob der Gefallen ein Ukrainer oder ein Russe ist.  

Ich misstraue den Worten, ich misstraue auch den Bildern, die uns vorgeführt werden. Man kann mit Worten und noch mehr mit Bildern lügen.  Ein sonderbarer Krieg … Auf der einen Seite wird uns in Bildern gezeigt, wie schlimm der Krieg ist, auf der anderen Seite erscheinen mir diese Bilder nicht schlimm genug, so als ob man sich scheute, den kriegsvergessenen Menschen in Deutschland die wahren Schrecken nahezubringen. Aus den Erzählungen meines Großvaters Ernst Zenker (1882 – 1974) über den Frankreichfeldzug im Ersten Weltkrieg, über das Ratten-Dasein in den Schützengräben, habe ich weit besser verstanden, was Krieg bedeutet.

In der Politik unseres Landes geht der Hinweis auf die Bestialität des Krieges   sonderbar einher mit seiner Verharmlosung. Schlimm ist der Krieg, wenn man von Putin redet, weniger schlimm, wenn man Waffen an die Ukraine liefert und dies rechtfertigen will. Die Waffen des einen dienen einem bösen, die des anderen einem guten Zweck. Dass beide in ihrem Resultat zerfetzte Leiber und zerstörtes Leben wirken, wird vertuscht. Und das ist ein altes Muster … Dass wir diesem Muster im 21. Jahrhundert noch immer folgen, nimmt uns das Recht, über vergangene Zeiten zu urteilen, die solchem Wahn verfallen sind. Hitler und der Krieg: „Wie war das möglich?” – So wie es heute möglich ist.

Um es in drei einfache Gedanken zu bringen:

(1) In den Hauptmedien gilt Putin als der Alleinschuldige, als der Böse schlechthin. Unseren Kindern sagen wir: Es ist selten nur einer schuld, zieh dich an der eigenen Nase. Vertrage dich!  (2) Wenn ein Nachbar über Jahre hinweg an meinem Zaun steht, mich und meine Familie fortgesetzt beschimpft, mir seinen Müll – und sei’s nur in Worten – über den Zaun wirft, mir dabei immer näher auf die Haut rückt (Stichwort: NATO-Ost-Erweiterung), werde ich eines Tages reagieren müssen. (3) Manchmal ist Neutralität gar keine so schlechte Lösung. Die NATO ist auch ohne die Ukraine schon offensiv genug in Europa.

Machen wir uns keine Illusionen, ob es das Thema Corona oder die Ukraine betrifft – was uns aus den Medien entgegenkommt, ist keine Information im Sinne einer objektiven Berichterstattung, es ist die blanke Propaganda. Mit Wahrheit hat das nichts zu tun. Der hier verwendeten, allen Regeln des Anstands und guter Pädagogik spottenden Kriegsrhetorik muß sich jeder vernünftig denkende Mensch im Volke schämen. Hier führen wir unseren Kindern und jungen Menschen vor, wie es nicht sein sollte, wie wir miteinander nicht umgehen dürfen.

Noch ein Wort zum Problem der Sprache (es geht ein Gerücht, Sprache sei zur Verständigung da, wo sie doch oft Verständigung eher hindert …). Ukrainisch ist in der Ukraine seit der Unabhängigkeit 1991 die Staatssprache. Das Russische wurde durch entsprechende Verordnungen in den letzten drei Jahren aus dem öffentlichen Bereich immer mehr zurückgedrängt und mit Verboten belegt, was die Spaltung im Lande weiter vertieft.*                                         * Vgl. Deutsche Sprachwelt, a. a. O., S. 1.

Über die Verhältnisse auf der Krim und in der Ost-Ukraine, den Bestrebungen, in den Bezirken Luhansk und Donezk eigene Republiken zu gründen, über die Existenz-bedingungen der russischen Minderheit in der Ukraine überhaupt (38,6 %, d. h. mehr als ein Drittel der Menschen dort sprechen im privaten Umfeld ausschließlich Russisch) erfahren wir aus den Großmedien wenig bis nichts. In der Ost-Ukraine ist jedenfalls schon seit 2014 Krieg. Um es nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte, in einem Satz auszudrücken: Ich möchte in der Ukraine – und auch in Deutschland – jetzt kein Russe sein. Denn Putin gilt heute als Faschist und Russisch manch geistig Verirrtem als die Sprache der Faschisten, wie vordem das Deutsche in der ehemaligen Sowjetunion …

Welch böse Blüten Russlandfeindschaft in Deutschland treibt, sei hier nur angedeutet:

Anfeindungen russischer Menschen auf offener Straße, zerkratzte Autos, Ver-weigerung von ärztlicher Behandlung, Ablehnung universitärer wissenschaftlicher Zusammenarbeit, Absage von Konzerten mit Werken russischer Komponisten, Auf-trittsverbote für russische Künstler, Verketzerung von Russisch Brot und dergleichen Torheiten mehr.* Mit Recht fordert ein Landesbischof (Friedrich Kramer, ich kenne ihn von meiner theologischen Ausbildung her) „eine Deeskalation der Sprache. … Angesichts von mancher Kriegsrhetorik sagen wir klar: Die Menschen in Russland [ich ergänze: auch die Russen in Deutschland] sind nicht unsere Feinde.”**               

* Vgl. Tarek Schwarz: Guter Rassismus, schlechter Rassismus (Beitrag v. 22. 03. 2022). Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=pCN5YdOQXZA                 ** Deutsche Sprachwelt, S. 1. 

22. April 2022

Das Übel  liegt im Geldsystem. Drei Fragen und eine Antwort*


* Stefan Magnet im Gespräch mit dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Franz Hörmann. Video im AUF1.tv vom 21. April 2022 (1:16 Minuten). Vgl. das Interview mit Christoph Hörstel v. 24. Febr. 2022 (58:33 Minuten) mit der Überschrift: „Globale Mächte haben den Krieg in der Ukraine herbeigeführt.”

Das Thema des Interviews mit Prof. Hörmann am 21. April 2022 drückt  Stefan Magnet zu Beginn mit diesem Fragesatz aus: Ist das Geld und das Geldsystem tatsächlich  die Wurzel allen Übels und wenn ja, was können wir heute dagegen schon tun?” In den folgenden drei Fragen, wo als Antwort zunächst nur  ein einfaches Ja oder Nein erbeten wird, gewinnt das Thema Kontur.    

(1) „Viele bezeichnen das heutige Geldsystem als ein Betrugsystem. Würden Sie sagen Ja oder Nein?” – „Ja.”  (2) „Das heutige Geldsystem benötigt systemisch bedingt immer weiteres Wirtschaftswachstum. Ja oder Nein?” – „Ja.” (3) „Und weil es in der Natur aber kein ewiges Wachstum gibt, sind Ausbeutung und Krieg im System vorprogrammiert. Ja oder Nein?” – „Ja.” – Stefan Magnet: „Bleiben Sie dran, es wird ein spannendes Interview.”

Wer hat Interesse an Kriegen, wer verdient an ihnen? Die Rüstungsindustrie. Und nicht nur sie. Es spielen also bei jedem Krieg neben Gerechtigkeitsansprüchen, nationalen Interessen und aufgeputschten Idealen immer auch finanzielle Dinge eine Rolle. Hinter jedem Krieg steht ein Riesengeschäft (das ist eine Binsenweisheit). Dabei werden Rüstungsgüter nicht selten an beide Seiten geliefert. Auch im Ukrainekonflikt müssen wir aus der Betrachtung der Propaganda heraus und den Krieg in einem größeren Zusammenhang begreifen.

Selbstverständlich dient dieser Krieg auch als Ablenkungsmanöver. Während wir uns noch mit der Ukraine beschäftigen, mit einer neuen Angst also, kündet Herr Lauterbach schon die nächste gefährliche Corona-Welle an. Woher hat er das? Die wissenschaftlich Begründung bleibt er jedenfalls schuldig, der Grund seiner Vorhersage ist ein demago-gischer. Er und seine Hintermänner wollen ganz offensichtlich, dass spätestens im Sept. 2022 die nächste Welle kommt und bereiten uns unterschwellig schon darauf vor. Vermutlich wird es dann auch einen neuen, verstärkten Anlauf in Richtung Pimpfpflicht geben. Darauf müssen wir vorbereitet sein und dürfen uns weder durch temporäre Erfolge gegen das Impfdogma, noch durch die Pandemie der Ukraine-Propaganda die Wachsamkeit trüben lassen.  

22. April 2022

Was uns erwartet, wenn wir nicht wachsam bleiben: Impfverweigerung als Straftatbestand

Deutschland: Corona-Impfverweigerern drohen hohe Geldbußen und Gefängnis. Impfverweigerer sind Straftäter: Gesetze könnte mit hartem Zwang vorgehen (Zitat aus den Nachrichten AUF1.tv vom 30. März 2022).

 „Falls die geplante Impfpflicht in Deutschland doch noch kommen sollte, dann steht jetzt schon eines fest: Sie wird mit deutscher Gründlichkeit juristisch verfolgt und bestraft werden. Ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags kommt zu dem Schluss, dass es sich bei Impfverweigerern um Straftäter handelt. Ihnen könnten dann zwischen fünfundzwanzigtausend Euro Geldbuße und bis zu fünf Jahren Haft drohen. Laut dem Gutachten erfüllt die Impfverweigerung einen Straftatbestand, da sich aus dem Infektionsschutz ergibt, sich nicht impfen zu lassen sei … eine vorsätzliche Handlung zur Verbreitung einer Krankheit oder eines Krankheitserregers.

Im Klartext bedeutet das also: Wer sich einer experimentellen Genspritze mit zahllosen dokumentierten Nebenwirkungen verweigert, wird zum Verbrecher gestempelt. Besonders bezeichnend ist, dass sogar alle Verfassungsrechtler, die vom wissen-schaftlichen Dienst für das Gutachten konsultiert wurden, keine Einwände und Bedenken gegen diese kriminelle Rechtsauffassung vorbrachten. Sollte die Impfflicht eingeführt werden, heißt es von ihnen zynisch, dann stünde es dem Gesetzgeber frei, entsprechende Straf- oder Ordnungswidrigkeits-Tatbestände bei Zuwiderhandlung zu definieren. Das Gutachten liest sich so, als wolle es die Politik geradezu ertüchtigen, hart gegen Impfgegner durchzugreifen. Es könne das ganze Spektrum des Ver-waltungszwangs angewandt werden, um die Verweigerer zur Impfung zu zwingen, und den Uneinsichtigen droht am Ende sogar Gefängnis.

Keine neun Monate hat es also gedauert zwischen den theatralischen Versprechungen und Ehrenbezeugungen deutscher Politker, es werde niemals eine Impfpflicht geben, und der finalen Beratung im Bundestag über ein Gesetz, das genau diese vorsieht. Geht dieser verwerfliche Entwurf durch, dann wird ein Viertel der Deutschen damnächst kriminalisiert, wenn sie sich dem Impfzwang nicht fügen.“

30. März 2022

Gesundheit oder Geisteskrankheit? Das Wichtigste in Schlagzeilen*

                                                                                                     * Volksmund [anonym]

Es geht ein Gerücht: Der Bundestag habe kürzlich per Mehrheitsbeschluß ein Gesetz verabschiedet, das dem Corona-Virus bundesweit eine unbeschränkte Aufenthalts-genehmigung erteilt.   

Auszeichnung für Impfwillige: im Fall des Überlebens sichert ihnen der Bundestag ab dem 95. Lebensjahr eine Zusatzrente von zehn Euro monatlich zu. Im 100. Lebensjahr kann die Tapferkeitsmedaille in Bronze oder Silber beantragt werden. 

Impfwillige sollen an dem in Vorbereitung befindlichen Corona-Entschuldungs-Programm (CEP) nur mit 50 % ihres Einkommens beteiligt werden. Abgesehen von den Häusern, dürfen sie ihr Privateigentum behalten, sofern es einschließlich Mobiliar den Wert von fünfhundert Euro nicht  übersteigt.

Zur Vermeidung überfüllter Stationen sollen Corona-Verdachts-Fälle (CVF) künftig vor den Toren der Krankenhäuser behandelt, notfalls zur Ausheilung des Test-ergebnisses wieder nach Hause geschickt werden.

Es ist vorgesehen, die monatliche Impfung künftig mit einem Schutzgeld zu belegen, das jedoch einhundert Euro nicht überschreiten sollte. Kinderreiche Familien, die dieses Schutzgeld nicht aufbringen können, wird eine Stützung von zehn Euro pro Person zugesichert.

Zahlungsverweigerer werden mit einem monatlichen Bußgeld nicht unter dem Zehnfachen ihres Lebensalters bestraft. Als strafmündig gelten Bürger und Bürgerinnen ab dem vollendeten 12. Lebensjahr.

Die Partei der Impffreunde (PIF) hat sich etabliert und in absoluter Mehrheit der Bevölkerung 50 Millionen Mitglieder gewonnen, von denen einige allerdings in den letzten Jahren durch natürlichen Hingang wieder ausgetreten sind.

Von einigen Mitgliedern der Regierung ist bekannt geworden, dass sie sich in Behandlung befinden. PIF wünscht gute Besserung! Das Volk leidet mit.

23. April 2022

Vom Wesen der Lüge

„Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen.

Wir wissen, dass sie wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter.“

Dieses Wortspiel wird Alexander Solschenizyn (1918 – 2008) zugeschrieben, ist jedoch  nicht eindeutig belegt. Aber es passt zu dem, was Solschenizyn am 10. Dez. 1970 in seiner Dankesrede zur Verleihung des Nobelpreise für Literatur gesagt hat (damals wohl vor allem auf das Sowjetsystem gemünzt): „Wer die Gewalt als seine Methode proklamiert hat, muss die Lüge zu seinem Prinzip machen.“

Die Lüge als Prinzip der Macht … Eine häufige Frage bei solchen Sätzen ist diese: „Wer sind sie?“ Dahinter die unbewusste Verweigerung, die Dinge nicht selbständig weiterzudenken, was ja Aufgabe eines mündigen Bürgers wäre. Die Frage „Wer sind sie, die das alles anrichten, was uns so zu schaffen macht?“ weist die Richtung, nur darf man nicht auf halbem Wege stehenbleiben. Ein Beispiel: Wenn ich um die Macht des Geldes weiß, die Großmacht des Kapitals, die damit verbundene Skrupellosigkeit, werde ich sie überall vermuten, hinter jeder Krise.* Und ich werde mich auf meiner Suche nach Wahrheit nicht von Schlagworten der Propaganda abhalten lassen, logisch zu denken und meine Schlüsse zu ziehen.  

* Geschäfte macht man eben nicht nur mit der Rüstung, sondern auch mit der „Gesundheit“. Wenn man mit dem Gesundheitsgeschäft (Millionen Impfdosen …) noch Macht verbinden kann, umso besser, da schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, hat man doppelten Gewinn …

Vielleicht liegt ja der Systemfehler wirklich im Geldsystem. Am 22. Dez. 1913 gelang es einem Bankenkartell, bestehend aus den weltweit führenden Bankhäusern Morgan, Rockefeller, Rothschild, Warburg und Kuhn-Loeb in einem konspirativ vorbereitetem Handstreich (dem sog. Weihnachtsputsch), das amerikanische Parlament zu überlisten und das Federal Reserve System (FED) ins Leben zu rufen – eine amerikanische Zentralbank. Damit wurde die Geldschöpfungsmacht auf einige wenige Familien übertragen … Seit 1973 ist unsere Währung nicht mehr durch Gold gedeckt, von da an wird fleißig gedruckt, ins Inflationäre hinein. Der Wert eines Einhundert-Euro-Scheins beruht jetzt nur noch auf dem Vertrauen, dass dieses Geld irgend einen Kaufwert hat.*

Vgl. das  Buch von  G. Edward Griffin: Die Kreatur von Jekyll Island. Die US-Notenbank Federal Reserve …, Kopp-Verlag 1994 und die Sendung im AUF1.tv vom 21. April 2022.

23. April 2022

Immanuel Kant (1724 – 1804): Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?

Wenn wir diese vier Fragen des Königsberger Philosophen Immanuel Kant, die er 1756 in seinen Vorlesungen zur Logik aufwarf, als Leitfaden nehmen,  so verlassen wir jetzt den Bereich der Erkenntnistheorie und sind bei der zweiten Fragen angelangt: Was kann ich tun? – Gegen die Lüge zum Beispiel. Klare Antwort: ich kann mich in meinem eigenem Leben und meinem unmittelbaren Umfeld um mehr Wahrhaftigkeit bemühen. Wir demonstrieren gegen die Lüge, ringen um Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit. Aber wie steht es denn mit der Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit in unserem eigenen Leben, in unseren  Familien und bei uns selbst? Mancheiner hat sich da in einer großen Lebenslüge eingerichtet. Wahrhaftigkeit bei uns selbst, in unseren Familien – hier müssen wir anfangen, wenn wir die Lüge besiegen wollen … 

Und nicht nur das. Es geht auch um Charakter und Lebensweise. Die Frage ist, zu welchen Opfern wir bereit sind im Kampf gegen Coronahysterie und Impfdogma-tismus. Sind wir bereit, für unsere Überzeugung zu leiden, schwerwiegende Nachteile zu ertragen, den bisherigen Beruf aufzugeben, uns im Konsum zu beschränken, auf Urlaub zu verzichten, auf das Auto, das Fernsehen oder unser starres Meinungs-gefüge? Sind wir bereit, Opfer an Zeit und Geld und Ich-Orientierung zu bringen und Leiden auf uns zu nehmen? Erst wenn wir diese Frage für uns selbst mit Ja beantworten, haben wir eine Chance, dass sich von Grund auf etwas ändert zum Guten. Es ist doch eine große Illusion zu meinen, es ginge ohne Opfer, quasi ganz von selbst. 

Die dritte, für mich entscheidende Frage ist die nach unserem Hoffnungshorizont, nach unserer Vision vom Menschen, von der Gesellschaft, von Gerechtigkeit und Freiheit: Was darf ich hoffen?  Die vierte Frage gleich dazu: Was ist der Mensch? Ohne tiefe geistige Auseinandersetzung kommen wir da nicht voran, es geht ja um weit mehr als nur um die Forderung: Maske, Test und Nadel – alles weg!  In dem geistigen Kampf, in dem wir stehen, hat neben der Soziologie, der Medizinwissenschaft, der Psychologie, der Sprachwissenschaft (etc.) eben auch die THEOLOGIE ein Wort zu sagen. Ich bin Christ, begreife mich als Gottes Geschöpf und setze all meine Hoffnung darauf, dass Christus den Tod besiegt hat und am Ende  der Zeit aus Gottes Kraft alles Böse dieser Welt überwunden sein wird. Dafür stehe ich ein. – In dem Bewusstein: Sobald ich auf den Märkten auch nur ein Wort vom Glauben sage, schaltet die Masse ab, weil man meint, es sei nicht von Belang. Meine Überzeugung ist: Streichen wir das Gottvertrauen, die Rückbindung (Lat. religio) an eine höhere Instanz heraus, verirren wir uns im irdischen Jammertal und haben von vornherein verloren. Keine Chance.

23. April 2022

Rudolf Zenker:  Der unerträgliche Rat (1940)

Auszug aus dem autobiografischen Werk meines Vater Rudolf Zenker (1923 – 2017): LEISER WIDERSTAND. AUF DEM PEILER, das im Wesentlichen die Jahre 1933 – 1945 beschreibt. Die Veröffentlichung des Buches ist für 2023 geplant. Textbearbeitung: G. Z.

Am Ende der Handelsschulheit (1940 / 41) kam  ein besonders geartetes Fach ins Spiel, mit dem Rudolf grundlegend nicht einverstanden war, nicht einverstanden sein konnte. Hier stieß seine junge Erfahrung mit der Lehrmeinung der Schule frontal zusammen.

Bald war ihm das Fach Biologie samt seinem Lehrer, den alle den Rat nannten, aus-geprochen zuwider. Das Tragische für ihn war, dass es keine Möglichkeit gab, sich gegen den Zwang der staatlichen Ideologie (das war ein Ausdruck, den er erst viel später hörte und begreifen lernte) offen zu wehren. Rudolf wusste auch nicht, ob er überhaupt mit irgend jemand in der Klasse darüber sprechen konnte. Bei den Heim-abenden der Hitlerjugend war es seit dem Kriegsbericht des Unteroffziers im kleinen, vertrauten Kreise etwas anders.

Das erzwungene Schweigenmüssen wurde für Rudolf fast ein schuldhaftes. Er fragte sich, ob er nicht auch verführbar war, wenn die nordische Rasse, der er sich als Deutscher zugehörig fühlte, als die höhere Menschenart dargestellt wurde, besser und klüger als alle Menschen auf der Welt. Sollte er sich da als Deutscher in seinem Innersten geschmeichelt fühlen?

Der Rat gab sich in der Biologie als überzeugter Pg [Parteigenosse]. Aber glaubte er wirklich an  das Herrenmenschentum der Deutschen und an den Führer? In der Klasse saßen junge Menschen, die der Rat nicht alle verbilden konnte. Auch wenn sie ihn nicht immer und in allem durchschauten, hielten sie doch nicht alles, was er sagte und diktierte für die reine Wahrheit. Im Lehrfach Biologie erhofften sich die Mädchen und Jungen etwas anderes: genauere Kenntnisse über das Leben der Pflanzen- und Tierwelt, ihre Entstehung, ihre Artenvielfalt und Schönheit. In der Volksschule waren ihnen gerade mal ein paar heimische Blütenpflanzen vor Augen geführt worden,  die sie mit mehr oder weniger Geschick in ihre Heimatkundeheften gezeichnet und mit Buntstiften ausgemalt ausgemalt hatten.

Bald erkannte Rudolf, daß die Einengung der Biologie auf die Vererbungs- und Rassenlehre unstatthaft war und eine Abschnürung vom weiten Bereich der Zoologie darstellte. Wie konnte es denn geschehen, dass er im Fach Biologie nichts von Pflanzen und Tieren erfuhr? Tatsächlich blieb Rudolf bis in die fünziger Jahre hinein der weite Bereich der Biologie, auch der Evolution, ein Buch mit sieben Siegeln.

Was ihn selbst als Menschen betraf, kämpfte sich Rudolf freilich bald frei. Das Lesen war für ihn eine Art Leidenschaft geworden. Er liebte Bücher. Und das betraf nicht nur die sogenannte schöne Literatur, sondern auch Fachbücher. Rudolf kaufte sich ein Lehrbuch über den Menschen und büffelte es im Selbststudium zu Hause durch. Jetzt wusste er, wie der Menschen aufgebaut war und ahnte, wie er sich entwickelt hatte.

Der Rat unterrichtete das Fach Biologie vom dritten Handelsschuljahr an. Aber lehrte er, was er selbst glaubte, oder wie es das Lehrbuch ihm vorgab? Das war nicht zu unterscheiden. Jedenfalls würde Rudolf dem Rat nie verzeihen können, dass er versucht hatten, den 16-17jährigen Jungen und Mädchen diese Art der weltanschaulich verzerrten, verstümmelten Biologie nahezubringen. Zu Beginn wurde der Stoff der Biologie noch relativ normal gelehrt. Ausgehend von Darwins natürlicher Zuchtwahl besprach man lang und breit die Mendelschen Vererbungsgesetze. Doch eines Tages begann der Rat mit der Darstellung der nationalsozialistischen Rassenlehre. Zu dem Begriff der Rasse gesellte sich der  wissenschaftlich angreifbare Begriff des Arischen. Man sprach von der nordischen Rasse, ihrer vorgeblichen Einzigartigkeit und ihrem Recht auf die Führungsrolle in der Welt.

Rudolf fühlte sich als Deutscher herausgehoben, zugleich stellte er sich die Frage: Wenn die nordische Rasse etwas Besseres war, warum (aus welchem Grunde) – und zu welchem Zeck? Wie stand es mit Mutters Eltern, die aus den völkischen Mischgebieten Ostpreußens und Westpreußens stammten? Rudolfs schöne, schwarzhaarige Mutter trug unverkennbar osteuropäische Züge. In Deutschland sollte es sechs Rassen-varianten geben. Rudolf musste sich zur baltischen Variante rechnen. Eines Tages brachten Schüler, es waren Kinder wohlhabender Eltern, Hans Günthers dicken Wälzer

der nationalsozialistischen Rassenlehre mit.* Rudolf kaufte sich das Buch nicht, er hatte gemerkt, das darin vieles nicht stimmte. Das war für ihn keine Wissenschaft.

* Rassenkunde des deutschen Volkes (Erstveröffentlichung 1922). – Hans Friedrich Karl Günther (1891 – 1968), deutscher Philologe, Rassentheoretiker in der Weimarer Zeit und im Dritten Reich, 1935 ordentlicher Prof. für Rassenkunde, Völkerbiologie und Ländliche Soziologie an der Uni-verstität Berlin. Bekannt als „Rasse-Günther“ oder „Rassepapst“.

Die Vermessung (Vermessenheit). Nach der Erläuterung der verschiedenen nordischen Rassen, die als gegenwärtig existent vorgestellt wurden, versuchte Rat seinen Unter-richt mathematisch-wissenschaftlich zu begründen. Zu diesem Zweck trug er eines Tages, im Beginn des Sommers 1940, einen schweren Ständer mit hölzernen Teilen herein. Zuerst lachten die Schüler, bis er ihnen erklärte, dass er nun ihnen allen – die Köpfe vermessen wolle, um so die Zugehörigkeit des Einzelnen zu den verschiedenen Rassen festzustellen. Gleichzeit betonte Rat, die Indexmessung sei nur ein Hinweis auf die Rasse, jedoch kein Beweis.

Rudolf kam das Ganze nicht geheuer vor. Innerlich spottete er. Nun genügte nicht einmal mehr die Ahnentafel, um  nachzuweisen, dass man kein Jude war. Andererseits hatte er Bedenken, trug er doch das polnische Blut der Mutter in seinen Adern. Am Ende gehörte er zur ostischen oder, schlimmer noch, gar zur ostbaltischen Rasse. Wer weiß, was aus seiner Blutmischung und der Kopfform alles herausgelesen werden konnte …

Der Rat schrieb an der Wandtafel mit Kreide den Klopfindex auf. IC = Kopfbreite mal einhundert durch Kopflänge. Mädchen und Jungen – Rudolf stand kurz vor seinem 17. Geburtstag – mussten vortreten, sich unter das einem Folterinstrument ähnelnde Gerät stellen und vom Rat ihre Schädelform vermessen lassen. Marko führte an der Wand-tafel eine Liste, die jeder abzuschreiben hatte. In der nächsten Unterrichtsstunde wurden die Ergebnisse bekanntgegeben. Und siehe da: Rudolf gehörte mit IC 86 zu den Kurzköpfen.

Nun war er vollkommen überzeugt, dass an dieser ganzen Rassenlehre etwas nicht stimmte. Er warf nun auf dem Schulweg keinen Blick mehr auf den „Stürmer“, als könne er durch einfache Ignoranz die Existenz des Hetzblattes tilgen. Der Unterricht in Biologie wurde immer widerwärtiger und am Ende des Schuljahres ausgesprochen ekelhaft. … Den jüdischen Ärzten, Juristen, Kaufleuten und den kunstschaffenden Juden unterstellte der Rat zielbewußte Gesinnungslosigkeit. Keiner der jungen Männer und jungen Fräulein widersprach.

Rudolf Zenker, Text v. 23. / 26. April 2009

Man sollte vorsichtig sein mit allzu leichfertigen Analogien aus der eigenen deutschen Geschichte, doch wagen wir es einmal und stellen die Frage: Was ist  Rassenlehre heute? – Die Genderideologie, die irrige Auffassung, es gebe über Mann und Frau hinaus noch eine Vielzahl von Geschlechtern. Bis zum Hirngespinst von 72 (zweiundsiebzig) Geschlechterbezeichnungen hat man sich schon verstiegen; so etwas wird an unseren Universitäten tatsächlich gelehrt und ist bereits in den Schulunterricht eingedrungen. Angesichts solcher Geschlechterforschung empfinde ich denselben Ekel wie ihn mein Vater einst gegenüber der Rassenlehre empfunden hat. Wie war das alles damals nur möglich?, fragt man sich. So wie heute Gender möglich ist … Geschlechterforschung und Gender-sprache (political correctness) stehen unter starkem Ideologieverdacht. Da ist mehr Ideologie – d. h. Manipulation und Propaganda – als Wissenschaft.

NB: In Norwegen sind die Genderlehrstühle mit der Begründung mangelnder Wissenschaftlichkeit der Genderforschung abgeschafft worden, in Ungarn desgleichen. In der Ukraine sind Gender Studies kein separates Fach, auch in Russland ist Gender strittig. [G. Z.].

18. / 23. April 2022  

Meinung – Information – Propaganda …

Streichen wir aus der [M]ein[ungs]bildung den Herrn Mungs heraus, bleibt Einbildung stehen, ein Wort, das als Übersetzung von Information* gelten kann. Hinter der Maske von   Information verbirgt sich wiederum die Propaganda. Nimmt man die Propaganda beim lateinischen Wortsinn, kommt man auf Verlängerung, Ausdehnung, Ausbreitung eines Territoriums geografischer oder geistiger Art, auf den Befehl so zu denken wie der Propagator und nicht anders.

* Lat. formare (bilden, gestalten, formen) + Präfix „in“. Somit bedeutet in-formieren etwas hinein-bilden ins menschliche Hirn. Kurzum: mit der sog. „Information“ sitzen wir der Einbildung auf.

„Ich bin selbstbestimmt und bilde mir meine eigene Meinung!“ Wenn das so einfach wäre. Wir sind alle, ausnahmslos alle, in hohem Maße fremdbestimmt durch Herkunft, Zeitgeist, Familie, Ausbildung, Lebensalter, durch Gesetze, Ver-kehrsregeln und  Maßnahmen verschiedenster Art – fremdbestimmt auch von dem, was wir für Information halten.

Angesichts der Übermacht von Propaganda, wie ist da der eigenen Meinung noch zu trauen? Ich traue ihr nicht über den Weg. Wenn ich ihr im nächsten Zeitungsladen auf den Titelseiten begegne, hört sie auf, meine eigene Meinung zu sein, verfliegt aller Meinungsstolz. Wenn die Zeitung so denkt wie ich, was ist dann an meiner Meinung noch das Eigene?

Geistig wachsam zu bleiben ist wichtig, nicht mit der Macht zu paktieren und jeder „Information“ in den Großmedien, aber auch der eigenen Meinung zu misstrauen, die ja oft schlechthin das Produkt von Zeitgeist und Propaganda ist.* Hier schließt sich der Circulus vitiosus, ein Teufelkreis, dem es zu entrinnen gilt. Mein Weg bleibt dieser oft verlachte: Du sollst dem gekreuzigten und auferstandenen Christus, wie er im Neuen Testament begegnet, unendlich mehr vertrauen als den Menschen und ihren Gedankengebäuden.

* Die eigene Meinung als Produkt von Zeitgeist und Propaganda – das betrifft u. a. und in besonderem Maße den Bereich Gott, Glaube und Kirche, da ist die breite Masse der atheistischen Pose der  Mainstream-Medien, die alles Negative mit Behagen hervorzerren, völlig erlegen. Freilich trägt auch Kirche heute, wie sie sich 2020/22 verhalten hat, zu solchem Negativbild bei. Im Übrigen ist die gezielte Verfemung von Glaube und Kirche fester Bestandteil des globalen Great Reset, der keine Macht über sich duldet. NB: Der Glaube selbst, das Gottvertrauen, ist etwas tief Innerliches und hat seinem Wesen nach nicht das Geringste zu schaffen mit bloßer Meinung und Propaganda.

25. / 27. April 2022

Bonne nuit, bonne nuit,

le jour s’enfuit —

Buchberg Land unter

der Abendsonne

aus dem Tal schleicht der Schatten bergauf

verdrängt das Licht

gefiederte Töne der Amsel

bezwitschern den sterbenden Tag

singen ihm das alte Lied:

bald wieder!

Bergesspitzen … Brüste  

einer Riesin sonnenüberflutet bieten sich dar

          unerreichbar Komm berühre mich                            

mit Augenhänden …

Ich wende den Blick mit einem Male

ist alles Schatten und Dunkel  

Mitternacht winkt

dem Morgen …  

29. 04. 2021 / 27. 04. 2022 (G. Z.)

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