WendeBlätter 2020, Ausgabe 39

Vorbemerkung: Mathematik, Theologie und ein Gedicht

Was haben Mathematik und Theologie mit der Misere 2020/22 zu schaffen? Bei näherem Hinsehen eine ganze Menge. Wir stehen in einer geistige Auseinandersetzung, bei der keine menschliche Erkenntnisbemühung ausgeschlossen bleiben kann. In dieser 39. Ausgabe der WendeBlätter 2020 kommen die Dinge in aphoristisch-kühler, apolo-getischer Schreibart zur Sprache.

Vielleicht gibt es ja noch einen anderen Weg, beides: die bange Ahnung (dass es im Herbst 2022 wieder anders gehen wird als wir jetzt im warmen Sonnentraum wahrhaben wollen …), und die Ewig-Hoffnung zum Besseren aus der trockenen Begrifflichkeit heraus ins Bildhafte zu bringen. Auf Seite 20 ein Gedicht, das die Sehnsucht nach einer anderen Sprache erahnen lässt …

G. Z.                                                                                   Schlegel, am 23. Mai 2022

Begegnung am Wolfsberg. Dialog mit einem Mathematiker

Lieber NN, Du hast Dir die Mühe gemacht, mir nach Mitternacht einen ausführlichen Brief zu schreiben als Reaktion auf Ausgabe 38 der WendeBlätter 2020 v. 08. Mai 2022. Er gibt mir Einblicke in die Denkweise eines Intellektuellen von heute. Dass Du in den dort dargelegten Dingen nicht auf meiner Seite stehst (wie Du betonst), dass habe ich schon nach den ersten Sätzen bei unserer spontanen Begegnung am Turm auf dem Wolfsberg bemerkt. Da trafen sich zwei Wandergruppen,  eine kleine und eine größere, zu der Du gehörtest. Du sprachst mich an im Turm, es war noch April, ich trug Sandalen, lief ohne Strümpfe, das fiel auf. Dann waren wir eingeladen, am Fuße des Turmes mit Euch zu essen und ein Glas Wein zu trinken. Das leidige Thema der Jahre 2020/22 kam da bewusst nicht zur Sprache. Beim Abstieg vom Berge haben wir unverfänglich über Mathematik gesprochen, ein Feld, von dem ich wenig weiß, wo Du der Spezialist bist.

Auf beiden Seiten des Flusses

Nehmen wir es ins Bild: Du stehst am anderen Ufer, der reißende Zeitstrom da-zwischen. Was hindert uns, hinüber zu gehen? Irgendwo wird es schon eine Brücke geben, die tragfähig ist, ein Statiker hat sie berechnet. Es kann ja nicht sein, dass es auf beiden Seiten heißt: „Das ist nun mal meine Meinung, auf die ich stolz bin, bei der ich beharre.“ Am Ende beschießt man sich nur noch mit Schlagworten, wie 1956 in Budapest mit Kanonen von einer Seite des Flusses zur anderen.    

Miteinander gründlich zu prüfen, was an der Sichtweise des anderen dran ist (lebendiges Fleisch, Herzblut am kahlen Knochen der Argumente?), wäre ein guter Weg. Ich denke, dass es Kräfte gibt, die ihn mit Macht verhindern wollen.

Wirklichkeit perspektivisch

Was Wirklichkeit sei, hängt doch sehr vom Blickwinkel, von der Sichtweise, dem aspect ab. Schon Beobachtung allein beeinflusst das Testergebnis. Manchmal muss man den Blick nur ein wenig wenden, und schon sieht alles ganz anders aus, ergibt sich eine andere Perspektive. Stellen wir uns miteinander auf den Turm (und wieder vertraue ich auf den Statiker oder schlicht auf den guter Baumeister, der hier seine Erfahrung eingebracht hat). Von hier oben haben wir einen weiten Blick, jenseits aller Propaganda. Du kennst als Mathematiker und Geometer (damit meine ich den Spezialisten für Geometrie) die Berge des Böhmischen Mittelgebirges besser als ich, davon lerne ich gern. 

Quadratur des Kreises. Schnittpunkt Unendlichkeit

Beim Abstieg vom Wolfsberg war meine Frage unter anderem, ob es eine Quadratur des Kreises gibt (d. h. ob ein Kreis mit immer kleiner werdenden Quadraten vollständig gefüllt werden kann) und inwiefern sich – nach Maßgabe der höheren Mathematik – zwei parallel verlaufende Geraden im Unendlichen schneiden.

Mein Vater, der als Ingenieur mathematisch gebildet war, hat sich mit solchen Fragen beschäftigt. Die Hypothese von den Parallelen, die ihren Schnittpunkt im Unendlichen haben, gehört zu meinen Kindheitserinnerungen, mein Vater gab diesen Gedanken gelegentlich zum Besten. In der Schule hat man darauf eher abschlägig reagiert. Das war dem engen Wissenschaftsbegriff  des Sozialismus geschuldet. Mit höherer Mathematik tat man sich schwer, wie auch mit Philosphie überhaupt, mit freier Literatur.

Und mit Theologie natürlich …

Horizonterweiterung

Lässt sich ein Problem mit dem vorfindlichen Denkmuster nicht lösen, muss man den Denkrahmen erweitern. Du hattest dieses Beispiel gebracht: wenn die positiven Zahlen nicht ausreichen, erweitert man den Denkrahmen, schafft sich den  Bereich der negativen Zahlen und kann so die Aufgabe 20 minus 35 lösen, die sonst nicht lösbar wäre. Solche Rechnung hat durchaus einen Sinn, wenn ich an den Dispo meines Kontos denke. Andere Erweiterungen des Denkrahmens sind nicht sofort anwendbar, offenbaren ihren Sinn vielleicht erst in späterer Zeit. Nichtsdestoweniger sind sie als Theorie* zulässig, auch wenn die praktische Anwendung noch aussteht.

* Theorie: eine durch Denken gewonnene Erkenntnis, eine Sammlung von allgemeinen Aussagen, ein Gerüst von Gedanken, die zueinander passen, ein System von Hypothesen. Die Theorie hat immer auch etwas von Welt-Anschaung, vom Vorläufigen, Hypothetischen. Damit sind wir am Punkt.

Für ein flaches, zweidimensionales Wesen, das keine Höhe kennt, ist die glatte Kugel, auf der es kriecht, eine unendliche Welt, außerhalb derer nichts Greifbares existiert. Wir Menschen leben in drei Dimensionen, als denkende Wesen sind wir aber in der Lage, eine vierte, fünfte, sechste, unendliche Dimension zu mutmaßen. Und solche Mutmaßung erweitert den Horizont, ermöglicht Erkenntnisfortschritt, bringt die Wissenschaft voran.

Mutmaßungen

„Wir wissen nicht, wir raten“, sagt Popper in einem Privatbrief (ich zitiere aus dem Gedächtnis). „Was wir Wissen nennen, ist ein Gewebe von Mutmaßungen. Je weiter wir in das Reich des Wissens vordringen, umso größer wird das Reich des Nichtwissens, das sich vor uns auftut.“ Dahinter ein Wissenschaftsbegriff, den ich verstehe, der bei allem Anspruch Bescheidenheit, ja Demut erkennen lässt. Ansonsten bin ich eher skeptisch. Was hat sich in der Vergangenheit nicht alles als Wissenschaft gebärdet. Die Rassenlehre der Nazis trat als Wissenschaft auf, die Kommunisten sprachen im Blick auf ihre Weltsicht von der „einzig wissenschaftlichen Weltanschauung“, wobei das doch ein Widerspruch in sich ist. (Von Gender reden wir hier nicht.)

Wie kann ein Glaube wissenschaftlich sein? Theorie selbst steht ja vom griechischen  Wortsinn her (theoreo: sehen, anschauen, betrachten, beobachten, erfahren) in bedenklicher Nähe zur Weltanschauung. Mein christlicher Glaube ist nichts anderes als Gottvertrauen, und Vertrauen eine völlig andere Kategorie, weit mehr als bloßes Fürwahrhalten vom Stile: drei mal eins gleich drei. Mir fiele es nicht im Traume ein, solches Gottvertrauen „die einzig wissenschaftliche Weltanschauung“ zu nennen.

Der Mathematik die Krone

Du siehst alles mathematisch, erklärst die Welt aus der Mathematik. Und das ist, verstehe mich recht, etwas Gutes. Ich wünschte, ich hätte auch einen solchen Horizont. Interessant ist mir die Mathematik vor allem dort, wo sie über sich hinausweist. Im Pi zum Beispiel, auch in der Null oder dem Zeichen für unendlich liegt etwas Transzendentes. Und in Einsteins Relativitätstheorie natürlich, in der Relativität von Zeit und Raum. Das ist freilich noch nicht die Weltformel. Findet man sie einst, wird sie vermutlich dem geoffenbarten Gottesnamen sehr ähnlich, gar mit ihm – identisch sein:  JAHWE (ich war, der ich war, ich bin der ich bin, ich werde sein, der ich sein werde).

Nun neigt man als Christ und Theologe sehr dazu, immer gleich mit der Unendlichkeit zu kommen. Das ist eine Unsitte, denn zuerst muss die akribische Arbeit vor Ort, im Detail geleistet werden, auf den verschiedensten Gebieten. Dies hast Du in der Mathematik ein Leben lang getan, das achte ich sehr! Vermutlich gelten Fächer geistiger Arbeit wie Philosophie, Psychologie, Theologie etc. für Dich gar nicht als Wissenschaft, wie Du sie verstehst. Du hast ja recht, das ist eine ganz andere Betrachtung (Theorie) von Welt und Mensch. Im Vergleich zu den klaren Formeln und Gesetzen mathematischen Denkens oft reichlich verworren und sehr allgemein.  

Mathematik und Sprache

Ich verstehe nichts von mathematischen Algorithmen, obwohl ich im Alltag, z. B. beim Autofahren, quasi algorithmisch handle. Wenn wir den  Algorithmus im übertragenen Sinne als eine mehr oder weniger eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder eines ganzen Problemhaufens sehen, so stehe ich in mancher Lebenslage ziemlich ratlos da. Das betrifft insbesondere die Situation 2020/22. Auch Du als Mathematiker hast hier keine letzte Klarheit.

An dieser Stelle verlassen wir den Bereich der Mathematik, nehmen vielleicht die Logik mit [!] und begeben uns auf das Feld der Geisteswissenschaft, sofern solche Abgrenzung überhaupt sinnvoll ist. Anders gesagt: Wenn Du Deinen Brief vom 12. Mai 2022 in mathematischen Kategorien oder Formeln ausdrücken solltest, kann die Mathematik dies leisten? Sie hat ja durchaus einen Begriff von Wahrheit, Wahrheitsähnlichkeit, Wahrscheinlichkeit, Gerechtigkeit, Freiheit, Unendlichkeit, aber es fehlt ihr doch auch eine Menge von dem, was wir – über solche Abstraktionen hinaus – mit Sprache auszudrücken bestrebt sind. Kann die Mathematik Gefühle zur Sprache bringen,  etwa auch Trauer und Zorn, die ganze Palette des Konjunktivs: Vermutung, Hoffnung, Eventualität, den Irrealis und dergleichen?

Mit anderen Worten: in der Beurteilung der Situation 2020/22, im Gespräch darüber, sind wir auf Sprache angewiesen, auf Alltagssprache auch. „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen, und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“* – das war der frühe Wittgenstein, dem der spätere nicht mehr traute. Es geht doch eher um die Grenzen unserer Sprache („Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“) und die Beulen, die sich unser Verstand dabei holt, wenn er gegen diese Grenzen anrennt …

Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951): Tractatus logico-philosophicus, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2003, S. 7. Vgl. die Bemerkung aus den Philosophischen Untersuchungen: „Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und die Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenzen der Sprache geholt hat. Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung erkennen.“ 

Die ganze Debatte, sei’s Corona oder die Ukraine, krankt an der Sprache. Mit Kriegsrhetorik führt man keine Dialoge und schafft auch keinen Frieden. Meinungen, festgefahrene Überzeugungen haben Folgen. Ob der Feminismus sagt: „Mein Bauch!“ oder eine Regierung für Waffenlieferungen plädiert: es handelt sich um Meinungen und Sichtweisen, die folgenreich sind. Da geht es buchstäblich um Leben oder Tod.

Komplexität

Du argumentierst von Deinem mathematisch-naturwissenschaftlichen Weltbild her, unsere Welt sei derart komplex geworden, dass sie mit einfachen Antworten und Beschreibungen nicht mehr verstehbar sei. „Das Wissen wächst exponentiell“, sagst Du, deshalb brauche es Spezialisten. Was den Vorwurf der Vereinfachung betrifft, so kann man sich hinter der Komplexität recht gut verstecken und den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge immer mehr verwischen, so dass am Ende kein klares Ja oder Nein mehr möglich ist. Der Wahnsinn hat Methode …

Nun, die Welt war schon immer komplex, und das Denken, das sich Wege durch diesen Dschungel sucht, sollte man nicht nur den Spezialisten überlassen. Denn gerade im Spezialistentum liegt eine große Gefahr der Verengung des Denkens (dafür gibt es einen sehr harten, aber treffenden Ausdruck).

Spezialisten …

Ja, ich misstraue diesen hochqualifizierten Spezialisten, frage nach ihren Denkvoraussetzungen, ihren Motiven, bei wem sie in Dienst stehen, was ihre Geisteshaltung ist usw. und komme da zu mancher Erkenntnis.

Aus der kritischen Theorie der Frankfurter Schule haben wir gelernt, dass alle Erkenntnis von Interessen getrübt oder interessengesteuert ist. In der Impfstoffforschung springt das geradezu ins Auge. Die Impfstoffe, auf die Weltbevölkerung gerechnet, bringen Riesenprofite. Man nehme dies als Faktum, wende die deduktive Methode an und beachte  den  menschlichen Faktor dabei (das  Streben nach Anerkennung, Macht und Besitz). Schon allein die kalte Logik vermag hier viel, führt über bloße Ahnungen hinaus.  

Dein blindes Vertrauen gegenüber den „Spezialisten“ erschreckt und befremdet mich. Bis vor kurzen hatte ich noch einen relativ hohen Begriff von Wissenschaft und Forschung, habe Hochschullehrer geachtet in ihrer Profession. Diese Achtung hat sehr gelitten in den vergangenen zwei Jahren. Was ist das für eine „Wissenschaft“, wenn der eine dies und der andere jenes, das ganze Gegenteil sagt und man öffentlich nur die eine Seite zu Wort kommen lässt, die in das politische Programm und das Geschäftsmodell der Pharmakonzerne passt? Das ist doch alles sehr verdächtig …

(etc. etc.)

Mathematik zeitgemäß

Das Zeitgemäße und der Zeitgeist sind für mich eher Negativbegriffe. Der Zeitgeist steht in meinem Begriffssystem für all das, was man heute gemeinhin glaubt und denkt oder was der Masse mittels Propaganda eingeschärft wird, was sie zu glauben hat. Da ist wenig Raum für eigenständiges Denken.

Es sei nicht zeitgemäß, den Hochspezialisierten in der Virusforschung zu misstrauen, sie gar an den Pranger zu stellen, sagst Du. Die Frage ist: Quis quem? Wer stellt hier wen an den Pranger? – das wäre genauer zu prüfen. Man beachte immer, auf welcher Seite die Medienmacht steht …

Hoffnung schöpfe ich – im Unterschied zu Dir – nicht aus wissenschaftlichen und politischen Denkansätzen.

Was die Wissenschaftlichkeit betrifft, so habe ich große Vorbehalte – auch gegenüber der Mathematik. Wir wissen ja, wie man in der Statistik mit Zahlen lügen, die Wirklichkeit verbiegen kann. Die Inzidenzrechnung ist eine sehr fragliche Geschichte, die zugrunde liegende Zahl der Coronafälle nicht minder (Peter Dierich, Mathematikprofessor i. R., hat dies nachgewiesen). An der Zahl der Impfnebenwirkungen, der Impftoten wird manipuliert, ebenso an den Grenzwerten der 5G-Mobilfunkstrahlung. Für all das muss Mathematik herhalten, steht hier in keinem guten Dienst.

Fatal wird es, wenn man über die Zahl der Toten beim Luftangriff vom 13./14. Februar 1945 auf Dresden feilscht. Die einen mit dem Interesse, die Zahl hoch anzusetzen, die anderen mit dem Interesse, sie möglichst gering zu halten. Das leitet über zur Politik.

Mit gewissen politischen Denkansätzen sollte man sehr vorsichtig sein. Das betrifft die Globalisierung (die Rede vom „Great Reset“) und auch die Haltung deutscher Politik im Ukraine-Konflikt. Kanzler Scholz will pazifistisch ungereimt mit Waffen Frieden schaffen, Frau Baerbock gar der Ukraine beistehen „bis zum Endsieg“.  Sollte sie das wirklich gesagt haben (ich hoffe, es ist nur eine Fama), schneidet man es bei der offiziellen Berichterstattung mit Sicherheit heraus.

So laufen die Dinge, ganz zeitgemäß …

Wissenschaftlich fundiert …

Du verweist auf Y. N. Harari: „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von 2011 (ich werde das Buch lesen). Hier erkennst Du, zumindest in Anfängen, eine wissenschaftlich fundierte Lösung unserer Probleme, „frei von Vereinfachungs- oder Verschwörungstheorien“ …   

Nun, Daniele Ganser (er ist keineswegs mein einziger Gewährsmann) treibt auch Universalgeschichte …  Das Wort VTH gebrauche ich nicht, es ist ein gänzlich entleerter Begriff, ein Wort ohne Substanz. In unablässiger Repetitio verwendet, dient es nur noch als Schlagwort und geht letztlich ins Leere. Selbstverständlich gab und gibt es geheime Absprachen im Laufe der Geschichte, von allem Anfang an, auch in der hohen Politik. Nur dass die Möglichkeiten heute ins Globale gewachsen und weit größer sind als in der Antike oder im Mittelalter.      

Begriff und Vorurteil

Zeitströme in ihrer ganzen Komplexität zu verstehen, kann Mathematik mit ihrer Begrifflichkeit das leisten? Vielleicht hilft die Logik ein wenig. Ich denke, hier muss die Geisteswissenschaft hinzukommen: die Philosophie in ihrer kritischen Rationalität, die Theologie, die Sprachphilosophie, die Massenpsychologie und die Medienkunde als Reflexion über die bekannten und doch ungeahnten Möglichkeiten von Propaganda heute (etc.).  

Woran die Verständigung auf geistigem Felde scheitert, auch im Disput um Corona 2020/22, ist zum einen die Unschärfe der Begriffe, die Begrenzheit von Sprache überhaupt, zum anderen die Weltanschauung, die Sichtweise auf die Wirklichkeit, mit anderen Worten: das Vorurteil. Die Aufklärer sind einst gegen die Vorurteile (contre les préjugés) angetreten, die Moderne hat das Vorurteil aufpoliert und neu in Schwung gebracht. In der Medienlandschaft begegnet es, in alter Hybris erstarrt, auf Schritt und Tritt.

Um es konstruktivistisch auszudrücken: so wie ich mir die Welt ein-bilde, sie anschaue, so ist meine Wirklichkeit. Daran kranken in der Kriese 2020/22 ff. beide Seiten. Hier ist auch mit den klarsten Begriffen Verständigung nur schwer zu erreichen. Mehr noch als gute Argumente braucht es Gesten der Zuwendung, über Fronten hinweg. Darin liegt noch am ehesten eine Chance.

Einfache Wahrheiten aus dem Internet?

Was mich betrifft, hole ich mir wenig aus dem Internet. Ich nutze meine Möglichkeiten und denke selbst. Dazu habe ich mir im Laufe meines Lebens mit Philosophie, Theologie, Sprachen und nicht zuletzt mit dem Vertrauen in Gottes Wort ein gutes Instrumentarium erworben. Sehr viele, die allermeisten, holen sich ihre Wahrheiten aus dem Fernsehen oder der Tageszeitung. Ich erschrecke immer wieder, wie sehr gerade Intellektuelle diesem Horizont verfallen sind. Allein die Beschäftigung mit den realen Möglichkeiten von Propaganda heute müsste doch die Augen öffnen. Weit gefehlt.

Wir lesen eben die tieferen Werke und Sichtweisen von Zeitgeist-Philosophen (ich sage: Zeitgeist-Kritikern) in je verschiedener Weise.

Irritation der Evidenz. Was ins Auge sticht

Ich nehme an, es gibt so etwas wie eine Ethik der Mathematik oder des Mathematikers. Irritiert hat mich dieser Satz von Dir: „Und übrigens wurden Impfstoffe noch nie so umfangreich gestestet wie die bezüglich Corona. Das ist mathematisch evident.“      

Glaubst Du das wirklich? Hältst Du das für wahr? Dann weiß ich nicht, welchen Begriff von mathematischer Evidenz ich haben soll, wie ich solcher Evidenz (Augenscheinlichkeit) trauen kann. Ins Auge sticht doch eher, dass diese so genannten Impfstoffe, die zudem den Geruch massiver Genmanipulation haben, sehr kurzfristig getestet worden sind. Sofern sie, in Erwartung des Kommenden, nicht längst schon bereit lagen …

Zwischenfrage

„Das Wesen der Mathematik liegt in ihrer Freiheit.“* – Welche  mathematischen Zeichen stehen für das absolute Nichts, den Irrtum, die Lüge, die Qual, die Gier nach Besitz und Macht, nach mehr und immer mehr, oder für das Vertrauen, die Hoffnung, die Liebe, die Freiheit und  – für das höchste Sein (summum ens)?

* Georg Cantor (1845 – 1918).

Relativismus

Wissenschaftler, die „Weltspitze“ sind, werden angegriffen von Leuten, die kein Spezialwissen haben, sagst Du. Das wäre näher zu prüfen. Zu fragen wäre auch, wie es sein kann, dass hohe Gesundheitsposten mit Leuten besetzt werden, deren medizinisches Wissen höchst zweifelhaft ist, unzweifelhaft aber die nachweisliche Verquickung mit der Pharmaindustrie. Auch auf die WHO ist da kein Verlass.

Axiomatisch-deduktives Denken, das brauchen wir auch in der Sozialwissenschaft, hier ist ein erneuter Paradigmenwechsel vonnöten. In der klassischen Logik haben wir die Zweiwertigkeit (von zwei Wahrheitswerten kommt nur einer Aussage Wahrheit zu / wahr oder falsch), was allerdings in der mehrwertigen Logik nicht mehr gilt. – „Wo soll das hinführen, wenn jeder nur ‚seine Wahrheit‘ findet?“, fragst Du mit Recht. Das hat uns der neuzeitliche Relativismus eingebrockt, eine moderne Religion (mit Priestern, Altären und Heiligen), bei der es gar keine Wahrheit mehr gibt, kein klares Ja oder Nein, kein Gut und Böse.

Solcher Relativismus, hinter dem sich die Fratze des Bösen gut verstecken kann, ist mitschuldig an der „zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft“, die Du mit Recht beklagst. Das Problem liegt in der Konfrontation von gegensätzlichen Wahrheits- bzw. Gewissheitssystemen. Und dem ist mit Wissenschaft allein nicht beizukommen, da stecken vage Meinungen, Wirklichkeitsauffassungen, Wunschvorstellungen, Illusionen dahinter.

Auch Haltungen irrigen Vertrauens —

Mit herzlichen Grüßen                                            

G. Z.                                                                            Sebnitz, am 19. / 22. Mai 2022

Meinungsfreiheit. Handel mit leeren Konserven …

„Ich bilde mir meine eigene Meinung“, oder bilde mir ein, dass es meine eigene Meinung sei. Menschen haben eine hohe oder niedrige Meinung zu allem Möglichen, auch zu Themen, von denen sie wenig oder gar nichts verstehen. Wenig Ahnung, aber eine starke Meinung. So geht es den Menschen von heute auf vielen Gebieten.

Wenn ein Mensch die Bibel nicht kennt, vom Wesen des Glaubens wenig weiß und über Kirche auch nur ein Urteil aus dritter Hand hat, wie kann er sich da eine gültige Meinung bilden? Dass er sie stolz als die eigene Meinung deklariert, die  – so oberflächlich sie auch sein mag – per Meinungsfreiheit jedem zusteht, macht die Sache nicht besser. Welch hohen Anteil die zeitgenössische Propaganda an solcher Meinung hat, wird oft vergessen.

Worüber ich nichts weiß, darüber muss ich schweigen. Und hier beginnt der mühsame Weg der Erkenntnis. Einfach zu glauben, d. h. für wahr zu halten, was uns  Propaganda über Glaube, Gott und Kirche (auch über den Ukraine-Konflikt) weismachen will, hindert die Erkenntnis. Um beim Ersten zu bleiben: Christlicher Glaube ist mehr als bloßes Fürwahrhalten, dass ein Gott sei. Gemeint ist ein konkretes, wortbezogenes, tiefinneres Vertrauen in Gott als den Schöpfer allen Lebens. Und zu Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Leider hat Kirche selbst, bis in die unmittelbare Gegenwart hinein, des Öfteren ihr Bekenntnis verraten, ist der Propaganda aufgesessen und muss sich immer wieder neu besinnen auf das Fundament ihres Vertrauens: das freie Gotteswort, wie es im Alten und Neuen Testament begegnet.

Meinungsfreiheit? – Ein Handel mit leeren Konserven … Meinungsfreiheit schließt Propagandafreiheit ein; in einer wahrhaft demokratischen Gesellschaft darf jeder alles propagieren, was freilich auch seine Gefahren hat. Freiheit von massiver, zweckgerichteter Propaganda ist kein verbrieftes Grundrecht.

Solche Freiheit des Denkens muss in jeder Gesellschaft von jedem Einzelnen immer neu errungen werden. Ein Hilfsmittel gegen alle Propaganda könnte diese Empfehlung sein: 

Lege Deine erstarrte Meinung ab und fange neu an – zu denken. 

12. April / 22. Mai 2022

Von der Art zu lesen …

Wenn einer beim Lesen eines Textes (z. B. der Bibel) von Zeile zu Zeile und bis zum Schluss die eigenen Vorurteile mit hindurchschleppt, sich aus der eigenen Perspektive gar nicht befreien kann, handelt er gegen das Verstehen und hindert Erkenntnis …

Es gibt eine emotionale Art zu lesen, wo ein Mensch sich im Einzelnen verbeißt, an einer Stelle, die ihm  widerstrebt, hängenbleibt und  so die Grundintention eines Textes völlig aus dem Blick verliert.

Positives Denken

Meine verehrten atheistischen, bioenergetischen Freunde erwarten von mir „positives Denken“  – von Gott, dem Grund meines Vertrauens in das Leben denken sie negativ, die Hoffnung, die mich erfüllt ist ihnen fremd. An solchem Hoffen aneinander vorbei leidet auch der Widerstand.

Plakatwerbung März 2022

„Impfen hilft auch denen, die es nicht mehr hören können.“ Dem setze ich entgegen: Die Genspritze schadet auch denen, die von Impfschäden nichts hören wollen.*

* Variante (Plakatwerbung für Oma): „Impfen hilft nicht denen da oben, sondern Oma.” – Das „nicht” steht hier an der falschen Stelle. Das Impfen hilft denen da oben, nicht der Oma.

Demokratie wäre, wenn auf dem großflächigen Plakat beide Aussagen nebeneinander stehen dürften und man überall in den Medien konsequent nach diesem Prinzip verfahren würde. – Machen wir uns nichts vor. Der Satz für sich allein: „Impfen hilft …“  ist blanke Propaganda.

Anf. März / 21. Mai 2022

Ängstliche Vergewisserung

Wenn sich einer erst bei den Hauptmedien (etwa bei Wikipedia) informiert, ob er mit AUF1.tv richtig liegt und dem Sender trauen kann, das ist etwa so, als würde ich am Morgen erst bei einer Behörde nachfragen, ob ich die Augen öffnen, frei atmen und selbständig denken darf.


11. März / 21. Mai 2022

Missbrauch*

* Der Begriff wird hier bewusst in einen anderen Sinnzusammenhang gebracht als z. Z. gemeinhin üblich. Wir lösen dieses Wort aus seiner Fixierung.

Ein jeder achte auf den Missbrauch seines eigenen Fachs: der Theologe und Literat auf den Missbrauch der Theologie und des Wortes überhaupt (das Segnen der Waffen, das endlose Geschwätz, die Lüge), der Mathematiker auf den Missbrauch der Mathematik (u. a. in verfänglichen Statistiken), der Techniker auf den Missbrauch der Technik (zum Bau von Kriegsgerät), der Fotograf auf den Missbrauch der Bilder (überall in den Medien), der Physiker auf den Missbrauch der Physik (Kernspaltung zu kriegerischem Zwecke), der Chemiker und der Biologe auf den  Missbrauch ihres Faches (chemische und biologische Waffen), der Psychologe auf den Missbrauch der Psychologie (zu demagogischen Zwecken), der Mediziner auf den Missbrauch der Medizin (…), der Virologe auf den Missbrauch der Virologie (…) etc. etc. 

Alles, was der Mensch je erfunden hat, steht im Zwiespalt zwischen Gut und Böse und bleibt leider – so ist der Mensch seinem Wesen nach beschaffen – auch dem Missbrauch ausgesetzt. Mit dem Hammer kann man eine Behausung bauen oder einen Menschen töten. Man sagt, jede neue Erkenntnis heute würde zunächst militärisch genutzt. In diesem Zwiespalt leben wir seit Anbeginn der Geschichte. Abusus non tollit usum. Der Missbrauch (des Hammers, um beim Exempel zu bleiben) hebt den rechten Gebrauch nicht auf. Es wäre töricht, alle Hämmer wegwerfen zu wollen, weil sie – potentiell – auch Tötungswerkzeuge sind.

Ein jeder bemühe sich zuerst und vor allem um den rechten Gebrauch der Möglichkeiten seines eigenen Fachs. Und dann das Ganze interdisziplinär …

21. Mai 2022

Herzlich willkommen im Frühjahr 2022. Erinnerungen …

„Herzlich willkommen an den Hochschulen in Sachsen“, lese ich auf einem Plakat in einem Hause in Z., das als erste Zufluchtsstätte für ukrainische Flüchtlinge dient.
Ein freundliches Willkommen für lernbegierige junge Leute. Alle Achtung. Die Gedanken gehen zurück in meine Jugendzeit. Im Sozialismus war es für einen Christenmenschen wie mich keinesfalls selbstverständlich, an eine Hochschule zu kommen. Die erste Hürde lag bei der Zulassung zur sog. EOS, zur Erweiterten Oberschule, wie damals das Gymnasium hieß (den alten Begriff, der wohl zu bürgerlich klang, hatte man abgeschafft), ergo bei der Zulassung zum Abitur. War da jemand zur Konfirmation statt zur Jugendweihe gegangen, konnte es schwierig werden, war man kein Arbeitersohn, sondern der Sohn eines Vaters aus der „Schicht der Intelligenz“ und dazu noch bekennender Christ, wurde es ganz schwierig.  

Kam man irgendwie doch bis zum Abitur, lag in der Erlangung eines Studienplatzes die nächste Hürde, und das ging dann weiter, bis in den Beruf hinein. Ein Junge, der sich im Voraus für drei Jahre zur Armee verpflichtete oder gar mit 18 Jahren der SED, „der führenden Partei der Arbeiterklasse“ beigetreten war, hatte da die besten Chancen. Wer nur 18 Monate dienen wollte, stand schon weit schlechter da. Hatte sich jemand aus pazifistischen Gründen konsequent für den Dienst ohne Waffe, als Bausoldat entschieden, was nicht sehr häufig vorkam und bei der Musterung einigen Mut erforderte (den Wehrersatzdienst im sozialen Bereich gab es damals nicht), hatte er kaum die Möglichkeit, an einer Universität zu studieren,  es sei denn, es handelte sich um ein „volkswirtschaftlich notwendiges“ Studium wie Maschinenbauingenieurwesen. Freilich gab es auch damals Lücken im System, wo man mit einiger Finesse und Kratzbuckelei durchschlüpfen konnte. – Ist es jetzt besser? Wer heute an der Uni in Leipzig nicht gendergerecht redet und schreibt, hat schlechte Karten …

Ich erinnere mich an meine Zeit an der EOS (1968 – 72) und an eine starke Junge Gemeinde in Sebnitz. „Schwerter zu Pflugscharen“ und „Frieden schaffen ohne Waffen“ war damals unsere Losung. Das gefiel dem Sozialismus nicht. Heute gehört einer, der so redet, wieder zu den Ausgegrenzten. Weil ich mir darin gefalle? Mitnichten. Manche gefallen sich im Mitläufertum, nein, sie merken es nicht einmal, wie sie von der jeweils herrschenden Ideologie vereinnahmt werden und von System zu System leichthin die Fahne wechseln. Und das alles im guten Glauben, das Richtige zu tun. Ich möchte solch blindes Vertrauen in das, was mir von Menschen als wahr und gut und gesund, der Gesellschaft förderlich vorgesetzt und abverlangt wird, nicht geschenkt haben.

21. Mai 2022

Der Mensch im Mittelpunkt. Das Panoptikum

Was ist der ideale Gefängnis- und Erziehungsbau? Das Panoptikum, ein kreisförmiges Gebäude, in dessen Mittelpunkt ein Aufseher sitzt, der alles im Blick hat. Für  Jeremy Bentham (1748 – 1832), den Begründer des Utilitarismus, einer auf den Zweck und Nutzen orientierten Philosophie, und Vordenker des liberalen Wohlfahrtsstaates, war der Kapitalismus der Weg zum Glück. Merkwürdigerweise nahm er dafür das Panoptikum als Gleichnis. Michel Foucault (1926 – 1984) sah in Benthams Panop-tikum eher das Bild für den Niedergang eines irrigen Liberalismus, für das Gefängnis, ergo den Überwachungsstaat.*

Wir sehen darin ein Bild der globalisierten Welt. Die globale Gesellschaft, die man uns aufzwingen will, wird eine religionslose Toleranzgesellschaft sein. Toleranz die einzige Religion dieses Weltstaates, wo einer den anderen farblos toleriert. Zugleich hängt jeder, auf die Wächtermitte orientiert und ängstlich bemüht, es dem Wächter recht zu tun, an den Fäden der Macht, fühlt sich am Ende noch frei dabei, hat gar keine andere Wahl.**

Demokratie ist dann ein Märchen von gestern.

* Vgl. Jeremy Bentham: Panopticon or The Inspection-House (1787 / Dt. Berlin 2013) und Michel Foucault: Überwachen und Strafen (1975).

** „Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit“, schrieb Friedrich Engels, Hegel interpretierend, 1877 ff. im Anti-Dühring. Gegenwärtig scheint sich der marxistische Freiheitsbegriff mit dem des „Great Reset“ zu verknüpfen, anders gesagt: die Linke hat sich dem Kapital verbündet. Dies alles wird uns in einer späteren Ausgabe der WendeBlätter 2020 noch beschäftigen.

05. Febr. / 21. Mai 2022

Lehrstück Krimi

Was einem in Krimis begegnet: das gespaltene Wesen und die skrupellose Rationalität von Gewalt-Verbrechern. – Hinter jedem Verbrechen steckt ein Täter, bei einem großen Verbrechen können es mehrere sein. Je höher ihre Position in der Gesellschaft, je größer ihre Macht, umso größer die Chance, nicht entdeckt zu werden, der gerechten Strafe zu entgehen. Das verführt zur Skrupellosigkeit, die erst beim legalisierten Massenmord ihre volle Energie entfaltet … 

Beispiele dafür lassen sich in der jüngsten Geschichte mühelos finden. Gerade das 20. Jahrhundert war in seiner Skrupellosigkeit kaum zu überbieten, hat alles Frühere weit übertroffen. Was uns im 21. Jahrhundert noch erwartet, wissen wir nicht. Verharm-losung wird der Situation nicht gerecht.

16. März / 21. Mai  2022

Leben unter dem Risiko: alles wieder von vorn?

„Die Pandemie der Gewalt. Aggressive Maskenverweigerer sind ein tägliches Risiko für alle, die die Corona-Regeln durchsetzen“ (Die Zeit online v. 11. Febr. 2022). Kontersatz: Das Gesicht der Gewalt. Die aggressive Durchsetzung des Masken-, Test- und Impfdiktats ist ein tägliches Risiko für die seelisch-leibliche Gesundheit der Menschen. – Es glaube doch keiner, nur weil jetzt im Frühjahr und Sommer die Sonne so wunderbar scheint und wir für neun Euro im Monat* kurze Zeit spottbillig reisen können, der Spuk sei nun vorüber.         

* Irgend etwas steckt hinter dem Neun-Euro-Ticket (das Denken macht hier keine Luftsprünge) … In ein paar Monaten werden wir es wissen.

Bewegende Frage, modifiziert

Wie viele Haushalte in Deutschland besitzen eine Geschirrspülmaschine? – Und wie viele einen Gehirnspülapparat – den Fernseher? Wohl fast alle. Das macht sauberes Geschirre …

11 Febr. / 24. Mai 2022

Widerstand bis aufs Blut?*

* Kolumne in der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand” (voraussichtlich am 04. Juni 2022).

Wer da  sagt: Schwerter zu Pflugscharen, Frieden schaffen ohne Waffen, der wird heute wieder, wie ehemals im Sozialismus, zum Staatsfeind gestempelt. Als ethisch lobenswert gilt Waffengerassel – „bis zum Endsieg”, eine Äußerung, zu der sich kürzlich eine deutsche Politikerin verstiegen haben soll. Beschämend, wie sich ehedem renommierte Zeitungen und Sender in die Kriegspropaganda einspannen lassen, sich der blanken Kriegstreiberei schuldig machen. Daneben wird fleißig weitergegendert, Political Correctness verkündet, von Toleranz gefaselt. Um die Auseinandersetzung mit Hass und Hetze (Gefühlsregungen, die man gern den Pandemiekritikern andichtet) ist es jedoch merkwürdig still geworden, seit man selbst dieses böse Panier ergriffen hat und den Hass predigt. Doch lassen wir das …*

* Vgl. WB, Ausg. 38 v. 08. Mai 2022, S. 8 – 10: Von der „Corona-Pandemie” zur Kriegspandemie. Sprachverrohung und Dekadenz des Humanum.

Fangen wir mit dem Frieden, mit Wahrheit und Gerechtigkeit im eigenen Leben, in unseren Familien an. Das 6. Kapitel des Epheserbriefes mahnt die Kinder und alle Geknechteten zum Gehorsam, die Eltern und Herren aber zur Mäßigung: Reizt eure Kinder nicht zum Zorn, und ihr Mächtigen: lasst das Drohen, da ist ein Herr im Himmel, der stärker ist als ihr, kein Ansehen der Person gilt vor ihm (vgl. V. 1 – 9). Was heißt hier Widerstand? Im Widerstand das Stehen: Zieht an die geistige Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen, Stand halten könnt, gegen die listigen Anläufe des Diabolos (Eph 6, 11), der alles durcheinander wirft, in der Gesellschaft wie im Privaten. 

Das Hauptfeld des Widerstandes liegt zweifellos im eigenen Ich. In allem, was mich von Gott trennt, wo ich seinem Gebot zuwider handle, wo ich verachte statt zu lieben, drohe statt zu trösten, mit Argumenten um mich schlage, statt dem anderen die Hand zu reichen. Im Kampf gegen die Sünde, die eigene Verfehlung, bis aufs Blut zu wider-stehen (vgl. Hebr 12, 4), ist die erste, naheliegende Aufgabe, in die wir die größte Energie investieren müssen. Und täuschen wir uns nicht – dem Worte Gottes, der Macht seines Armes, kann niemand widerstehen.  21. Mai 2022

Der Rechenkomplex

Noch einmal Mathematik … Es ist doch ein merkwürdiges Phänomen: dass wir als Menschen auf der einen Seite  hochkomplexe Zusammenhänge erkennen und wissenschaftlich erforschen können und auf der anderen Seite, wenn es darauf ankommt,  die Zeitsituation zu erkennen, das Einmaleins, die einfachste Rechenoperation: 1 + 1 = 2 nicht mehr zustande bringen.

Und es ist ja in der Tat nicht ganz so einfach. Man könnte ja ganz anders denken: 1 + 1 = 1 (ein Bild für die Ehe: zwei Menschen werden ein Fleisch und ein Blut), 1 + 1 = 3 (aus der Vereinigung wächst ein Kind, jetzt sind es drei). – Auch diese Formel gibt es: 1 + 1 + 1 = 1  (ein Gott in drei Erscheinungsweisen: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist / die Lehre von der Dreifaltigkeit, ihr Bild: das Dreieck).

Gesetzt, da ist ein Virus, woher und wie gefährlich auch immer. Virus  + Angstpropaganda  + Geschäftsinteresse der Pharmakonzerne + Machtstreben (das dem Menschen innewohnt) + labile Weltwirtschaft, was kommt dabei wohl heraus?*

* Inwiefern die Addition ungleichartiger Größen möglich ist (in dem Stile: 1 Baum + 1 Tisch + 1 Mensch = 3 aus hartem Holz) überlassen wir der mathematischen und philosophischen Logik.

Caritas vor der Kirchentür

Sonntag, 1. Mai 2022, nach dem liturgischen Kalender der Sonntag Misericordias Domini (Barmherzigkeit des Herrn). Gottesdienstzeit. Am Eingangsportal der Kirche eine Frau mit einer Caritas-Sammelbüchse. Ein Vorübergehender kramt zögernd eine Spende heraus: „Ja, wenn die Caritas nur wirklich Caritas, sprich Nächstenliebe, wirkte an ihren Mitarbeitern. Ich jedenfalls würde die Menschen nicht zur Impfung zwingen.”  Die Frau entgegnet: „Aber da kann doch die Caritas wenig machen in dieser Zeit.” – „Sie kann”, sagt der Mann, „sie kann …” – „Ja, wenn Sie das sagen …”

Schlimm genug, dass Caritas und Kirche solchen Hinweis nötig haben, der einfache  Christenmensch standhalten muss gegen Bischöfe, die propagandahörig das Ja zur Impfung als einen Akt der Nächstenliebe preisen und damit Druck ausüben auf die ihnen anbefohlene Herde.

23. / 24. Mai 2022

Kind, in Deinem Gesicht

Kind, in Deinem Gesicht der aufrechte Wind
nimmt die Herbstahnung fort
Eine Frühlingswolke streift
meine rauhen Wangen
In Deinem lächelnden Auge ersteht mir
neu die Welt.       

Und Ruhe bis auf den Grund …
Deine Pupillen der Spiegel des Blühenden
Kirschbaums in unserem Garten
Blütenblätter schweben
tänzeln ins Grün

Eine Perlenschnur Deine Zähne Du fragst
nach dem Wert alter Münzen
ordnest wägend  die Zeit

Und mit einem Male lasse ich mich
fallen in Deinen tröstenden
Atem.

Schlegel, am 23. Mai 2022 (G. Z.)

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