WendeBlätter 2020, Ausgabe 46

Unpopuläres. Anstelle eines Vorworts

Populus hieß einst das Volk, res publica (Republik) die öffentliche Sache, der Staat. – Ja, ich stehe als Theologe und Literat auch ein für das Volk, das von wechselnden Systemen: Nationalsozialismus, Sozialismus, Virus-Ideologie und Globalismus …  stets aufs Neue verdummt und verführt wird, sich kaum wehren kann.

Niemand wird mir vorwerfen können, dass ich populistisch, will heißen: dem Volke angepasst rede. Weder in der Geschichtsauffassung noch in der Gottesfrage noch im Menschenbild. Die breite Masse der modernen Gesellschaft ist atheistisch geprägt, allen voran die Schicht der Künstler und Intellektuellen. Hier halte ich dagegen und rede niemand zu Munde, verfolge auch sonst Denkwege, die von der gewohnten Spur abweichen.

Das schließt Irrtümer nicht aus.

01./02. Febr. 2023

                    Wenn wir ein Thema nennen wollen,

                    mit dem sich diese 46. Ausgabe

                    der Wendeblätter 2020 beschäftigt,

                    so ist es das Schulterzucken. Eine Art

                    Erkenntnisverweigerung —

Wellness im Widerstand*

                           * Kolumne für die Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand” v. 11. Febr. 2023

Wider-Stand allein genügt nicht, da liegt zuviel Statisches darin, es geht auch darum, wieder in Bewegung zu kommen – über alles Angststarrende und Demonstrative hinaus. Wieder stehen, sich aufrichten. Und wieder sprechen miteinander, nach all dem Getriebensein in die Konfrontation, ins verzweifelte Nein zu Maske, Test und Nadel. 

Zu unterscheiden ist das Widerstehen vom bloßen Widerspruchsgeist. Wenn ich immer nur das Gegenteil von dem sage, was der andere meint, kommt keine Wahrheit heraus, bleibe ich abhängig vom Denken des anderen. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Schweigt der andere irgendwann, weil ihm die Luft ausgeht, habe ich plötzlich nichts mehr zu sagen, habe das eigenständige Denken verlernt, was ja das erklärte Ziel von Propaganda ist. 

Nach fast drei Jahren hat nun jeder halbwegs seinen Platz gefunden. Der eine duckt sich in seine Gartenecke, der nächste entdeckt für sich das Esoterische, wieder modern ist plötzlich Rudolf Steiner in seiner Soziallehre, gefordert wird positives Denken (das in solcher Forderung schon fast wieder zum Dogma wird), man preist die Hoffnung, den Lebenssinn, den Optimismus, die Zuwendung zum Licht, aber alles möglichst ohne Gott. – Bei der Gottesfrage sucht man sein Heil in der Flucht. Ein wenig erinnern all diese Bemühungen an die Geisttanzbewegung um 1890 in den USA, an eine große Illusion. Das Fatale hierbei ist: Wenn es gelingt, dem Menschen das ihm innewohnende Gottvertrauen aus dem Herzen und aus dem Bewusstsein zu reißen, entsteht ein Vakuum (ganz im Sinne der Globalisierer), in das nun aller zeitgeistiger Unrat geschüttet werden kann, als heilloser Religionsersatz.

Widerstehen und Wellness passen nicht so recht zueinander. Wenn wir meinen, wir kämen auf dem breiten, bequemen Weg zum Ziele, ohne Opfer und Schmerzen, so irren wir uns. Auf dem Wege des Widerstands ist – mit Widerständen zu rechnen, mit Dingen, die uns zu schaffen machen.

„Ein jeder nehme sein Kreuz auf sich …” (Matthäus 10,38).

13./29. Dez. 2022

Offener Brief der Pfarrer Jürgen Fliege und Hanns-Martin Hager v. 16. Jan. 2023 an Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, den Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern*

* Anm. der Redaktion: In einem Interview hatte sich Bischof Bedford-Strom kürzlich zu den Themen Coronakrise und Ukraine geäußert. Das Interview ist abgedruckt im Korrespondenzblatt der Ev.-luth. Kirche in Bayern Ausg. 12/2022, S. 241 – 246. Prof. Bedford-Strohm war 2014 –2021 Vorsitzender des Rates der Ev. Kirche in Deutschland (EKD) und  ist seit Sept. 2022 Vorsitzender des Zentralaus-schusses im Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat). Der Weltkirchenrat umfasst 352 Mitgliedkirchen, Bedford-Strohm vertritt demnach ca. 580 Millionen Christen. Ein evangelischer Papst? Umso größer die Verantwortung. Der nachfolgende Brief ist Reaktion auf das o. g. Interview, als pdf zugänglich über  https://www.christenstehenauf.de/offener-brief-fliege-hager-bedfort-strohm-2023.

Sehr geehrter Herr Bischof, lieber Bruder Dr. Bedford-Strohm,

wir sind zwei Ihrer Schutzbefohlenen, aber auch Amtsbrüder, mit der gleichen geist-lichen Qualität wie Sie. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Wo zwei oder drei solcher Lämmer Christi zusammen sind, da ist er mitten unter ihnen. Zwei Lämmer! Zwei Lämmer in Christo! Und der allein ist unsere Hoffnung auf Gehör unseres Aufschreis. Er lud uns ein zu schreiben. Denn unsere Erfahrung lehrt ja, dass wir nicht auf eine qualifizierte Antwort unseres Bischofs zählen können. „Zu viel Post, zu viel Geschrei, zu viel unqualifiziertes Gerede irgendwelcher Feld-, Wald- und Wiesen-Pfarrer, wozu die Kraft zu antworten nun wirklich nicht reicht. Und jetzt erst Recht nicht, wo ein weiteres hohes Amt in der weltweiten Ökumene von meinen Kräften partizipieren möchte.“

Und so schreiben wir in der Zuversicht, dass Christus mit uns ist, einen offenen Brief, der auch ein Brief an die vielen anderen Lämmer und Herden, Hirten und Oberhirten ist, auf dass sie sich ihrer teuflischen Lebensangst in Coronazeiten bewusst werden und nicht länger mehr schweigen oder gar verstummen. Es ist ein offener Brief über unsere Gemeinden hinaus, dass er auch im Himmel gelesen werde, wo er verzeichnet sein wird für alle Zeiten, wie alle unsere Namen auch.

Wir haben ein paar Tage gewartet, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Es waren Tage mit mehr Hoffnung als Zuversicht, dass andere Lämmer ihrer Herde ihre Stimme erheben würden ob der eklatanten Verleugnung unserer ehrwürdigen protestantisch-luthe-rischen Tradition angesichts Ihres persönlichen Resumées Ihrer Rolle in der Corona-krise unserer Kirche.

Wir hatten gehofft, unser Bischof habe mindestens so viel Bewusstsein für Buße und Schuld in seinem Herzen angesammelt wie weiland schon ein politisch ambitionierter Bankangestellter aus dem westlichen Münsterland oder sein ministerieller Nachfolger, ein ehemaliger Pharmalobbyist aus der Kölner Tieflandsbucht, die beide nun mehr oder weniger ihre Fehleinschätzungen und falschen Entscheidungen sehen.

Auch wenn das nun kein großes politisches Thema sein soll, wiewohl es Menschen-opfer wohl in die Tausende kostete und nach wie vor noch kosten wird, bekennen die Minister mittlerweile: Ja, es war falsch, wie wir mit den Alten, den Schwerkranken, den Sterbenden und den Trostlosen umgegangen sind! Es war sogar „im Namen des Volkes“ Unrecht, die Kirchen zu schließen. Es war fatal, dass wir unsere Kinder für unsere Zwecke einer Todesangstkampagne missbraucht haben. Und nun? – Jetzt ist wieder einmal schonungslose Aufarbeitung angesagt. Auf Deutsch: Schwamm drüber! Lasst uns lieber gleich über die Zukunft reden und nicht über Buße in einer neuen Fehlerkultur. Die ist eh nur protestantisches Feuilleton.

Und nun stellt sich unser ehrwürdiger Bischof hin und sagt, er würde alles genauso machen wie vor drei Jahren. Er schweigt zu seinem Schweigen. Er schweigt zu seinen Fehlern! Dieses Schweigen des Lämmerhirten schreit zum Himmel. Dieses Schweigen trifft uns ins Herz. Wenn aber der oberste Hirte schweigt, dann werden Lämmer schreien, Schwestern und Brüder in Christo. Sie werden aufmüpfig und meckern.

Was ist das für eine verheerende Leitung unserer Kirchen und Gemeinden, die entgegen ihrer eigenen Behauptung, sich von Berlin ohne jede vorherige Einvernahme* haben verbieten lassen, Kirche zu sein! Berlin locuta, causa finita! Hat uns nicht Luther gelehrt, dass Kirche nur da ist, wo wir uns leiblich versammeln und uns gegenseitig unseres Glaubens versichern? Die Bekenntnisschriften, auf die Sie und wir zum geist-lichen Amt ordiniert worden sind, sagen es unmissverständlich: Kirche ist dort, wo das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente gespendet werden – und zwar in leibhaftiger Gegenwart und nicht digital.

* Siehe Notker Wolf OSB, emeritierter Abtprimas der Benediktischen Konföderation https://www.die-tagespost.de/kultur/feuilleton/notker-wolf-jesus-war-nicht-politisch-korrekt-art-233858)

Was ist das für eine verkommene Seelsorge, all den Angehörigen, die in dieser Zeit eine Mutter, einen Vater, einen Partner, eine Partnerin, ein Kind haben einsam und allein sterben lassen müssen, nun zu sagen: Das alles war richtig! Ging nicht anders! Hätte Jesus auch genauso gemacht. Denn dem folgen wir nach.

Alle Welt sieht diesen Skandal. Unser Bischof sieht ihn nicht.

Was ist das für eine Unwahrheit, jetzt dreist drucken zu lassen, dass man – Staat und Kirche im Gleichschritt – der Crème de la Crème der deutschen Wissenschaft à la Leopoldina gefolgt ist, wo je mehr Reputation desto mehr Wahrheit versammelt sein soll! Das widerspricht jeder protestantischen Haltung, die immer schon wusste: Was ein Papst oder eine sonstige Autorität sagt, ist für Protestanten nicht bindend, sondern vielmehr auf den Prüfstand der Heiligen Schrift und unserer Bekenntnisse zu stellen, die bis zur Barmer Erklärung von 1934 gehen. Während der gesamten Dauer der Corona-Krise gab es aber nur ein gemeinsames, donnerndes Schweigen der Lämmerhirten. Unser Eindruck aus vielen Begegnungen und Gesprächen mag täuschen, aber am Ende sind Abertausende Seelen aus unseren Gemeinden getrieben worden.

Der Theologieprofessor Klaus Berger lehrte uns, dass wir als Kirche Jesu Christi nur dort eine Zukunft haben, wo wir als kritische Minorität unseren Glauben leben. Wo wir das nicht tun, verraten wir Jesu Wort.

Und dann – was ist das für ein arrogantes Richten über die besorgten weltweiten Kritiker dieser teuflischen Todesangstkampagne, die unser Herr Bischof in drei Töpfchen zum Wegwerfen à la Aschenputtel aussortiert:

Die Naturheilkundler ohne medizinische Ahnung als erste, wie Dr. Max Otto Bruker und seine Schule oder die Doktores Bircher-Benner, Dr. Rüdiger Dahlke etc., die von Anfang an die Verwerfungen der weltweiten Angstkampagne erkannten und analog zur Spanischen- und zur Schweinegrippe die Aufrüstung unseres von Gott geschenkten Immunsystems als einziges Mittel der Wahl empfahlen.

Drei berühmte Namen, die für tausend andere stehen. Recht haben sie behalten. Längst sehen wir jetzt, dass die allein selig machende Verkündigung der Impfkampagne und einer blasphemischen Hygienereligion auch in unseren Kirchen weder vor Ansteckung, noch vor Weitergabe des Virus und auch nicht vor einem schweren Krankheitsverlauf und – Gott sei es geklagt – leider auch nicht vor dem Tod schützt.

Und dann im zweiten „Aschenputteltöpfchen“ sind wohl auch wir beide vereinnahmt, verirrte Lämmer oder durch Social Media Verführte, die wir, verehrter Herr Bischof und Bruder Dr. Bedford-Strohm, im Namen der Querdenker Jesus aus Nazareth, Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer, Martin Niemöller, Karl Steinbauer nur sagten: Moment! Lasst uns das prüfen!

Denn das haben wir gelernt, wie man wissenschaftlich arbeitet und das erkenntnis-leitende Interesse hinter jeder wissenschaftlichen Position recherchieren kann. Das ist ja das Einmaleins der Bibelexegese. Da sind wir Fachleute. Lasst uns prüfen, welche Interessen außer den vollmundig durch die Pharmalobby in- und außerhalb der Parlamente vorgetragenen Horrorszenarien stehen! Lasst uns wach bleiben im Glauben und im Gottvertrauen. – Statt dessen gab es abgesegnete Impfkampagnen in den Kirchen: „Impfen ist Christenpflicht, Impfen ist Nächstenliebe.“ Und viel theologisch Haarsträubendes mehr.

Hatten wir nicht mit dem ehemaligen Kirchenpräsidenten von Hessen und Nassau, Martin Niemöller, seligen Angedenkens versprochen, wir würden nicht nur schreien, wenn die Obrigkeit uns Christen diffamiert und kriminalisiert, sondern auch schon vorher, wenn bei anderen kritischen Mitbürgern die Polizei vor der Tür steht, wie z. B. bei Michael Ballweg oder zahlreichen impfkritischen Ärzten? Nur wer für die Ausge-stoßenen schreit, hat auch das Recht Choräle zu singen.

Hat der unter Ihrer Verantwortung arbeitende Evangelische Pressedienst jemals darüber berichtet, wie die Regierungen und Pharmalobbies dieser Welt mit tapferen und renommierten Ärzten wie Dr. Wolfgang Wodarg, Prof. John Ioannidis oder Prof. Sucharit Bhakdi umspringen? Da war es wieder: Das Schweigen der Lämmerhirten! Hat die Kirche darüber nachgedacht, dass ein Richter in unserer kollektiven Todesangst vor dem Virus befangen ist und gar nicht unabhängig urteilen kann? Das alles kommt jetzt Stück für Stück quälend ans Tageslicht.

Aber unser Bischof hat alles richtig gemacht. Er hat sogar zugesehen, wie einer von uns beiden durch die kirchliche Hierarchie krank und für immer berufsunfähig gemacht wurde. Und drittens: Der Rest der Coronamaßnahmenkritiker, die auch in unserer Kirche allgemein nur als Corona-Leugner verspottet und verachtet werden, das waren nach Ihren Worten „Leute, die ganz klar rechtsradikal gedacht haben.“

Und mit denen redet man nicht. Die haben ja quasi politischen Aussatz. Zu denen würde nicht einmal Jesu hingehen. Der Herr Bischof weiß wohl aus eigener leidvoller Erfahrung, dass man mit Fundamentalisten jedweder Couleur nicht reden kann. Haben Sie – mit Verlaub – vielleicht einen sozial-autoritären Balken vor den eigenen Augen und sehen jeden vermeintlich braun-autoritären Splitter bei den Querdenkerdemos?

Wenn man nun wie Sie mit diesem klaren Weltbild von Gut und Böse, von Leuten, mit denen man reden kann oder nicht, von Seelen, die man retten kann oder nicht, durchs Leben geht, mit welcher Hoffnung führen Sie dann im verdunkelten Zug nach Moskau? Denn dort residiert auch einer, Kyrill I., Patriarch von Moskau und Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche, Putinversteher, von dem die ganze westliche Welt be-hauptet, dass man mit ihm nicht reden kann, weil er alle Menschlichkeit hinter sich gelassen haben soll.

Eine Reise nach Moskau, genau dahin, wo man ihn nicht erwartet, würde einem Jünger Jesu in diesem verantwortungsvollen Amt der Weltkirche wohl im Himmel ange-schrieben werden.

Mit dem Segen des Himmels: Vergelt’s Gott, Bruder Bischof

Jürgen Fliege, Pfarrer i. R. Seestraße 16, 82340 Feldafing

Hanns-Martin Hager, Pfarrer i. R. Waldschmidtstr. 7, 82487 Oberammergau

16. Jan. 2023

Skifahren. Ein Gleichnis

Skifahren macht Spaß, Papa. – Ja, und noch viel mehr Spaß macht es, wenn man nicht nur davon redet, sondern es einfach tut.

Das Fernsehen zeigt uns Bilder darüber, welchen Spaß Skifahren macht. Oder lässt jemanden reden, der einen kennt, der dabei gewesen ist und fotografiert hat, als jemand erzählte, welchen Spaß Skifahren macht. Das ist Realität aus zweiter, dritter, vierter Hand. Mit der Wahrheit dasselbe Spiel …

Nimmt man in der Medienwelt die künstliche Intelligenz hinzu, die grenzenlosen Möglichkeiten virtueller Bilder, so wird das Ganze noch undurchschaubarer. Schon heute sind alle technischen Voraussetzungen gegeben, uns mit Ton und Bild grund-sätzlich zu täuschen, uns in den Abendnachrichten eine zerstörte Stadt zu zeigen oder ein Bild des Friedens an anderem Ort, die beide nicht der Wirklichkeit entsprechen, der blanken Manipulation dienen.

Was fangen wir nun mit dieser Erkenntnis an? Den Medien weiter blind vertrauen? 

26. Dez. 2022/01. Febr. 2023

Wahrheit im Keller

Der erste Trick liegt im Relativismus: „Es gibt keine Wahrheit, nur eine Vielzahl von Sichtweisen zu diesem oder jenem Thema.” 

Nehmen wir den Bereich geschichtlicher Wahrheit. Die gängige Praxis ist hier: die Wahrheit wird irgendwo ganz am Rande beiläufig erwähnt, die entscheidende Akte aber als Altpapier entsorgt, in der Hoffnung, dass sie in absehbarer Zeit niemand findet. Da verstaubt sie nun unter einer Menge Gerümpel in einem abgelegenen, halb verfallenen Raum, irgendwo im Kellergeschoss eines Gebäudes. An der Tür der Toten-kopf: Zutritt verboten. Lebensgefahr!

Redliche Historiker mögen die Akte hervorkramen, die breite Masse erreicht das nicht. Was man dem Volk als Wahrheit präsentiert, entscheidet die Macht.

31. Jan./01. Febr. 2023

Plakat auf einer Demo: Wer Waffen liefert, will Krieg. Sonst würde er Diplomaten schicken.”

„Und ich finde: genau das trifft es”, kommentierte Sarah Wagenknecht in ihrem Jahresrückblick 2022. – „Aber vielleicht geht es ja gar nicht um Frieden. Es geht um Sieg, das wird ja teilweise ganz offen gesagt.”*

* Sarah Wagenknecht: Die größten Flops und Lügen 2022 – mein ganz spezieller Jahresrückblick. (ca. 22. Dez. 2022). Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ulQSF6d13GI.

01. Jan. 2023

Volle Feuerkraft. Harmlos?

Diese Schlag- und Dreschzeile über einem Beitrag  von Florian Harms: „Volle deutsche Feuerkraft gegen die Russen” auf t-online v. 21. Jan. 2023 (mit einem Reklame-Foto: Bundeskanzler Scholz vor einem Panzer) ist mehr als nur eine Stilblüte, sie ist sympto-matisch für unsere gesamte Medienlandschaft. Wie ein Hohn klingt es, wenn das t-online-Portal uns im gleichen Atemzug noch dies als Lehrstück bieten will: 

Was ist eine Meinung? Die subjektive Sicht des Autors auf ein Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.” – Dazu der schlichte Kommentar eines Lesers, eine Stimme aus dem Volk:

Hallo Herr Harms, genau, das ist wunderbar, dass jeder seine Meinung frei äußern kann. So wie Sie. Allerdings sind Schlagzeilen wie die Ihrige weitab von diesem Prinzip.


Das ist eine Schlagzeile, die aus dem Nazi-Deutschland kommen könnte, wo Herr Göbbels volle Freude drüber hätte! Ich war der Meinung, dass wir diese
schlimme Zeit endlich hinter uns gelassen haben. Ich fordere sie hiermit auf, dazu Stellung zu nehmen!  
Mit freundlichen Grüßen W. S.

Anm. der Redaktion WendeBlätter 2020: Vielleicht sollte man Herrn Harms an die vorderste Front schicken, damit er geheilt wird von solchen kriegstreiberischen Überschriften.

21. Jan./01. Febr. 2023

Unfassbar diese Hände oder T 4 in Berlin

Ein Panzer? – Fluch der Abkürzungen … T 4 meint die Tiergartenstraße 4 in Berlin, einen Ort, wo Menschen wie Tiere zur Schlachtbank getrieben, bestialisch um ihr Menschsein gebracht wurden, vergast zu Tausenden, weil sie Behinderte waren, abgestempelt als „lebensunwertes Leben”.

Jema, ein Jahrzehnt jünger als ich, klug, mit einem Antlitz von bleibender Schönheit, sitzt mir gegenüber und erzählt mir die Geschichte. Sie ist behindert infolge einer Impfung gegen die Röteln und verwahrt sich wie ich gegenüber dem, was uns heute  als Gen-Impfung  aufgedrängt wird. Ihr Großvater, ein Arzt, hat sich seinerzeit dem T[v]ier widersetzt, ist dafür von den Nazis schwer gequält, schließlich vergiftet worden und innerhalb von drei Tagen verstorben. Der Sohn sah als fünfjähriges Kind den Vater, völlig verändert (es war nicht mehr der Vater), auf dem Totenbett liegen. Ein Leben lang hat er davon geschwiegen, hat sich der Tochter, die Tränen mühsam zurück-haltend, erst zwei Jahre vor seinem Tode offenbart: „Frag nicht näher, ich will nie wieder darüber sprechen!”

Ein anderer Arzt ist 1940/41 in der Tiergartenstraße seinem verbrecherischen Tun nachgegangen, hat den Eid des Hippokrates tausendfach mit Füßen getreten, nach dem Kriege als Frauenarzt noch lange weiter praktiziert und auch Jemas Geburt begleitet.

„Unfassbar”, sagt sie, „dass diese Hände mich zuerst berührt haben.”

24./26. Jan. 2023

Irren ist menschlich

Errare humanum est, in errore perseverare stultum. Irren ist menschlich, im Irrtum zu verharren töricht – oder teuflisch (diabolicum), wie es in einer gesteigerten Fassung des Spruches heißt.

Zur Eigenart des Menschen gehört es, dass er seine Denkweise nur schwer ändern kann. Das fiel nach 1945 den Parteigenossen des Nationalsozialismus und den Platz-haltern des Sozialismus nach der Wende 1989/90 gleichermaßen schwer. Den Pöbel, der einfach nur mitläuft, gibt es in jedem System. Die Mitläufer haben es leicht, bei Systemwechsel schwenken sie einfach um. Der Überzeugte, der mit allen Regeln falscher Kunst zu halten sucht, was nicht zu halten ist, hat es da schwerer.

Mit seinen Flucht-Argumenten: „war doch alles gar nicht so schlimm”,  „wenn ich das gewusst hätte …”, „man musste eben, es gab doch Gesetze” etc. (Verharmlosung, Ignoranz, Handeln auf Befehl) kann er im nächsten System noch eine Weile die frühere Denkart pflegen. Im Grunde ist alles ein einziges Schulterzucken: „Was soll’s! Die Mächtigen dieser Welt kommen und gehen, man muss sich nach der Decke strecken.”

Man glaube doch nicht etwa, dass je einer dieser Mächtigen und deren Handlanger sich wirklich entschuldigen, das geschundene Volk ehrlichen Herzens um Vergebung bitten wird. Auch der kleine Stasi-Spitzel hat das nur in den seltensten Fällen geschafft, eher gehe noch ich zu ihm und sage: „Du, ich weiß …, ich habe es in meiner Akte gelesen, Du hast mein Vertrauen missbraucht, meinem Leben schwer geschadet. Aber hier ist meine Hand, schlag ein, ich will Dir vergeben.”

Und er schaut weg, begreift nicht einmal, wovon ich rede, meint, er habe nur im besten Glauben gehandelt, sein Bestes getan …

01. Febr. 2023

Irren ist menschlich

Errare humanum est, in errore perseverare stultum. Irren ist menschlich, im Irrtum zu verharren töricht – oder teuflisch (diabolicum), wie es in einer gesteigerten Fassung des Spruches heißt.

Zur Eigenart des Menschen gehört es, dass er seine Denkweise nur schwer ändern kann. Das fiel nach 1945 den Parteigenossen des Nationalsozialismus und den Platz-haltern des Sozialismus nach der Wende 1989/90 gleichermaßen schwer. Den Pöbel, der einfach nur mitläuft, gibt es in jedem System. Die Mitläufer haben es leicht, bei Systemwechsel schwenken sie einfach um. Der Überzeugte, der mit allen Regeln falscher Kunst zu halten sucht, was nicht zu halten ist, hat es da schwerer.

Mit seinen Flucht-Argumenten: „war doch alles gar nicht so schlimm”,  „wenn ich das gewusst hätte …”, „man musste eben, es gab doch Gesetze” etc. (Verharmlosung, Ignoranz, Handeln auf Befehl) kann er im nächsten System noch eine Weile die frühere Denkart pflegen. Im Grunde ist alles ein einziges Schulterzucken: „Was soll’s! Die Mächtigen dieser Welt kommen und gehen, man muss sich nach der Decke strecken.”

Man glaube doch nicht etwa, dass je einer dieser Mächtigen und deren Handlanger sich wirklich entschuldigen, das geschundene Volk ehrlichen Herzens um Vergebung bitten wird. Auch der kleine Stasi-Spitzel hat das nur in den seltensten Fällen geschafft, eher gehe noch ich zu ihm und sage: „Du, ich weiß …, ich habe es in meiner Akte gelesen, Du hast mein Vertrauen missbraucht, meinem Leben schwer geschadet. Aber hier ist meine Hand, schlag ein, ich will Dir vergeben.”

Und er schaut weg, begreift nicht einmal, wovon ich rede, meint, er habe nur im besten Glauben gehandelt, sein Bestes getan …

01. Febr. 2023

Gesundheitswesen. Licht und Finsternis 

Volle Achtung denen, die in unserem Gesundheitswesen, so marktdominiert es nun einmal ist, arbeiten, kämpfen, Zeit und Kraft opfern und nach bestem Gewissen, dem hippokratischen Eid folgend, ihren Dienst am Menschen tun, ihn auch unter den erschwerten Bedingungen der Krise 2020/22 geleistet haben.

Dank vor allem jenen Frauen und Männern im Sozial- und Gesundheitswesen, die den Mut hatten, mit aller Konsequenz ihr Nein gegen den Impfzwang zu ver-treten. Dieser Protest war nicht vergeblich, hat letztlich Erfolg gehabt und auch andere ermutigt, sich von fragwürdigen Maßnahmen und Vorgaben nicht einfach überrumpeln zu lassen.

Aber auch das gibt es: Ein Landwirt fällt vom Hänger und bricht sich knapp über dem Ellbogengelenk den rechten Arm (es könnte, schlimmer noch, auch ein Bein gewesen sein). Im Krankenhaus einer Provinzstadt wird er operiert, die Operation misslingt, und keiner will es zugeben. Monatelang quält sich der Patient mit dem Arm herum, der sich schwer entzündet hat, auch über Weihnachten und Neujahr liegt er im Krankenhaus. Bei alledem muss er noch regelmäßige Coronatests über sich ergehen lassen, eine Schwester treibt ihm den Teststab tief in die Nase, so dass es noch tagelang schmerzt. Der Patient wehrt sich:  „Das machen Sie aber mit mir nicht wieder!” 

Verlegung in das Krankenhaus einer größeren Stadt, dort spricht man schon von der Erhaltung des Arms. Zu hoffen bleibt, dass eine neuerliche Operation an anderem Ort nun gelingen und der Arm genesen möge.

In der Klinik grassiert ein Krankenhauskeim. Bei einigen Patienten wird Corona diagnostiziert, das bedeutet: Isolation, Versorgung nur im Schutzanzug, keine Besuche, kein Kontakt zur Außenwelt. Von einer alten Dame heißt es, sie habe Corona, keiner darf zu ihr, kein Verwandter kann einen Selbsttest mitbringen, um zu prüfen, ob die Diagnose wirklich stimmt. Der Patient mit dem gebrochenen Arm wird wider Willen Zeuge eines Gesprächs. Zwei Ärzte unterhalten sich vor der Tür: „Überlege Dir, was Du schreibst als Diagnose, das liest der und der, auch der Staatsanwalt …”

NB (nota bene): Ein Coronapatient auf der Normalstation kostet die AOK 6.660,00 bis 10.000 Euro  „pro Fall”, wie man im Netz nachlesen kann, auf der Intensivstation sind es 32.000 bis 33.000 Euro. Geschäftsinteressen stehen hoffentlich nicht im Vordergrund in unseren kranken Häusern. Ein Coronapatient, das ist doch klar, bringt reichlich Einnahmen.

26. Jan./01. Febr. 2023

Glossen im Advent 2022 

In den Medien, in der Journaille überall: ein falsches Bild von Gott, ein falsches Bild vom Menschen, ein irriges Verständnis von Sprache, ein Zerrbild von Liebe, Bildung, Gesundheit, Familie, Freiheit, Gerechtigkeit (usw.). In summa: vom Leben überhaupt – es ist nahezu alles falsch. Wir leben in einer verkehrten Welt, müssen uns als Christen immer wieder orientieren an dem, was Christusgemäß ist und Gottes Gebot von uns fordert … 

Zum atheistischen Widerstreit gegen das Christentum. Es gilt sich zu lösen von dem, was wir immer dachten, von dem immer gleichen Argumenten, müssen uns hinein-fühlen in die Seele des anderen …

Das Gottvertrauen mit dem Bekenntnis zu dem gekreuzigten und auferstandenen Christus ist eine schöne Konfession. Man hat uns dazu erzogen, sie zu hassen.

Man findet immer Menschen, die einem Recht geben in irrigen Auffassungen und Absichten. Nimm Dich in Acht vor solchen Ratgebern!

Multikulturell? – „Der Islam will kein Teil von irgend etwas sein. Er will das Ganze sein. Beherrschend.”          Hamed Abdel-Samad, muslimischer Politologe

Der Atheismus, der Antichrist  im Widerstand (leider auch in der eigenen Kirche). Das liegt auf der Linie  der Globalisierer. Wie die radikale junge Linke, die  ansonsten den Aufstand gegen alles Etablierte betreibt, sich mit dem Coronasystem verbünden und mit Anti-Querdenker-Demonstrationen zum Helfershelfer des Pharma-Imperialismus machen konnte, das verstehe, wer will. – Arme, verführte Jugend, die mit dem Untergang eines ganzen Volkes noch den eigenen Untergang bejauchzt. 

Ende Nov./Anf. Dez. 2022 (bearb. 01. Febr. 2023)

Drei Jahre, drei leere Seiten

Was soll ich machen? Warum tue ich das überhaupt? Diese Schreiberei … Wo liegt von allem der Sinn? Drei leere Seiten glotzen mich an, kein Problem, sie mit Aphorismen, mit kurzen, zeitlosen  Sentenzen aus früheren Jahren zu füllen. Ein guter Text gilt heute und noch in hundert, zweihundert Jahren. Was ich am 10. April 2020 in der ersten Ausgabe der WendeBlätter 2020 geschrieben habe, muss sich nicht verstecken.


Ich entscheide mich für einen längeren Text und fühle mich dabei wie ein Schüler, der einen Hausaufsatz, den er schreiben muss, vor sich herschiebt. Fast drei Jahre sind nun ins Land  gegangen. Wo stehen wir jetzt? Viel zu früh für ein Resumée. Dass die Krise, die man Pandemie” nannte, jetzt vorbei sei, ist ein großer Irrtum. Vielleicht war alles nur eine global angelegte Truppenübung, und der große Crash steht noch bevor. Wer weiß …

Was das Virus betrifft, sehe ich nur diese drei Möglichkeiten (ich darf mich wiederholen): (1) Es ist auf natürlichem Wege zu uns gekommen, hat in der Natur auf uns gelauert und ist 2019/20 plötzlich ausgebrochen, (2) es entstammt einem Labor-unfall oder (3) es wurde von skrupellosem Macht- und Geschäftsinteresse willentlich ausgesetzt.

Für welche Variante man sich auch entscheidet, fraglich bleibt, ob die Maßnahmen, die ergriffen wurden, angemessen waren. Jedenfalls ist es gelungen, die Menschen von-einander zu trennen, sie gegeneinander aufzubringen und eine Virus-Angst-Gesell-schaft zu etablieren, die einen zum Totalitären neigenden, Demokratie lügenden Staatsapparat zum Vormund hat.  Ein kleiner medialer Auslöser genügt, das Ganze mit voller Wucht wieder in Gang zu setzen. Ja, es ist ganz wesentlich eine Medien-geschichte. Da kommt ein statistisches Amt mit Rechenspielen über Inzidenz, oder eine Verlautbarung des RKI und der WHO, oder Herr Gates gibt ein Interview – und ein Heer von Journalisten greift das auf, bringt es bedenkenlos unter die Leute. Wer zieht eigentlich die medialen Handlanger eines Systems zur Verantwortung? Hat die Macht sich geirrt, gesteht sie Fehler ein, dann haben sich Journalisten eben pflichttreu mitgeirrt, und fertig. – So einfach sind die Dinge nicht.

Haben wir nicht aus der Geschichte gelernt, wie die Journaille und das Radio, später das Fernsehen, heute auch das Netz immer der jeweiligen Macht zu Füßen liegt und ausführt, was sie befiehlt? Wer in diesem Sektor arbeitet, sollte doppelt wachsam sein und sich nicht zum Sklaven machen. Das ist eine Frage des Gewissens, des journa-listischen Ethos. Ansonsten gilt gegenüber den Staatsmedien weiterhin die einfache Regel: Glaubt ihnen nicht! Setzt Euer Vertrauen nicht auf sie!

Wo sind wir hingeraten? Die „Maßnahmen”, auch wenn vieles davon völlig sinnlos war, wie man mittlerweile, leider nur halbherzig, zugibt, haben gegriffen, haben gewirkt in dem Sinne, dass die ganze Gesellschaft sie mitgemacht hat. Leider auch, und das ist für mich in hohem Maß beschämend, die Kirche. Ich habe da ganz unangenehme Erinnerungen  an tote Gottesdienste mit Maskenzwang und Singeverbot, an maßnahmengläubige Diener eines fremden Wortes. Nun,  wir sitzen wieder freund-lich beieinander, beten und singen weiter, tragen uns nichts nach. Aber haben wir irgend etwas erkannt, begriffen, gar aufgearbeitet? – Mitnichten.

Da ist es wieder, dieses Schulterzucken: Wir haben doch alles richtig gemacht! Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist, staatlichen Gesetzen muss man folgen. – Es ist, als ob wir damit aufrechte Christen wie Bonhoeffer, Niemöller und Pater Kolbe noch posthum verhöhnten, ihr Opfer gering schätzten, nur weil wir keins bringen wollen.

In meinem ursprünglich für die Zeitschrift ViER bestimmten Essay Denkfalle Gewissheit” (vgl. WB 2020, Ausg. 44 v. 20. Nov. 2022, S. 3 – 8) habe ich auf die Gefahr verwiesen, wie schnell wir uns als Menschen in gegensätzlichen Gewissheiten verhärten. Der Beitrag liest sich gut, wenn ich nur an die fragliche Überzeugungs-gewissheit des anderen denke, aber ich könnte ja auch selbst gemeint sein. Wenn  ich mich darauf ernstlich einlasse, kann für mich eine Welt zusammenbrechen …

Was ich sagen will: es ist ein Ringen um Wahrheit, dem keiner entgeht, der aufrecht leben und schreiben will. Einer Grundentscheidung folgend, die freilich nicht jeder in jedem Beruf so treffen konnte, das sehe ich ein, habe ich seit 2020 nirgendwo eine Maske getragen, habe mich kein einziges Mal testen lassen – und impfen schon gar nicht. Diese Grundentscheidung war meine Art, als Vater einer kinderreichen Familie Verantwortung wahrzunehmen, andere nennen das verantwortungslos. „Es liegt an Leuten wie Dir, dass die Pandemie so lange dauert”, hat mir irgendwann ein braver Bergsteiger und Sänger in Sebnitz auf dem Markt gesagt.

Wenn eine ganze Familie solch eine Grundentscheidung trifft und dafür einsteht, bringt das nach außen hin eine Menge Komplikationen mit sich. Infolge der Schulschließung haben zwei jugendliche Kinder das Gymnasium verlassen und sind andere Wege ge-gangen. Die Kinder vor Maske, Test und Nadel zu schützen, war ein langwieriger Prozess, da war buchstäblich jede Woche etwas zu bedenken und zu klären: Wie ver-halten wir uns? Die Pandemiehysterie hat mir persönlich im Freiberuf und damit auch der Familie sehr geschadet. Unter anderem haben wir Bußgeld gezahlt in beträchtlicher Höhe. Das Virus hat uns keine Angst gemacht, aber da waren die vielen kleinen Ängste, die entstehen, wenn es gilt, die Familie, vor allem die Kinder vor übergriffigen, die Ge-sundheit schädigenden Maßnahmen zu bewahren.

Jetzt bin auch ich an demselben Punkt, dass ich sage: ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, weiche davon nicht ab. Und wenn ich eine Schuld eingestehen soll, dann diese, dass ich im Umgang mit Freunden, die anders dachten, bisweilen zu wenig Geduld hatte, zornig geworden bin, weil ich mich auch von Christen und Kirche verlassen fühlte in meinem Kampf.

Was ist nun der Unterschied zwischen der Haltung eines Bedford-Strohm, die man so zusammenfassen kann: „Im Prinzip war alles richtig, was wir getan haben” und der des tapferen, für Demokratie und Menschenrechte eintretenden Bürgerrechtlers Sascha Wolff in Dresden? Ganz einfach: Bedford-Strohm schwimmt mit dem Zeit-Strom, mit dem platten Geist der Zeit, hat die Macht hinter sich und folgt deren Version von Wahrheit. Für einen Bischof wahrhaft beschämend. Durch diesen Mann, er mag Professor, Bischof, hoher EKD-Funktionär und Repräsentant des Weltkirchenrates sein, fühle ich mich als Christ nicht vertreten. Seiner Haltung gegenüber, es ist keine Haltung, eher ein Gebaren, das die Lämmer dem Rachen des Wolfes zugetrieben hat, gibt es für mich nur ein klares Nein. Und ich sage da auch nicht Bruder Bischof. Der Mann schadet in hohem Maße – ich weiß, was das heißt – dem Ansehen von Glaube und Kirche, er sollte sich besinnen, Buße tun (umkehren!) und seine hohen Ämter niederlegen. Ein Amt als verfemter „Wald- und Wiesenpfarrer” mag er behalten.

Im Übrigen ist auch die EKD nur eine aufgeblähte, dem Zeitgeist verfallene Institution, der ich nicht über den Weg traue. Kirche, das heißt: Gemeinde als Versammlung der Gläubigen, lebt im Kleinen, geschieht vor Ort. In einer Dorfkirche, wo ein Christus-gläubiger Pfarrer einer kleinen Gemeinde predigt, am wahrhaftigsten.

                                                                —

Habe ich nun alles gesagt, was ich sagen wollte? – Je mehr wir reden, umso mehr entfernen wir uns von dem, was auch nur im Entferntesten Wahrheit genannt werden könnte. Je mehr Worte, umso mehr verbergen wir. Das Wesentliche: Wahrheit als das Unverborgene, liegt versteckt hinter den Worten. Oder, um es mit der Weisheits-literatur des Alten Testaments zu sagen: In multiloquio non effugies peccatum. Beim Vielreden entgehst Du der Sünde nicht. Wahrheit offenbart sich in der Flucht aus den vielen, allzuvielen Worten. Und in der Bitte um Vergebung —

“Der Herr ist mein Hirte … und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar” (Psalm 23). – In Seinem Wort. Halleluja!

Sebnitz, am 02. Febr. 2023

Bischof Solomo schweigt. Romanauszug*

* G. Z.: Auszug aus dem unveröffentlichten Roman über Notker Balbulus, den Stammler von St. Gallen (ca. 840 – 912), nicht zu verwechseln mit Notker dem Deutschen, der ca. 950 – 1022 lebte. Salomo (um 860 – 919/920), ein Schüler des Stammlers, war seit 890 Bischof von Konstanz, zugleich Abt von St. Gallen. Handschriften der Stiftsbibliothek zeugen von den Genannten.

   Der Bischof schweigt, im Schweigen lässt sich manches aushalten. Es ist ein Heiliges Geschehen, wenn die Worte ausbleiben, nicht überall dazwischen sind. Aber dieses Schweigen jetzt ist kein gutes, Sindolf, der windige Speisemeister und Ohren-bläser, wird es brechen. In den verborgenen Windungen des menschlichen Hirns, in den Abgründen des Herzens bohren die Worte weiter, geben keine Ruhe. Würde er, Salomo, der als Bischof geistige Speise auszuteilen hat, sein Amt so schlecht versehen wie Sindolf, so wäre es St. Gallens Untergang.

   Wir sind geboren, einander mitzuteilen,* würde einst ein Späterer sagen, ein Lehrer wie Notker, einer der großen. Wären da nicht die Worte, diese Teufel, die sich überall dazwischen drängen, die Dinge beherrschen, Barrieren schaffen, Kommuni-kation behindern. Das hat ganze Kulturen zugrunde gebracht. Vielleicht war einer  dieser kolossalen Stein-Heiligen der Osterinsel dahingestürzt beim Transport – eines einzigen Wortes wegen, zur falschen Zeit gesprochen oder zur Unzeit geschwiegen.  

* Nati sumus ad mutuam sermonis communicationem. Philipp Melanchthon (1497 – 1560)

   Der Stammler sollte sich mehr Ruhe gönnen, er laboriert zuviel, lässt sich Sindolf vernehmen, Es liegt gewiss nicht an mir, dass er so dünn ist. Der Ohrenbläser kichert. Magister Notker kann einem leid tun, flötet der Feiste. So spindeldürr …

   … am Leibe, nicht im Geiste! Im Geist wohl genährt mit Gottes Wort, wirft der Bischof ein. Nun plagt ihn doch das Gewissen. Fahl die Erinnerung an frühere Jahre, wo er sich an Notkers Speise gütlich getan, sich beste Seelennahrung einverleibt hatte, bisweilen freilich auch harte Kost. Die Gedanken des Bischofs schweifen ab. Durch den Stammler war Salomo erst geworden, was er jetzt im besten Sinne war. – Wenn man das Schlechte abzog vom Bischofsamt: den Zwang zu hofieren, sich den Herren dieser Welt angenehm zu machen.

2003/2005

bearb. 02. Febr. 2023

Denkmal Dreizehnter Februar

Denk mal nicht an Zahlen an Zehntausend mehr
oder weniger und schau
nicht rechts noch
links

Denk mal nicht an Vergeltung nicht an ein Verordnetes
Bild von Geschichte
von dem was
geschah

Denk mal nicht was andere denken wenn Du
anders denkst
„Nie wieder Krieg!” das war doch
gelogen

Denk nur an die Mutter wie sie mit dem zweijährigen Kinde
dem Windfang – dem Feuersturm
zu entkommen
sucht

Denk an das Kind
als wäre es
Dein
Einziges …

                     G. Z.

           01. Febr. 2023

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