WendeBlätter 2020, Ausgabe 49

Prolegomena

Wie weit geht der Gehorsam eines Christen gegenüber dem säkularen Staat? Diese Frage ist in der Krise 2020/22 neu aufgebrochen und wird uns weiter beschäftigen. Als grobe Orientierung mag gelten, dass Christen immer dort auf dem Holzwege sind, wo sie blind der Propaganda staatlicher Medien folgen.  

Wir leben in einer Gesellschaft mit großem theologischen Defizit. Über Gott und Glaube tiefer nachzudenken, dem verweigern sich nicht nur Atheisten. Das ist ein beklagenswerter Zustand mit weitreichenden Folgen.

Dass 2020/22 neben den Großkirchen auch freikirchliche Gemeinden, die doch sonst als Alternative galten, in breiter Form klein beigegeben haben, zeigt, dass eine subtile Bibelkenntnis und das Festhalten an guter Gemeinschaft (Stichwort: Wohlfühlkirche im Wohlfahrtsstaat) nicht ausreichen, als Christ einen klaren Standort in der säkularen Gesellschaft zu finden.

Am Ende nehmen wir, wie andere auch, doch nur das aus der Bibel, was uns angenehm ist, uns die Mühe erspart, den Gesellschaftszustand näher zu betrachten und dem Bösen in Gottes Namen zu widerstehen. An der Wahrheitsfrage scheiden sich die Geister; ab einem gewissen Punkt kommt man um Auseinandersetzung einfach nicht herum. Die Erklärung der Barmer Bekenntnissynode von 1934 hat hier ungebrochene Aktualität.

G. Z.

Sebnitz, am Himmelfahrtstag 2023                          

Prolegomena

Wie weit geht der Gehorsam eines Christen gegenüber dem säkularen Staat? Diese Frage ist in der Krise 2020/22 neu aufgebrochen und wird uns weiter beschäftigen. Als grobe Orientierung mag gelten, dass Christen immer dort auf dem Holzwege sind, wo sie blind der Propaganda staatlicher Medien folgen.  

Wir leben in einer Gesellschaft mit großem theologischen Defizit. Über Gott und Glaube tiefer nachzudenken, dem verweigern sich nicht nur Atheisten. Das ist ein beklagenswerter Zustand mit weitreichenden Folgen.

Dass 2020/22 neben den Großkirchen auch freikirchliche Gemeinden, die doch sonst als Alternative galten, in breiter Form klein beigegeben haben, zeigt, dass eine subtile Bibelkenntnis und das Festhalten an guter Gemeinschaft (Stichwort: Wohlfühlkirche im Wohlfahrtsstaat) nicht ausreichen, als Christ einen klaren Standort in der säkularen Gesellschaft zu finden.

Am Ende nehmen wir, wie andere auch, doch nur das aus der Bibel, was uns angenehm ist, uns die Mühe erspart, den Gesellschaftszustand näher zu betrachten und dem Bösen in Gottes Namen zu widerstehen. An der Wahrheitsfrage scheiden sich die Geister; ab einem gewissen Punkt kommt man um Auseinandersetzung einfach nicht herum. Die Erklärung der Barmer Bekenntnissynode von 1934 hat hier ungebrochene Aktualität.

G. Z.

Sebnitz, am Himmelfahrtstag 2023                          

Die Mehrheit der Menschen auf der Welt will Frieden. – Warum eigentlich keine Feuerpause im Kriegsgebiet? Nichts, aber auch gar nichts spricht gegen einen Waffenstillstand, nichts dagegen, die Waffen schweigen zu lassen und sich an den Ver-handlungstisch zu setzen. Wer das nicht will, will den Krieg. Und nimmt das Risiko auf sich, dass dieser sich ins Totale auswächst. Mal wieder … 

Die Bibel mahnt: Frieden schaffen ohne Waffen! Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen (Mt 26, 52). – Waffen in Kriegsgebiete zu schicken, ist ein sehr fragliches Unternehmen und für den Absender selbst höchst gefährlich. Lasst uns ernsthaft bedenken, was wir da zulassen.*

* Wer den Harnisch anlegt, soll sich nicht rühmen wie der, der ihn abgelegt hat. 1. König 20,11 [Nachtrag vom 01. Mai 2023]

Jedem Kinde, das sich beklagt bei einem Streit, sagen wir: schau doch mal auf Dich selbst und vertrage Dich mit Deinem Bruder, mit Deiner Schwester. Was aber wird uns in der großen Politik und in den Medien vorgelebt: Unversöhnlichkeit, Rechthaberei, Schuldzuweisung, Verteufelung des anderen. Insofern sind wir durch unsere Medien schlecht informiert, schlecht beraten. Die Politik gibt unseren Kindern kein gutes Vorbild. – Wir geben unsere Kinder nicht für den Krieg!

Der Friede beginnt schon im Mutterleib. Schaut Euch unsere Familien, unsere Gesell-schaft an. Durch die Gesellschaft geht ein tiefer Riss. Der Friede im Großen, im Globalen sieht so aus wie der Friede vor Ort, in unseren Familien vor allem.  Wenn es uns hier nicht gelingt, Frieden zu bewahren, wie können wir dann im Großen um Frieden bitten, ihn ernsthaft erwarten?

Wir sind im Widerstand. Und der wahre Widerstand ist der gegen den Tod. Gegen alle tödlichen Strukturen, Argumente und Interpretationen, die den Krieg befördern, entschuldigen oder verharmlosen wollen.

Ich habe Euch etwas mitgebracht [einen Ball mit der Weltkarte]. Die Welt, unsere Erde ist kein Spielball. Kein Platz, wo sich Macht- und Profitinteressen austoben dürfen. Weh denen, die das Leben der Menschen missachten und in ihren globalen Machtgelüsten keine Grenzen kennen.

Es gibt eine Letztverantwortung. Jedes Unrecht, ausnahmslos jedes, wird einst vor dem Richterstuhl einer Höheren Macht stehen. Und keiner wird sich da entschuldigen können mit dem schweren Unrecht der anderen. Nicht um Vergeltung geht es, wie uns die Politik unablässig einzureden versucht, sondern um Gnade und Vergebung.

Wir sind hier am Dreiländereck im Jahre 2023. Herz und Zunge sträuben sich zu artikulieren, was unsere Nationen einander angetan haben im vergangenen Jahrhundert. Im Bewusstsein tiefer Schuld müssten wir uns da alle in Grund und Boden schämen.  

Aber es gibt – Versöhnung, die alle Grenzen überwindet. Eine Kraft, die auch das Unvergebbare vergeben, alles schwer Lastende aus dem Herzen bannen kann. Ich denke, vier Generationen nach dem Zweiten Großen Kriege ist es dafür höchste Zeit.

Setzen wir ein Zeichen des Friedens, geben wir unseren Kindern die Chance, einander frei zu begegnen, neu anzufangen miteinander! 

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Ich komme zum Schluss. Gegen alles kriegerische Vokabular der Politik möchte ich uns heute am Dreiländereck drei einfache Worte aus dem Neuen Testament ans Herz legen – als Mahnung für den Umgang miteinander im Großen wie im Kleinen:

Drei Worte nur: Wiara, Nadzieja, Miłość / Víra, Naděje, Láska / Вера, Надежда, Любовь. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen (1 Korinther 13, 13).*

*„Tak więc trwają Wiara, Nadzieja, Miłość – te trzy: z nich zaś największa jest Miłość.“ / „A tak zůstává víra, naděje, láska – ale největši z té trojice je láska.“

G. Z.

Sebnitz, am 24./ 30. April 2023

Rudolf Zenker (1923–2017): Kein Frieden in Sicht*

* Vorabdruck aus dem autobiografischen Roman „Leiser Widerstand. Geschichte einer Kindheit und Jugend 1923–1945“, der in schlichter Art und Weise, mit viel Sebnitzer Lokalkolorit, den Weg eines jungen Menschen unter den Bedingungen einer offenen Diktatur beschreibt. Die Veröffentlichung dieses Werkes meines Vaters ist in Vorbereitung.

In jenen Tagen war kein Frieden in Sicht. Obgleich er millionenfach erhofft wurde, schien er doch unmöglich. Unsichtbar für die kleine Stadt  herrschte in den Ländern ringsum der Tod. Und er wütete immer weiter, häufte die Gefallen, Getöteten, Verendeten, Verreckten … Manchmal fragte sich Rudolf, wie die Eltern dieses Umschlossensein vom Furchtbaren ertrugen. Erst später sollte er aus den zahlreichen, hin- und hergeschickten Briefen und aus den Gesprächen während des Urlaubs erfahren, wie tief und andauernd sich Vater und Mutter um ihre Söhne sorgten. Als der Älteste Soldat geworden war, blieb sein Aufenthalt monatelang im Verborgenen und Ungewissen. Auch der jüngere Sohn Karl (Jg. 1926) war gefährdet, noch eingezogen zu werden – umso mehr, je länger der Krieg dauerte.

Vater kannte noch vom Ersten Kriege her das unaussprechliche Grauen der Trommel-feuer an der Westfront. Mutter wußte von der Not der Bevölkerung während der Hungerperiode und der Grippewelle von 1917/18, auch vom Elend russischer Gefangener.* Scheinbar wahllos griff der Tod, einmal losgelassen, mit seinen blutgierigen Händen nach den Menschen. Und da hinein sollte Rudolf sich nun begeben …  

* Während des Ersten Krieges 1914–18 hat meine Großmutter Else Zenker geb. Kuziemski (geb. 1891 Breslau, gest. 1974 Sebnitz) in Pohritsch bei Zittau im „Lämmel“, einer beliebten Aus-flugsgaststätte, als Serviererin gearbeit, dort speisten auch Offiziere, die für das Pohritscher Gefangenlager zuständig waren. Der Umgang mit Kriegsgefangenen war durch die Haager Landkriegsordnung von 1907 geregelt, welche eine menschliche Behandlung der Gefangenen vorschrieb, was jedoch von den Kriegsparteien nicht immer eingehalten wurde. Russische Kriegs-gefangenen des Pohritscher Barackenlagers wurden beim Straßen- und Wegegebau der Umgebung eingesetzt.

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Im Februar 1941 fand für den Jahrgang 23 in der Volksschule eine Art Vormusterung statt. Den Militärarzt interessierte nur, daß Rudolf schlecht sah, aber keine Brille trug. „Warum tragen Sie keine Brille? – Er muß doch schießen können!“

Ende Februar 1942 war in Pirna die Hauptmusterung. Der Oberarzt entschied: „Bodenpersonal“, genauer: „Luftnachrichten“ und erklärte dem Gemusterten lapidar: „Wenn er Ingenieur werden will, kann er dort noch was lernen!“  Nun war es für Rudolf klar, daß ihn von jetzt ab mit jeder Tagespost die Einberufung erreichen konnte.

Getreu dem Grundsatz, ein gestecktes Ziel unbeirrt zu verfolgen, bewarb er sich dennoch um eine Praktikantenstelle. Im März kam die Zulassung vom Land-wirtschaftsministerium, mit der er sich in der Schokoladenfabrik I. M. Lehmann in Heidenau vorstellte. Schokoladenmaschinen wurden hier nur noch in der Lehrwerkstatt gebaut, ansonsten 8,8 Flakgeschütze gefertigt. Aus der Schokoladenfabrik war ein Rüstungsbetrieb geworden. Fast einen Monat lang fuhr Rudolf nun täglich, außer sonntags, mit der Bahn von seiner Stube am Rande der Residenzstadt nach Heidenau.

Anfang April 42 erhielt Rudolf als einer der letzten aus dem Kumpelkreis der kleinen Stadt den Einberufungsbefehl A: „Sie werden hierdurch zum aktiven Wehrdienst einberufen und haben sich am 15ten April 1942 bis 14.00 Uhr [am genannten Ort] zu melden.“

Ein Kriegerdenkmal in Lohsdorf

Auf den Spuren der Anneliese Neuhäuser, genannt Neuhäusel, einer Klassenkameradin meines Vaters Rudolf Zenker aus der Handelsschulzeit* in Sebnitz.

* Das Gebäude am Schillerplatz in Sebnitz war in der Nazizeit Handelsschule, wurde im Sozialismus zur Erweiterten Oberschule, wie man das Gymnasium damals nannte (hier habe ich 1968–1972 das Buckeln und den aufrechten Gang trainiert, 1972 Abitur gemacht), jetzt ist es Grundschule.

Lohsdorf ist das Stichwort, ein Dorf zwischen Sebnitz und Hohnstein (Elbsand-steingebirge), auf das mich eine Notiz im autobiografischen Roman meines Vaters verweist. Seit kurzer Zeit ist durch den Schwarzbachbahn e. V. Lohsdorf ein alter Bahnhof rekonstruiert und ein kleiner Abschnitt der 1896/97 erbauten und im Mai 1951stillgelegten Kleinbahnstrecke wieder zum Leben erweckt.

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Biegt man von der Straße Sebnitz–Hohnstein ab, geht es über den alten Bahnübergang ins Dorf. Nach wenigen Metern erreicht man zur Linken den Kinderspielplatz, dahinter steht das Kriegerdenkmal: UNSERN HELDEN. Oben unter dem Eisernen Kreuz aus Stein die Namen der Gefallenen und Vermissten des Ersten Krieges: acht Gefallene, zwei Vermisste. Darunter eine Tafel, die an die Opfer des Zweiten Weltkrieges erinnert und mit höherer Zahl zum Frieden mahnt. Zwei Spalten zu je fünfzehn Namen. Dreißig insgesamt.

Ganz unten, mittig, der Name: Anneliese Neuhäuser, die einzige Frau auf diesen Steinen. Vaters Jugendliebe. Geboren 1923 oder 24. Besuch der Handelsschule in Sebnitz. BDM-Führerin. Kurzes Pflichtjahr, kein Reichsarbeitsdienst. 1942 Lehre als Röntgenassistentin im Krankenhaus Sebnitz. Später in Dresden. Am 13. Februar 1945 umgekommen beim Angriff auf die Stadt.

Wer erinnert sich heute, 78 Jahre später, noch an die Neuhäusel? Im Nachlass meines Vaters befinden sich Briefe von ihr, die sie ihm als junges Mädchen geschrieben hat …

Mai 2022/23 (G. Z.)

Vom Lügenmond 

Ob es stimmt oder nicht, dass die Amerikaner auf dem Mond waren, sagt ein junger Christ, halte ich für nicht so wichtig, im Falle der Lüge sei der „Kollateral-schaden“ gering, nur ein Schaden am Rande eben, den man in Kauf nehmen kann.  

Meine Gegenthese: große geschichtliche Lügen, über Jahrzehnte tradiert, richten im Bewusstsein der Menschen großen, grundlegenden Schaden an. Auf irrigen Tatsachen bauen sich ganze Gedankengebäude auf mit all ihren Verhärtungen. Hat sich einmal eine Ideologie herausgebildet, bleibt diese auch dann noch wirksam, wenn ihr Funda-ment längst als Lüge entlarvt ist. Über ein leichtes Schulterzucken kommt man da kaum hinaus: „Dann war’s eben gelogen …“ Kaum einer wird rückwirkend sein ganzes Gedankensystem revidieren wollen.

Wo Zweifel auftauchen, prüfe man gründlich, u. a.: (I) die Mondlandung vom 16. Juli 1969 (500 Millionen Menschen verfolgten damals die Mondlandung, virtuell gebannt, im Fernsehen), (II) den Sturz der Türme vom 11. Sept. 2001 (in ähnlicher Virtualität), und (III) rückwirkend auch geschichtliche Daten der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, die man uns bis heute als unumstößliche, absolute Wahrheit präsentiert.

Ein großes Erkenntnishindernis liegt darin, dass wir so viel Bosheit, so viel Skru-pellosigkeit, so viel Lüge, so viel Inszenierung des Bösen einfach nicht für möglich halten. Anders gesprochen: dass wir viel zu gut vom Menschen denken oder, noch anders formuliert: von Sünde, dieser tiefen Gespaltenheit des Menschen, dem inneren Kampf zwischen Gut und Böse keinen klaren Begriff haben. „Man wird doch die Menschen nicht millionenfach krank- oder gar totimpfen wollen, das glaube ich nicht.“

Ausgehend von einem irrigen Menschenbild unterschätzen wir leicht die Machtbe-sessenheit, die Herrschaftsgelüste, die ungezügelte Profitgier, die sich heute ins Globale ausgewachsen hat. Und solche Unterschätzung macht die Masse mani-pulierbar, spielt sie den Mächtigen in die Hände. Wer es nicht für möglich hält, in welch unverschämten Maße Herrschende in der Großen Politik für ihre Zwecke lügen, die Wahrheit beugen, verfälschen, ins Gegenteil kehren, wird nie zu tieferer Erkenntnis kommen, bleibt ein Gefangener der Lüge.*

* „In  Christus [dem Gekreuzigten und Auferstandenen] liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkennis“ (Kol 2,3). – Das glaube ich. Es steht Menschen frei, anders zu glauben und zu denken. Nur hüte sich der Mensch, dass er nicht auf seiner Spur in die Fänge des offensichtlich Bösen gerät.

15. Mai 2023

Vom Umgang mit Geschichte

Der alte Dorfplatz in Dresden Prohlis, unweit das Schloss, 1985 abgerissen, schon jetzt ein Fall für Archäologen. Mühsam gräbt man nun, knapp vier Jahrzehnte später, ein paar Grundmauern des früheren Schlosses wieder aus … Solche Arbeit steht künftigen Generationen mit der Geschichte des 20./21. Jahrhunderts bevor.

Woher der Geist der Veränderung?

Wo findet man den Geist der Veränderung, den Geist, der die Welt und den  Menschen wahrhaft zur Umkehr treibt? In den Ideologien der Macht mitnichten. Und auch nicht im so genannten Widerstand, sofern dieser in der Ideologie der 68er verharrt, ihr verhaftet ist. Ebenso wenig in einer Theologie, welche die Botschaft zu verändern sucht, sie – bis zum totalen Substanzverlust – der Welt angleichen will. 

Wo also? Am ehesten noch vor Ort, in einer  schlichten christlichen Gemeinde, auf den Inseln überall, wo treu Gottes Wort gepredigt wird. Nur dass die Menschen da nicht hingehen. Klischeehafte Interpretationen und Vorurteile halten sie davon ab. Ich jedenfalls habe in den vergangenen Monaten auf dem Dorfe bzw. in der Stadt mehrere sehr gute, mutmachende Gottesdienst erlebt, mit erquickender Predigt treu am Wort. Zuletzt einen Schulgottesdienst der 1.–4. Klasse in Gaußig/Oberlausitz. Eine Kirche voller Kinder, die miteinander sangen, das Glaubensbekenntnis sprachen, das Vater-unser beteten und sich auch an der Verkündigung beteiligten.

Im Bekenntnis des Kindermundes, des Kinderherzens zu Gott, dem Schöpfer allen Lebens, zu Jesu Kreuz und Auferstehung und zur Wirkung des Heiligen Geistes  – da ist wahrhaft Hoffnung, eine Haltung auf Zukunft hin.

Zur Ideologie der 68er

Gott-Ignoranz, grobes Vorurteil, offene Glaubensfeindschaft auch in der Journaille des Widerstands. Ohne es zu ahnen, befördert man so das System, das man ansonsten bekämpft.

Ende März / 15. Mai 2023

Irdische Unendlichkeit. Ewiges Leben auf der Erde?

Wann hört dieser Wahnwitz endlich auf?! Selbst wenn ein Reicher sein Leben auf Erden durch wiederholten Austausch aller Organe unendlich verlängern könnte, selbst wenn ihm dies gelänge, hätte er doch nicht die Freude des ewigen Lebens, wäre er  nicht in Gottes Reich, nicht in Seiner Nähe.

Er bliebe dem ewigen Ringen um Liebe, seinen eigenen seelischen Gebrechen und den zwischenmenschlichen Machtkämpfen ausgesetzt, bliebe bedroht von  seinen  Wider-sachern, die es darauf anlegen, dass er sterbe, und auch die Macht dazu haben, ihn sterben zu lassen, die künstliche Maschinerie zu zertrümmern. Am Ende bekommt er das Leben satt, dieses ewige Greisendasein in einem fortgesetzt renovierten, erneuerten Körper. – Wer will denn ernsthaft hier auf Erden ewig leben?! Das ist doch lächerlich.

Erkenntnishindernisse

Woher nur diese Weigerung, offensichtliche, vor Augen liegende Tatsachen klar zu erkennen, zu begreifen, dass die Welt wirklich so ist – und nicht so, wie ich sie mir denke und erhoffe?  Mancheiner wird nie dazu kommen, sich diesen Film anzuschauen: „Plötzlich und unerwartet“*. Und selbst wenn er ihn gesehen hätte, wird er noch immer genug Argumente finden, in seiner alten Impfgläubigkeit zu verharren.

*  PLÖTZLICHUNDUNERWARTET-DERFILM.de, auf Deutsch produziert von ET VIDEO CONTENT (Elija Tee in Dresden).

Überall auf der Welt sterben Menschen urplötzlich nach einer Impfung. Zwei US-Regisseure N. Stumphauzer und M. Skow haben hierzu eine Dokumentation erstellt mit erschreckenden Resultaten: 20 % weniger Geburten nach der Impfung, deutlich erhöhte Zahl der Totgeburten, fötaler Herzstillstand (Herzinfarkt im Mutterleib), drastische Zunahme der Krebstoten (über 40 % mehr beim Turbo-Krebs), um nur einige Tatsachen zu nennen. – Die Ursache? Bei der Obduktion von Toten hat man aus den Blutbahnen lange Gerinnsel gezogen, die eindeutig von der Impfung stammen. 

Was ist das größte Erkenntnishindernis? – Der menschliche Wille. Alles, was ein Mensch dazulernt, gefährdet sein bisheriges System, seinen bisherigen geistigen Horizont. Von daher die Weigerung zu erkennen …                                                                                                    

15./17. Mai 2023

Der Lauscher an der Wand. Den Ohrenbläsern …

Ob bei Pegida, den Querdenkern, einer Partei wie Die Basis, den Reichsbürger und anderen kritischen Gruppieren jenseits des trüben Hauptstroms – überall sind Ohrenbläser am Werk, die Aufwiegler und Durcheinanderwürfler des Zusammenhalts, mysteriöse Dienste, die mit entsprechendem Feindbild (das Material liefern Denk-fabriken) an der Zersetzung des gegnerischen Lagers arbeiten.

Das war in der DDR nicht anders. Anfang der 70er Jahre hatten wir in Sebnitz eine starke Junge Gemeinde, mehr als zwanzig junge Menschen; sicher saß da auch jemand dabei, der mithorchte, dann aufschrieb und hinterbrachte. Wir haben uns davon nicht stören lassen, die Junge Gemeinde war und blieb ein Zufluchtsort.

Damals wie heute gilt für Ohrenbläser dieses Sprichwort, das wir in der DDR-Zeit gelegentlich ins Telefon gesagt haben für den Fall, da horcht jemand mit: „Der Lauscher an der Wand hört seine eigne Schand.“

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Es gibt wohl kaum etwas Niedrigeres als andere Menschen für Geld zu verpfeifen, sie anzuschwärzen und ihnen damit fürs Leben zu schaden.* Manche tun das ganz freiwillig, ehrenamtlich gewissermaßen, aus Überzeugung, einer guten Sache zu dienen. Ich denke da an dieses gegenseitige Belauern, in das sich manch braver Bürger hineinziehen ließ, die laienhafte Überwachung von Ausgehverboten und sonstigen Maßnahmen, an all dies Beschämende während der Corona-Krise 2020/22.

Damit sind wir in der Gegenwart, und gewarnt für alle Zukunft —

* In der DDR wurden Lebenswege Andersdenkender, in Sonderheit von Christen,  massiv behindert, wer sich konfirmieren ließ, sich gegen die Jugendweihe entschied, hatte es schwer,  auf die Erweiterte Oberschule (das sozialistische Gymnasium) zu kommen, was wiederum bedeutete, dass er – ohne Abitur – nicht studieren konnte. Im schwersten Falle konnte die Anschwärzerei einen Menschen auch für Jahre ins Gefängnis bringen. Vom politischen Gefängnis in Bautzen sprach man nur hinter vorgehaltener Hand, am besten gar nicht. Man vermutete es im so genannten „Gelben Elend“, später stellte sich heraus: es war mitten in der Stadt, unmittelbar am Justizgebäude. Dort waren die Fenster-scheiben zur Hofseite hin fein zugeschmiert, so dass niemand hinüber- oder hinunterschauen konnte … Ob man da je die Fenster geöffnet hat? Stickluft Systemjustiz …  

21. April/15. Mai 2023

Geist und Ungeist im  Widerstand

Über Glaube, Gott und Kirche kann man nicht zwischen Tür und Angel urteilen. Mit der üblichen Handvoll an Argumenten: Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverbrennung,  das Leid der Welt im Gegensatz zur Güte Gottes, die leidige Kopplung von Glaube und Macht ist die Sache nicht abgetan. Da war in der zweitausendjährigen Geschichte des christlichen Glaubens noch viel Anderes, Kostbares: großer Mut bei der Urchristenheit und hohe Geistigkeit schon bei den Kirchenvätern, ein treues Bekennen der Christus-botschaft bis hinein in den christlichen Widerstand während der Nazizeit.*

* Dieser Widerstand gegen die Nazis praktizierten gerade in Sachsen viele Menschen, weit mehr als ich bisher dachte. Wir stehen hier in einer guten Tradition.

Es gibt diese verhängnisvolle Neigung, sich allem theologischen Denken zu ver-weigern. Zugleich maßt man sich aber an, über Gott und Glaube definitiv zu urteilen, letztlich über eine Materie, von der man keine Ahnung hat. Dieses theologische Defizit betrifft nicht nur den von atheistischen Medien beeinflussten einfachen Menschen, sondern gerade auch den bis heute durch die Ideologie der 68er Bewegung geprägten Intellektuellen. Es ist ungefähr so, als wenn ein mathematischer Laie mit einem Statiker redet und ohne Mathematik etwas zu Statik der Brücke sagen will, die der Ingenieur berechnet hat. Aber Glaube ist keine Frage des Intellekts, eher des menschlichen Willens. Selbstverständlich steht es jedem frei, sich mit der Gottes-frage nicht befassen zu wollen. Wer aber von Bibel und Gottvertrauen keine Ahnung hat, von Inhalten nichts weiß, sollte sich definitiver Äußerung enthalten.*

* Ich selbst kenne neben einigen Dutzend Kirchenliedern aus dem Gesangbuch noch etliche sozialistische Liedverse, habe in der Schule der DDR Staatsbürgerkunde gelernt und während des Theologiestudiums an der KMU Leipzig (1973–78) drei Jahre lang Vorlesungen in Marxismus-Leninismus gehört, die entsprechende Literatur zur Kenntnis genommen. – Und welche Glaubenslieder, welche christlichen Texte kennst Du, mein Freund, als Atheist? Im evangelischen Gesangbuch stehen achtbare Dichter: Paul Gerhardt (1607–1676), Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769),  Matthias Claudius (1740–1815), Clemens Brentano (1778–1842) und andere mehr.

Wo der Widerstand von theologischen Analphabeten bestimmt wird (wie bei manch systemkritischer Zeitschriften-Redaktion), muss er zwangsläufig scheitern. Scheitern an einem irrigen Gottesbegriff, einem illusorischen Menschenbild, am fehlenden Sündenverständnis, an irrigen Hoffnungen und Utopien. Es ist viel Geistlosigkeit im Widerstand, und das liegt nicht an mangelndem Intellekt. Zu echtem Gottvertrauen, zur Gottachtung findet das Herz des einfachen Menschen noch am ehesten …

15. Mai 2023

Zeitzeugenschaft


„Vor  Corona“, „nach Corona“ – das ist für mich kein Datum, keine Zeitbestimmung, an der ich mich orientieren könnte. Besonders „nach Corona“ nicht, denn das, was in dieser Zeit 2020/22 wirksam war, bleibt wirksam und wird in absehbarer Zeit wieder wirksam sein, in neuem Anlauf, mit verstärkter Kraft. Was war da überhaupt in den Jahren 2020/22: die Bedrohung durch ein Virus? Ist damit alles oder auch nur das Wesentliche beschrieben? Mitnichten. Es geht hier nicht um eine natürliche Er-scheinung wie etwa bei der spanischen Grippe (spanish flu) von 1918, sondern – um ein Laborresultat, versehentlich entwichen oder gezielt ausgesetzt.

Für mich war es eine Zeit der Repression, des Machtspiels, der versuchten Unter-drückung, der Notstands- und Ermächtigungsgesetze, großflächiger Polizeiaktionen, des Test- und Impfzwangs, der vorsätzlichen Lügen, des Verschweigens, der falschen Statistiken, des Politik- und Pharmakomplotts, der Gottesdienst- und Sangesverbote, der sozialen Spaltung, des Maskenkampfes, der Enttäuschung an Kirche, der Erkenntnisverweigerung, des Mitläufertums. Und nicht zuletzt des geistigen Ringens.

Und all das setzt sich fort, für das geistige Ringen wäre das sehr zu wünschen. Es gibt kaum einen unsinnigeren Satz als den: „Mit Corona ist es jetzt vorbei.“  Was sich sagen lässt, ist dieses: Unsere Lebensjahre 2020/22 sind vorbei, unwiederbringlich.

Wir waren und sind „Zeitzeugen“. Was bedeutet das? Wir alle sind dem Zeitgeist ausgesetzt, Zeitzeugenschaft ist somit etwas sehr Begrenztes, Unsicheres. Jeder erlebt seine Zeit anders, wir leben ja nicht nur in der Zeit, sondern wir interpretieren sie – in je verschiedener Weise. Wir können also immer nur Zeugen sein für unsere eigenen Interpretationen. Mitten in der Zeit sind wir im Grunde unfähig, die Zeit wirklich zu begreifen. Es ist so, als wenn ich in einer unüberschaubaren Masse stehe. Ich nehme wahr, was in meiner unmittelbaren Nähe vor sich geht, sehe aber nicht, was zweihundert Meter entfernt geschieht. Man wird es mir vielleicht am nächsten Tage im Fernsehen erzählen, oder später in Geschichtsbüchern; ob ich der Interpretation des Erzählers glaube, ist dann eine andere Geschichte …

Machen wir uns nichts vor: ob Coronagläubige oder deren Kritiker, die meisten werden an ihrer Sichtweise der Jahre 2020/22 festhalten, die Mitläufer sich herausreden: „Es war doch angeordnet, was sollten wir tun?“ Die einen werden weiter glauben, dass es sich um eine echte Pandemie handelte, die anderen werden es bezweifeln. Nur diejenigen, die bewusst gelogen, die Masse irregeführt haben, wissen ungefähr, was geschehen ist. Aber auch sie sind nur Rädchen im Massengetriebe menschlicher Macht,  Exponate einer entarteten Messe der Meister von Morgen.

Und so geht das Leben weiter, geistig Geimpfte und Nichtgeimpfte sind zu den Tagesaufgaben übergegangen und pflegen eine Art friedlicher Koexistenz, was bedingt, dass man über die je eigene Interpretation vergangener Geschehnisse nicht spricht, bei Kaffee und Kuchen den Mantel des Schweigens darüber legt. Dass die Impfung weiterhin ihre Opfer sucht, wird dabei mehr oder weniger in Kauf oder gar nicht wahrgenommen.

Der Kleingarten, einst Sinnbild von Spießigkeit, geradezu ein Feindbild (ähnlich dem von der Mutter am Herd), ist jetzt zum Sinnbild alternativer Lebensweise geworden. Flucht in den Garten, ins Esoterische, ins eigene Ich allerorten. Mit der Gartenflucht geht es mir ähnlich. Ich freue mich einfach, wenn da etwas wächst. Nachhaltigkeit? Auf solches Vokabular verzichte ich. Unsere Vorfahren konnten das besser.

21. April/16. Mai 2023

Eisen und Ton. Vom Wechsel der Systeme

Es ist ein Grundgesetz der Geschichte, dass mächtige Reiche kommen und gehen, einander ablösen. Oft  geht es nur vom Regen in die Traufe. Nach dem Zarenreich mit seinen zahllosen Verbannten der rote Terror, nach dem Zusammenbruch des Nazi-reiches der Faschismus der Siegermächte, nach der freien Marktwirtschaft unter demokratischem Deckmantel die globale Herrschaft

Und auch dieser wird es so ergehen wie dem eisernen Koloss, das auf Füßen aus brüchigem Eisen-Ton-Gemisch steht (vgl. Daniel 2,31–35), sie wird dem Grundgesetz der Geschichte folgend eines Tages, nach großem Schaden, in sich zusammenbrechen. Der Ton steht für die ausgehöhlte geistige Substanz. Das ist geradezu ein Kennzeichen dieser Damen und Herren Globalisierer: Sie handeln selbstherrlich, sprechen im majestätischen Plural („wir“), sind oft hoch intelligent (wie Prof. Harari in Israel) – und haben doch blutwenig geistige Substanz. Von Gott halten sie nichts, wollen selbst Götter sein. Und wo es keine höhere Verantwortung gibt, ist auch Ethik verzichtbar.

Kalte Intelligenz gepaart mit mangelnder geistiger Substanz, offener Gottlosigkeit,  Privatethik („gut ist, was meinen Zwecken dient“) – da ist der Untergang vorprogrammiert. Gott selbst zeigt in Abständen immer wieder, wer hier auf Erden der Herr der Geschichte und allen Lebens ist.

16. Mai 2023

Konzert in der Dorfkirche  

„Es war schön. Du hättest auch kommen können, es war ja nur ein Konzert, kein Gottesdienst.“ – „Und selbst wenn, ich lasse mir nichts vormachen, ich denke und glaube, was ich will.“

Am Abend sitzt die liebe Frau dann vor dem Fernsehgerät und glaubt nun doch, sieht die falsche Prägung nicht, nimmt alles für bare Münze.

16. April/16. Mai 2023

Minderheiten

Auf der einen Seite werden systemkritische Menschen als Minderheit abgestempelt, von Politkern gar als „Pack“ beschimpft, andererseits läuft das Programm eines hoch empfindlichen Minderheitenschutzes; wer eine solche geschützte Minderheit in ihrem Leben und Denken zu kritisieren wagt, wird verfemt, gar strafrechtlich verfolgt. 

Da stimmt doch etwas nicht. Wer setzt denn fest, was eine angenehme, duldbare oder eine unangenehme, unduldbare Minderheit sei, wo man kritisieren darf und wo nicht? Der Staat? Hier überschreitet er seine Kompetenz.

Eines der Reizthemen: Gender. Ich lasse mich hier bewusst nicht auf dieses Thema und sein Vokabularium ein, vermeide es überhaupt, meinem Denken die Richtung diktieren zu lassen.

Kümmerpflanze Philosophie

Die Philosophie, einst hohe Schule des Denkens, heute ersetzt durch zweckdirigierte Denkfabriken als Zulieferer für ideologische Systeme. An einer Lehreinrichtung irgendwo wird die philosophische Fakultät geschlossen, dafür ein Lehrstuhl für Gender Studies eröffnet. Das ist die Situation, mit der wir es zu tun haben. Ein Schelm, der Arges dabei denkt oder überhaupt noch zu denken wagt …

16. Mai 2023

Untertan der Obrigkeit? Staat, Kirche und Zivilreligion

Es erhob sich aber ein Streit unter den Jüngern, wer von ihnen als der Größte   

gelten solle. Jesus aber sprach zu ihnen: Die Könige herrschen über die Völker,

und die Machthaber lassen sich Wohltäter nennen.*Ihr aber nicht so!

Sondern  der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste 

wie ein Diener.    * Var.: werden Wohltäter genannt (benefici vocantur).

                                                                           Lk 22, 24–26 (vgl. Mat 20,25–27)

Der folgende Text reflektiert den Glaubens- und Bekenntnistag, der am 13. Mai 2023, 10.00–18.00 Uhr in Crostau in der sächsischen Oberlausitz zum Thema „Gott und Staat. Römer 13 und die Grenzen des Gehorsams” stattgefunden hat.

Gesprochen haben Dr. Stefan Felber, der Vorsitzende des Gemeindehilfsbundes, zum Thema „Recht und Grenze staatlicher Autorität” und Hartmut Steeb (1988 – 2019 Generalsekretär der Evangelischen Allianz Deutschland / EAD) zum Thema: „Untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen”; die Predigt zum abschließenden Abendmahlsgottesdienst hat Pf. Johannes Frey, der Vorsitzende der 1966 gegründeten Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium” gehalten.

Im Folgenden konzentrieren wir uns auf den Vortrag von Stefan Felber und sein Buch „Kein König außer dem Kaiser? Warum Kirche und Staat durch Zivilreligion ihr Wesen ver-fehlen“ (Neuendettelsau: Freimund-Verlag, 2021, 2. Aufl. / ISBN 978 3 946083 60 3).

Was ist eine Zivilreligion?  Der Begriff réligion civile geht zurück auf die 1762 veröffentlichte Abhandlung mit dem Titel „Gesellschaftsvertrag“ (Du contrat social) des französischen Aufklärers Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) und meint ein „rein bürgerliches Glaubensbekenntnis“, das nicht von der Kirche, sondern vom Staats-oberhaupt festgesetzt wird, eine „rein bürgerliche Religion“, auf die sich alle einigen sollen (vgl. S. Felber, a. a. O., S. 193/140).

Humanismus, Pluralismus und Toleranz werden als Allerweltsreligion etabliert. Kirche wird dabei zur „Fortsetzung des Staates mit religiösen Mitteln“ (S. 44) und hat unter Zurückhaltung ihres eigentlichen Missionsauftrages nur den vom Staate diktierten zivilreligiösen (pseudoreligiösen) Idealen zu dienen. Der Glaube, das Gottvertrauen, wird letztlich nur noch unter dem Aspekt der sozialen Brauchbarkeit beurteilt. 

Ein solche Orientierung auf bestimmte Zwecke und den reinen Nutzen (usus) nennt man utilitaristisch.   

„Wenn keine gottgegebene Offenbarung mehr geglaubt wird, wird Religion gleich-gültig oder muss auf ihre nützlichen Aspekte zusammengeschnitten werden. Über das, was an Religion nützlich ist, entscheiden dann Menschen bzw. die jeweiligen Macht-haber. Steuermann am Ruder der Zivilreligion ist der Mensch (ein König, ein Volk, ein Bischof, eine Synode, eine Gruppe); Gott dient nur als Gallionsfigur“ (S. 173). Stalinismus und Nationalsozialismus, dies sei angefügt, waren beide utilitaristische, auf die Abschaffung christlichen Glaubens orientierte Systeme. In letzter Konsequenz ist Gewalt die bittere Frucht von jeglichem Utilitarismus.

Das liberalprotestantische Kirchentum mit seinem „praktischen Atheismus“ kommt dem Staat entgegen, geht einen Pakt ein mit dem Agnostizismus des postmodernen Staates. Tätige Nächstenliebe und Humanismus: Ja – christlicher Glaube mit dem Wahrheitsanspruch der Ich-bin-Worten Jesu (Joh 14,6): Nein (vgl. S. 142/143). Zur Zivilreligion gehört auch „der zivilreligiöse Glaube an die Allein-, Kollektiv- und Erbschuld der Deutschen“ (S. 165). Zitiert wird in diesem Zusammenhang das Wort einer Chinesin: „Deutschland ist wahrscheinlich das einzige Land auf der Welt, in dem man durch den Hass auf das eigene Land positiv auffällt“ (S. 166).

Die Zivilreligion als Einheitsreligion, die mit „gutmeinendem Idealismus und aufgeblähter Toleranz“ als Erziehungsziel daherkommt und Religion nur noch „in Form einer Zivil-, Sozial- oder Kulturreligion“ zulässt (vgl. S. 219), haben wir, denke ich, nun auch im Globalen zu erwarten. Was letztlich – dem Toleranzprinzip wider-sprechend – auf eine Unterdrückung christlicher Inhalte hinausläuft, mithin auf Diktatur.

Wird mit Zivilreligion die Gemeinschaft unter den Menschen gestärkt? Im Gegenteil. „Die Selbsteinordnung oder -reduktion der Kirche auf Zivilreligion zerstört nicht nur die Kirchengemeinschaft, sondern lässt beide, Staat und Kirche, ihr Wesen verfehlen“ (S. 189).  Worin liegt nun die Aufgabe und Legitimation des Staates, was soll, was darf er tun und was nicht? – Der Staat ist nach Röm 13,1–7 eine von Gott eingesetzte Ordnungsmacht, welche  die Aufgabe hat, für Recht und Ordnung zu sorgen, das Eigentum des Bürgers zu schützen und insgesamt – dem Bösen zu wehren. Wenn er aber selbst dem Bösen dient, verfehlt er seine Aufgabe und verliert seine Legitimation.

Zu unterscheiden ist die Obrigkeit als Institution vom Handeln ihrer Vertreter. „Die Obrigkeit ist von Gott gegeben, ihr Handeln unterliegt dem Gericht“ (Zitat aus dem Vortrag / V).

Mit anderen Worten: der Staat weiß um Gut und Böse, allein von den Zehn Geboten her (vgl. S. 217). Er überschreitet seine Kompetenz, wenn er sich in Ehe, Familie, Menschenbild, Ethik, Gemeindeleben einmischt, eine Hypermoral zu schaffen sucht, der sich nun alle unterwerfen müssen. Eine Kirche, die solcher zivilreligiöser Maßgabe folgt und immer mehr Inhalte des Glaubens preisgibt (an EKD-Papieren, Synoden und Bischofsäußerungen ist das ablesbar), prostituiert sich selbst (vgl. S. 175). 

„Staatliche Gottesdienst-Verbote oder Einschränkungen …, Eingriffe in die kirchliche Liturgie (Singverbote) sind … völlig unzulässig und auch durch den Hinweis auf Seuchengefahr nicht legitimierbar“ (S. 211). Anlässe für solche Eingriffe werden sich immer finden, lässt sich Kirche darauf ein, wird sie zum Spielball des Staates und verliert ihrerseits Legitimation und Ansehen.

„Ein guter Staat ist nicht ein Wohlfahrtsstaat, der die Verteilung von Gütern, Heilung der Gesundheit [und anderes mehr] erzwingen könnte“ (V). Christen stehen zum Staat als Ordnungsmacht in „kritischer Solidarität“, in einer Art Wächteramt. Solcher „Liebesdienst der Kirche am Staat“ (V), darf nicht zur Unterwerfung führen. Wo Kirche sich dem Staate angleicht, sich ihm an den Hals wirft, verrät sie ihren Auftrag. Anders ausgedrückt: Wer die Botschaft des Neuen Testaments verwässert, sie einer atheistischen  Zivilreligion opfert, begeht Götzendienst und darf sich nicht wundern, wenn am Ende keiner mehr die Botschaft hören will, sie in dieser verflachten, säku-larisierten Form für die Menschen immer belangloser wird.  


„Ein striktes Nein muß festgehalten werden gegenüber allen staatlichen Versuchen, bestimmte Glaubensinhalte zu erlauben oder zu verbieten, etwa zu definieren, wie [sich] Kirchenmitgliedschaft begründet oder nach welchen Grundsätzen die Kirchen Religionsunterricht erteilen. Dazu hat der Staat nach Gottes Ordnung … keine Kompetenz“ (S. 217).

Aus dem Vortrag von Stefan Felber war viel zu lernen an diesem Glaubens- und Bekenntnistag, auch aus der lebendigen, klar am Evangelium orientierten Predigt von Johannes Frey.  Hartmut Steeb hat mich durch seinen Vortrag überzeugt, dass man auch für Politiker und Politikerinnen, die sich mit ihrem Pharmakomplott schwer schuldig gemacht haben, beten kann – nämlich dafür, dass Gottes Güte sie zur Umkehr treibt (Röm 2,4), sie sich abwenden von ihren finsteren Wegen …

16./17. Mai 2023

Das Standbild und der Stein

                    Du, König, hattest einen Traum, und siehe, ein großes und hohes

                    und hell glänzendes Bild stand vor dir, das war schrecklich

                    anzusehen.

                    Das Haupt dieses Bildes war von feinem Gold, seine Brust

                    und seine Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden

                    waren von Kupfer.

                    Seine Schenkel waren von Eisen, seine Füße waren teils

                    von Eisen und teils von Ton.

                    Das sahst du, bis ein Stein herunterkam, ohne Zutun

                    von Menschenhänden; der traf das Bild an seinen Füßen,

                    die von Eisen und Ton waren, und zermalmte sie.

                    Da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Kupfer, Silber

                    und Gold und wurden wie Spreu auf der Sommertenne,

                    und der Wind verwehte sie, dass man sie nirgends mehr

                    finden konnte. Der Stein aber, der das Bild zerschlug,

                    wurde zu einem großen Berg, so dass er die ganze Welt füllte.

                    Daniel 2,31–35

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