Ab auf die Insel
Lieber G. Z., ganz herzliche Grüße aus der Sonne. Wir sind dem politisch und klimatischen Deutschland entflohen und seit Ende Oktober auf Gran Canaria. Mein großer Junge geht hier in eine deutsch-spanische Kita, der Kleine krabbelt und brabbelt und kriegt Zähne und macht uns viel Babyfreu[n]de.
Ja, es ist ein bisschen eine Flucht und ich gebe das auch zu. Aber der letzte Herbst, als ich schwanger von allen Seiten zum Impfen gedrängt wurde und ich mit meinem Kind nicht mehr in irgendeine kulturelle Einrichtung gehen durfte – da ist in mir ein echter Groll gegen den Staat, der doch ach so freiheitlich und demokratisch ist, gewachsen.
Also: ab auf die Insel. Hier haben wir eine kleine Wohnung in Las Palmas, genießen die spanische Lebensart (natürlich ist auch hier nicht alles perfekt, aber vieles entspannter), ich verbessere mein Spanisch und wir sind viel am Strand oder im Park mit den Kindern.
Deine WendeBlätter lese ich immer gerne. Sie sind für mich oft eine Art Gedankenspaziergang, und zwar einer, bei dem man einfach los geht, nicht unbedingt mit festem Ziel. Hinterher habe ich immer etwas entdeckt oder durchdacht, was ich vorher nicht kannte – danke dafür!
Du schreibst viel über die gespaltene Gesellschaft. Und ich stimme Dir da zu. Sehr interessant finde ich, wie gerade all die vermeintlichen Wahrheiten von vor einem Jahr wegbrechen. Wie sich herausstellt, ach schau an, es war doch nicht alles „Geschwurbel“ oder „Verschwörungstheorie“. Manchmal denke ich, wann entschuldigt Ihr Euch eigentlich mal für das, was da gelaufen ist? Aber dann weiß ich: das wird nicht passieren und ich versuche es positiv zu sehen, denn immerhin weiß ich jetzt sehr genau, wer mein Freund oder meine Freundin ist – auch wenn unsere Haltungen vielleicht nicht immer die gleichen sind. Es ist so wichtig, andere Meinungen zu respektieren, und Corona hat deutlich gemacht, dass die, die immer von Toleranz und Freiheit reden, genau das am wenigsten leben.
So, da kommt mein Großer und will eine Geschichte lesen. Kriegt er.
Ich grüße Euch aufs Herzlichste! Theresa und Familie
Gran Canaria, 27. Nov. 2022
Theresa H., Journalistin
Ursula von der Leyen. Milliardengeschäfte per Handy
Ursula von der Leyen ist eine vehemente Impfstoffverfechterin und bestens in der Impfstoff-Industrie vernetzt. So pflegt sie mit dem Chef des US-Pharmariesen Pfizer – Albert Bourla – ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Gegenüber der „New York Times“ sprach er von einer „engen Verbindung“ mit der Kommissionspräsidentin, die sich durch Telefonate und Textnachrichten etabliert habe. Bourlas Unternehmen setzte allein im dritten Quartal des vergangenen Jahres 14,6 Milliarden Dollar in der Impfsparte um.
Diese Art der persönlichen Diplomatie von Ursula von der Leyen gipfelte im April 2021 im Abschluss des größten Pharma-Vertrags in der Geschichte der EU: Die Gemeinschaft orderte 1,8 Milliarden Impfdosen von Pfizer. Das geschätzte Vertragsvolumen: 35 Milliarden Euro, finanziert mit Steuergeldern – alles am Parlament vorbei – per Handy.
Der österreichische Journalist Alexander Fanta von netzpolitik.org möchte den Mega-Deal genauer untersuchen und verlangt Einsicht in die Textnachrichten. Fanta wörtlich: „Was Ursula von der Leyen in ihr Telefon tippt, ist, offen gesagt, keine Privat-angelegenheit. Wir brauchen eine öffentliche Kontrolle der EU-Kurzmitteilungen, wenn sie dazu benutzt werden, milliardenschwere Impfstoffgeschäfte zu machen.“ Die EU-Kommission wiegelt ab: Handydaten würden nicht unter die Transparenzregeln der EU fallen. Dies ist nicht der erste Skandal intransparenter Deals.*
Quelle: Die Akte Ursula von der Leyen https://www.kla.tv/22994&autoplay=true. Sendung v. 08. Juli 2022.
Der EU-Korruptionsskandal in Brüssel, dem Sitz der Eurokraten
„Der Skandal im Europaparlament zeigt einmal mehr, wie gefährlich Korruption sein kann, wenn Staaten damit Interessen durchsetzen wollen. Bestechung als Mittel von Außenpolitik ist ein wachsendes Risiko.“* – Korruption: ein anderes Wort für Verschwörung. Also gibt es sie doch!
* Zitat Tagesschau v. 22. 12. 2022: “Wie Staaten mit Bestechung Politik machen” von Silvia Stöber (tagesschau.de).
10./30. Dez. 2022
Virus X (Deutschlandfunk Nov. 2022)*
* Eine Sendung des Deutschlandfunks v. 25. Nov. 2022, ca. 19.15 Uhr.
Großes Palaber über die nächste Pandemie: Lauterbach und zwei vom Experten-ausschuss der Regierung. Aufgewärmt wird die alte Frage, ob ein Mensch an oder mit Corona gestorben sei. Ob einer an oder mit der Impfung stirbt, ist kein Thema in dieser Runde der Auserwählten. Ich vertraue diesen Leuten nicht.
„Virus X”? Es ist doch klar, man muss die Angst wachhalten, um die vielen Impfdosen, die von der Regierung eingekauft worden sind, irgendwann loszuwerden. Diesem Zwecke dient auch die Impfwerbung im Fernsehen. Sie wollen ihre Impfstoffe, die sie aufgrund fraglicher Hypothesen en masse eingekauft haben, unter die Leute bringen, das ist eindeutig. Dabei geht es nicht um Gesundheit, sondern vor allem um glasklare Geschäftsinteressen, insbesondere der Pharmalobby.
26. Nov. 2022
Licht in dunkler Medienlandschaft oder nur ein Feigenblatt?
Umschau v. 29. Nov. 2022 im MDR-Fernsehen: „Hirnschädigung nach Impfung – wie Hinterbliebene um Aufklärung kämpfen.” – Eine Obduktion des Verstorbenen wurde von der Charité nicht gewünscht, ein „Risikosignal” war angeblich nicht erkennbar. Wie soll man aber ein Risiko der Impfung erkennen, wenn Verdachtsfälle nicht syste-matisch erfasst werden?.
02./29. Dez. 2022
Tödliche Agenda – Europa unfruchtbar?
Lieber Freund, Du trittst doch ein für das Leben, schon das ungeborene. – Um Himmels willen, nimm Dir Zeit: SCHAU DIR DIESES VIDEO AN* von Stefan Magnet, einem hoch zu achtenden Journalisten, er spricht in das Gewissen. Auch in Deines?
* https://www.kla.tv/22994&autoplay=true, „Trends” Nr. 12. Hier der Vortrag von Stefan Magnet [AUF1.tv]: „Tödliche Agenda – Europa unfruchtbar?”, Sendung v. 04. Dez. 2022.
10. Dez. 2022
Vom Sündenfall des Sohnes (Deutschlandfunk März 2015)*
* Bemerkungen zu einem Feature im Deutschlandfunk vom 17. März 2015, abends (bis 20.00 Uhr): „Du sollst Vater und Mutter ehren. Der Eltern-Ankläger Niklas Frank.“ – Der folgende Text ist ein Nachtrag zu dem, was ich in WB Ausg. 43 vom 13. Okt. 2022, S. 18 „Zur Abrechnung der Söhne und Enkel mit ihren Nazivätern“ geschrieben habe.
Ein Journalist, Sohn des 1946 durch den Strang hingerichteten Hans Frank (des „Schlächters von Polen“, Hitlers Stellvertreter dort), entschließt sich 1987, mit dem Vater ein Gespräch zu führen. Es wird kein Gespräch, sondern eine obszöne, sich am Tode des Vaters weidende, den Strang feiernde Hass-Tirade in der triumphierenden Pose des Richters. Was der Sohn Gespräch nennt, beginnt auf niedrigstem Niveau (glaubt er, nur dort dem Vater-Verbrecher begegnen zu können?): „Ich weiß nicht die Länge Deines Schwanzes, mit dem Du mich schossest …“ Das soll nun Literatur sein, geistige Auseinandersetzung —
Sündenfall. Hitler (und sein Stellvertreter) in uns. Noch nie darüber nachgedacht? Der Sohn gönnt dem Vater bei seiner Hinrichtung jeden Zentimeter Strick, macht sich ein Fest daraus, masturbiert dabei. Da ist er nahe dran – an sich selbst! Wer weiß, vielleicht wäre er, ein paar Jahrzehnte früher geboren, genauso zum Verbrecher geworden wie sein Vater. Mit dieser Möglichkeit scheint Niklas Frank, der Sohn, nicht im Geringsten zu rechnen. Er bleibt im Hass, im Vergeltungsmodus, in der Selbstgerechtigkeit des Richters stecken und zeigt uns so eine Fratze, die der des Vaters verteufelt ähnlich ist. Wie er von der Asche des Gehenkten und Verbrannten redet, die, ins Wasser geschüttet, mit der Asche anderer in Nürnberg Verurteilter eine ekelhafte Soße bildet … Widerlich, das anzuhören.
Aber nicht so widerlich, so verabscheuenswürdig wie das, was mein Vater in Polen getan hat!, höre ich den Sohn antworten und weiter: Das Widerliche sei hier ein angemessenes Stilmittel. Der Vater mit seinem Verbrechertum ist ihm übermächtig geworden. „Ich distanziere mich“, schreit der Sohn heraus. Alle Welt soll davon wissen, da ist ihm jedes Mittel recht. Tabubruch? Da liegt nicht das Problem. – Ein Gespräch mit dem Vater hat nicht wirklich stattgefunden. Wer Hass sät, wird Hass ernten und trägt nichts zur Besserung des Menschengeschlechts bei. Das hätte nun auch der Sohn zu lernen.
Wenn wir wahrhaft Geschichtsverarbeitung wollen, braucht es einen anderen Geist. Das sei auch dem Deutschlandfunk gesagt und seinem Verständnis von Literatur.
18. März 2015/30. Dez. 2022
Gutgläubigkeit I
Warum sind meine Großeltern Zenker (mein Großvater ein Protestant, meine Großmutter eine standhafte Katholikin) beim Zusammenbruch im Mai 1945 verschont geblieben, während ringsum auf der Straße demoliert und vergewaltigt wurde? – Weil Sie Kontakt zu Gegnern der Nazis hatten (auch zu Kommunisten), in diesem Kreise als Nazigegner bekannt waren und geachtet wurden. Weil sie diesen Menschen – und GOTT – vertrauten und nicht den Machthabern.
So wußten sie auch von Hohnstein, dem sog. „Schutzhaftlager” (1933/34) in der schönen Sächsischen Schweiz, wie schwer Menschen dort misshandelt wurden, und dass der Gesang von der Burg ein befohlener war, um die Anwohner zu täuschen. „Das haben wir nicht gewusst”, würde später die Ausrede vieler nach dem Zusammenbruch sein, wenn von den deutschen KZs die Rede war. „Das habe ich einfach nicht für möglich gehalten”, ist die andere Version dieses Satzes.
Solche Gutgläubigkeit, dass wir etwas einfach NICHT FÜR MÖGLICH HIELTEN(so viel Hinterlist, Skrupellosigkeit und globales Verbrechertum) und deshalb den warnenden Stimmen keinen Glauben schenkten, wird uns einst nicht entbinden von der Anklage der Mitläuferschaft.
12./13. Dez. 2022
Weltverschwörung?
Wohl zuviel utopische Romane gelesen? – Nein, immer noch zu wenig Bücher zur Sozialkritik, zur Psychologie der Massen und zu mafiosen Strukturen in der Wirtschaftswelt.
28. Febr. 2021/29. Dez. 2022
Gutgläubigkeit II
Wer so viel Zweifel an dem, was uns die Medien heute bieten, nicht ertragen kann, der mag seine Gutgläubigkeit weiter als Ballast mit sich herumschleppen, aber davon Abstand nehmen, sie anderen aufzubürden …
07. Okt./29. Dez. 2022
Themapredigt Sexualität im Advent?
Auch wenn man nicht alles sagen, nicht jede Seite eines Themas beleuchten kann, sollte eine Themapredigt (z. B. zur Frage der Sexualität) in einem gewissen Sinne vollständig sein. Eine Lückenpredigt wird daraus, wenn ich Gedanken, die mir unangenehm sind aussortiere, sie an den Rand stelle oder gänzlich verschweige.
Unbedingt vermeiden sollte ich in einer am Worte Gottes orientierten Predigt jeden Satz, zu welchem Thema auch immer (Ausländerfrage, Ukraine oder Sexualität), der auch nur im Entferntesten danach klingt, als käme er aus dem Fernseher!
Thematisiere ich Sexualität, muss ich – über die bloße Begierde von Mann und Frau hinaus – auch von den Kindern als Gottes Geschöpfen sprechen.* Spreche ich aber von den Kindern, können auch jene nicht unerwähnt bleiben, die schon im Leibe der Mutter waren und nicht geboren wurden (so weit sind wir uns vielleicht einig). Ein nächster, nahe liegender Schritt wäre, den auffälligen Geburtenrückgang in 2021/22 zu erwähnen, die erhöhte Zahl der Fehlgeburten, und die Frage zuzulassen, woran das liegt. Wenn mir einer sagt, dies hinge mit der so genannten „Impfung” zusammen, sollte ich dieser Mahnung, nachgehen und zu begreifen suchen, in welche Bedrohung hinein wir unsere Kinder zeugen – und dies möglichst bevor ich über das Thema von Sexualität und Kindschaft predige.
Ob ein solches Thema in die Adventszeit gehört? – Eine Mutter, die sich auf ein Kind freut, in froher Erwartung, guter Hoffnung ist, gehört da unbedingt hinein. Bleibt zu hoffen, dass das Kind der geimpften Mutter gesund zur Welt kommt. Den Gen-Stempel trägt es jedenfalls in sich und ist so auf Lebenszeit für den globalen Überwachungsstaat (weit über George Orwells „1984” hinaus) bestens präpariert. – Daran ist dann nichts mehr zu ändern …
* Der russische Religionsphilosoph Wladimir Sergejewitsch Solowjow (1853 – 1900), ein Zeit-genosse Friedrich Nietzsches, schreibt zur Sexualität: „Das sittlich Schlechte (die fleischliche Sünde) darf man natürlich nicht im physischen Vorgang der Kinderzeugung (und Empfängnis) sehen, der im Gegenteil eine gewisse Sühne der Sünde ist, – sondern nur in dem maßlosen und blinden Drang (der Begierde des Fleisches, concupiscentia) zur äußeren, tierisch-materiellen Vereinigung mit einer anderen Person (in Wirklichkeit oder Vorstellung), die zum Ziel an sich wird, zum unabhängigen Gegenstand des Genusses.“ (Vladimir Solov’ev: Die Rechtfertigung des Guten. – Deutsche Gesamtausgabe, Bd. 5, S. 107; vgl. ders.: Der Sinn der Liebe, Hamburg: Felix Meiner, 1985, S. 99)
13. Dez. 2022
Wellness im Widerstand (Kolumne)*
Wider-Stand allein genügt nicht, da liegt zuviel Statisches darin, es geht auch darum, wieder in Bewegung zu kommen – über alles Angststarrende und Demonstrative hinaus. Wieder stehen, sich aufrichten. Und wieder sprechen miteinander, nach all dem Getriebensein in die Konfrontation, ins verzweifelte Nein zu Maske, Test und Nadel.
Zu unterscheiden ist das Widerstehen vom bloßen Widerspruchsgeist. Wenn ich immer nur das Gegenteil von dem sage, was der andere meint, kommt keine Wahrheit heraus, bleibe ich abhängig vom Denken des anderen. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Schweigt der andere irgendwann, weil ihm die Luft ausgeht, habe ich plötzlich nichts mehr zu sagen, habe das eigenständige Denken verlernt, was ja das erklärte Ziel von Propaganda ist.
Nach fast drei Jahren hat nun jeder halbwegs seinen Platz gefunden. Der eine duckt sich in seine Gartenecke, der nächste entdeckt für sich das Esoterische, wieder modern ist plötzlich Rudolf Steiner in seiner Soziallehre, gefordert wird positives Denken (das in solcher Forderung schon fast wieder zum Dogma wird), man preist die Hoffnung, den Lebenssinn, den Optimismus, die Zuwendung zum Licht, aber alles möglichst ohne Gott. Bei der Gottesfrage sucht man sein Heil in der Flucht.
Ein wenig erinnern all diese Bemühungen an die Geisttanzbewegung um 1890 in den USA, an eine große Illusion. Das Fatale hierbei ist: Wenn es gelingt, dem Menschen das ihm innewohnende Gottvertrauen aus dem Herzen und aus dem Bewusstsein zu reißen, entsteht ein Vakuum (ganz im Sinne der Globalisierer), in das nun aller zeitgeistiger Unrat geschüttet werden kann, als heilloser Religionsersatz.
Widerstehen und Wellness passen nicht so recht zueinander. Wenn wir meinen, wir kämen auf dem breiten, bequemen Weg zum Ziele, ohne Opfer und Schmerzen, so irren wir uns. Auf dem Wege des Widerstands ist – mit Widerständen zu rechnen, mit Dingen, die uns zu schaffen machen. „Ein jeder nehme sein Kreuz auf sich …” (Matthäus 10,38).
* Kolumne für die Wochenzeitung Demokratischer Widerstand (DW) vom 04. Febr. 2022.
13./29. Dez. 2022
Positives Denken I: Gott in Negation?
In der Gottesfrage denkt der vom atheistischen Zeitgeist geprägte moderne Mensch alles andere als positiv, eher von der Negation her. Wir stehen in einem geistigen Kampf, da braucht es auch Theologie. Es hätte böse Folgen, wenn uns im Zuge der Globalisierung die Fähigkeit zum theologischen Denken abhanden käme, wir auf das Vertrauen zu einer Höheren Macht und alles Nachdenken darüber verzichten wollten.
Es steht ein unfassbar hoher Anspruch dahinter, wenn einer von sich sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben …” (Johannes 14, 6). Das ist nicht mein oder unser Anspruch. Das sagt Jesus, der Gottessohn, Gott selbst. Als Christen folgen wir IHM nach, der mit diesem Anspruch in die Welt gekommen ist, gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist. Davon gehen wir nicht ab. Die Muslime haben freilich auch ihren Anspruch, und bei dem werden sie bleiben.
Dann müssen eben beide, eigentlich alle, auf ihren Wahrheitsanspruch verzichten, sagt der Agnostiker. – Und was bliebe dann? Der Gott des Agnostikers, ein Nichtgott oder, was dasselbe ist: ein Gott, den sich jedermann nach eigenem Belieben (und beeinflusst vom Zeitgeist) zusammensetzt. Ein gesichtsloser Allerwelts-Gott. Ein Gott des schrankenlosen Relativismus. Und am Ende ein globaler Götze, vor dessen Wahrheits-anspruch dann alle in die Knie fallen – müssen.
Die Weigerung des modernen Menschen, theologisch zu denken, ist verhängnis-voll. Man meint, eine Handvoll Vorurteile gegenüber Glaube, Kirche und Religion reichten aus, sich über die Jahrtausendgeschichte des menschlichen Gottvertrauens ein tragfähiges Urteil zu bilden. Was dabei herauskommt, ist – um es klar zu sagen – völlig belanglos, ohne geistigen Wert. Dies gilt auch für die Beurteilung des Islam, eine flache Multi-Kulti-Ideologie ist nicht urteilsfähig. Hier sind Theologie und vergleichende Religionswissenschaft unverzichtbar. Ohne sie gibt es keine schlüssigen Antworten auf Fragen wie diese: in welcher Religion mehr Liebe, mehr Licht, mehr Gerechtigkeit zu finden sei – im Islam, im Christentum, im Buddhismus, in den Naturreligionen, in der Religion des Atheismus und der Esoterik?
Das Christentum, die Botschaft des Neuen Testaments, hat da bei aller geschichtlichen Verirrung von Kirche (der unseligen Kopplung von Glaube und Macht) einen guten Stand. „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele … und deinen Mitmenschen wie dich selbst” (Lukas 10, 27).
22./29. Dez. 2022
Positives Denken II: Familie als Rückzugsort
Positiv – negativ, Optimist – Pessimist, links – rechts (etc.) Ich halte solche Gegensatzpaare für Klischees und gebrauche sie ungern.
„Die Familie – unsere Bastion”, schreibt mir ein positiv Denkender, ein Optimist, ein Jünger des Lichts. Er hat ja Recht. Pourvu que ça dure. Vorausgesetzt, das hält sich durch. Hochmut kommt vor dem Fall (Sprüche 16,18).
13. Dez. 2022
„An Corona erkrankt – Gehalt gestrichen”*
* So geschehen bei der Sparkasse in Zittau. Vgl. den gleichlautenden Artikel in der Sächsischen Zeitung (für Görlitz, Löbau, Niesky und Zittau) vom 05. Dez. 2022, S. 7.
Dahinter das K(l)assenargument: Selbst schuld, warum hat sie sich nicht impfen lassen?! – Wenn jemand aufgrund von Impfnebenwirkungen erkrankt, müsste er dann logischerweise auch keine Lohnfortzahlung bekommen. Selbst schuld, warum hat er sich impfen lassen!?
Da stimmt doch etwas nicht. So kann man sich in Impfideologie verrennen. Dann gilt der Geimpfte als der bessere Mensch, der Ungeimpfte wird zum Menschen zweiter Klasse. So weit hat man uns gebracht. Und das ist noch längst nicht vorbei …
29./30. Dez. 2022
Von der Bitte um Vergebung
Ein Politiker bittet um Vergebung – alle Achtung. Aber bittet er um Vergebung für einen Irrtum, etwas Unbeabsichtigtes oder für eine Lüge, etwas Absichtsvolles, Vorsätzliches, Vorbedachtes?
Das macht durchaus einen Unterschied.
24. Nov. 2022
Transhumanismus I: Dekadenz der Religion
Wenn wir
(a) alle Religionen vermischt und ihnen
(b) jede eigene Substanz genommen und diese
(c) durch die Religion des Relativismus ersetzt haben, dann ist
(d) der Weg frei für den Transhumanismus, eine völlig gottlose Religion
und Gesellschaft.
29. Nov./29. Dez. 2022
Transhumanismus II: Direkt in den Körper
Transhumanismus das ist, wenn der Mensch allein nicht mehr genügt, sondern eine Maschine, eine smarte Technik heran muss zur Ergänzung oder Überhöhung oder – zur gänzlichen Zerstörung seines Menschseins.
Es ist ja allbekannt, aber wer ahnt schon die Tragweite. Die transhumanistische Agenda arbeitet daran, 6G-Geräte direkt in den Körper einzubauen, auch in das menschliche Gehirn. Bis 2030 soll das marktreif sein. Das traditionelle Smartphone ist dann nicht mehr die häufigste Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.*
* Vgl. den Artikel von Reinhold Krug: „‚Direkt in den Körper‘. Die transhumanistische Agenda nimmt erschreckende Züge an: Der Nokia-Chef will 6G-Geräte in den menschlichen Körper einbauen” –In: Deutsches Nachrichtenmagazin ZUERST 12/2022, S. 62.
Über ethische Bedenken setzt man sich dreist hinweg. Mit ins Gehirn eingepflanzten Chips lässt sich die Menschheit bestens überwachen. Und darum geht es vor allem …
Naürlich werden wie immer edle humanistische Ziele vorgeschoben. Was aber geschieht, wenn solche Technik in böse Hände kommt?
Und Mensch auf eisigem Grunde lässt sich täuschen, verharrt in Lethargie, lässt es gehen, alles wie es will.
29./30. Dez. 2022
Transhumanismus III: Teslas Roboter „Optimus”
Nikola Tesla (1856 – 1943), ging es da nicht einst um die Nutzung freier kinetischer Energie? Was ist daraus geworden? – Das Unternehmen Tesla hat am 30. Sept. 2022 den Prototypen des humanoiden Roboters „Optimus” vorgestellt.* Das heißt übersetzt der „Beste”. Warum in Menschengestalt und nicht in irgendeiner Zweckform? Wohl deshalb, sage ich, weil der Mensch in seiner äußeren Gestalt von der Schöpfung her die beste, jedenfalls eine sehr gute Lösung ist. * Vgl. das Video Tesla Al Day 2022.
Das Unternehmen beschreibt „Optimus” als „a person in a Robot suit” (eine Person in Robotergewand), „a useful humanoid Robot” (einen nützlichen menschenartigen Roboter) mit „Biological Inspired Design” (biologisch inspiriertem Äußeren), der sich selbständig bewegen, auch Autofahren kann und obendrein noch lernfähig ist, so dass die künstliche Intelligenz bald Aufgaben lösen wird, zu deren Lösung das menschliche Gehirn nicht fähig ist. Eine Art Übermensch also, der uns zur Seite stehen soll. Geplant ist die Produktion von mehreren Millionen – „Stück”, darf man das noch sagen? Oder sollte man von Menschen-Ersatz-Produktion reden? Für das, was da noch auf uns zukommt, fehlen die Worte …
Was aber, ich wiederhole die Frage, wenn diese Technik in falsche Hände gerät? Solch einen Roboter kann man zweifelsohne auch zum Töten präparieren.
Zur Leugnung der Realität des Bösen
Irgendwann ist der Teufel verkommen zu einer bloßen literarischen Figur, dann ganz aus dem menschlichen Bewusstsein entschwunden, so als gäbe es ihn nicht. Nimmt man ihm die Hörner und den Pferdefuß, hat er quasi menschliche Gestalt, sieht einem Menschen verteufelt ähnlich …
24. Nov./29. Dez. 2022
Wort an die Tochter
Du kannst ja denken, was Du willst, lass Dich nicht daran hindern. Aber misstraue dem modernen atheistischen Menschenbild.
03. Dez. 2022
Zum Streit zwischen Glaube und Atheismus
Wir können die Dinge beständig hin- und herwenden, die ewig gleichen Argumente vorbringen, am Ende wird jeder bei seinem Gottes- und Menschenbild bleiben. Eine unleugbare Tatsache ist jedoch, dies wird mir in Gesprächen mit Atheisten immer wieder deutlich, dass der in einer atheistischen Umwelt aufgewachsene Christ (ich habe 1960 – 1972 die sozialistische Schule durchlaufen …)* im Allgemeinen weit mehr vom Atheismus weiß als umgekehrt der Atheist von der Bibel, dem Wesen des Gott-vertrauens, von der Überlieferung christlichen Glaubens. Hier begegnet ein echtes Defizit – auch bei Intellektuellen. Um einem weit verbreiteten Irrtum vorzubeugen: ob einer glaubt oder nicht, ist keine Frage des Intellekts.
* Zudem habe ich 1973 – 1978, im Rahmen meines meines Theologiestudiums an der damaligen KMU (Karl-Marx-Universität) Leipzig, drei Jahre lang Vorlesungen und Seminare im Fach Marximius-Leninismus gehört. Unser ML-Professor Lothar Mosler (1913 – 1995) war ein gütiger Mann, er hat mir im Staatsexamen ML eine sehr gute Note gegeben, mich und meine Familie nach dem Studium in Sebnitz besucht, uns freundlich unterstützt.
Der Atheismus hat ein breites Spektrum auch im Widerstand. Manche nervt es, wenn da jemand bei einer Demonstration seinen Gottesglauben bekennt. Genauso belastend ist für mich der Atheismus von Demonstranten, der „Positives” fordert, es aber einem Christen nicht erlaubt, von dem Licht zu sprechen, auf das er seine Hoffnung setzt.*
* Mit dem Atheismus, seiner Allgegenwart, ist der Christ auch heute unablässig konfrontiert, er schlägt ihm aus den Medien, aus jeder Zeitung entgegen. Der Atheist kann wählen, ob er zur Kirche geht oder nicht, für den Christen gibt es kein Ausweichen. Die Kirche des Atheismus ist überall …
Die Situation 2020/22 war und ist bedrohlich. Wir stehen in einem geistigen Kampf. Bei allem Versagen von Kirche muss doch dies gesagt werden: Wenn wir heute, in dieser Situation globaler Bedrängnis, das Potential christlichen Glaubens ausblenden, für nichtig erklären, verbünden wir uns mit den Unterdrückern und haben in unserem Ringen um Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit keine Chance. Das muss uns klar sein.
Wir brauchen geistige Substanz, eine geistige Waffenrüstung, wie sie im Epheserbrief (Eph 6,10 ff.) beschrieben wird.
23. Nov./ 29. Dez. 2022
Zu den Zehn Geboten der Klimaaktivisten
Vom 06. bis 18. Nov. 2022 sind 44.000 Menschen, zum überwiegenden Teil per Flugzeug, also auf sehr klimafreundlichem Wege, zur UN-Klimakonferenz COP 27 in Sharm el-Sheikh angereist, um dort der neuen Weltreligion Klima-Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zu huldigen. Ja, Klimawandel ist ein Glaube, eine Ideologie, da ist nichts belegt. Dass wir die Erde vor menschlichen Übergriffen wirksam schützen müssen, steht auf einem anderen Blatt.
In einer falschen Zeremonie der Buße (Buße, Griech. metanoia, meint Sinnesänderung, Umkehr zu Gott) begab man sich während der Konferenz auf den Rückweg zur Erde, zur Schöpfung, nicht zum Schöpfer – und verstieg sich dabei auf einen Berg, der für den Berg Sinai gilt, auf dem Mose einst die Zehn Gebote empfing. Man stieg auf den Heiligen Berg um neue universelle zehn Gebote zu verkünden – nicht ohne vorher alte Gebotstafeln symbolisch zu zertrümmern.
Das ist menschliche Hybris in Aktion. Da klebt der Mensch an der Erde, ohne Blick zum Himmel.
Die ideologisch aufgeheizten, auf das Thema „Klimawandel” reduzierten, neuen zehn Gebote sind Schall und Rauch, können die unversellen, auf das Gott-Mensch- und Mensch-Mensch-Verhältnis bezogenen Zehn Gebote, den Dekalog des Alten Testa-ments niemals ersetzen. Es geht heute keineswegs nur um den Wandel des Klimas (das ist eine Engführung), sondern vor allem um den Wandel, die Sinnesänderung des inneren Menschen, die Erneuerung des Gottvertrauens und des Menschenbildes.
Zu einer globalen Einheitsreligion, unter welchem Vorzeichen auch immer (Humanismus, Gesundheit, Klima etc.), gibt es für mich, der ich mich zum christlichen Glauben bekenne, nur ein klares Nein. Der Fürst dieser Welt, von dem im Johannesevangelium die Rede ist, der Antichrist, hätte gern ein solches Konstrukt. Um im Globalen über die Seelen, die Herzen und Sinne der Menschen zu herrschen …
Ja, wir sind als Menschheit dabei, die Erde und unsere Seele dem Teufel zu verschachern. Und das ist kein Märchen.
29./30. Dez. 2022
Glaube an irgend etwas? (Dez. 2019)
Autofahrt am 28. Dez. 2019 zu einem Weihnachtskonzert (mit Chor und Orchester) in der Kirche Kreibitz / Tschechien. Ich sitze hinter dem Fahrer, rechts neben mir ein Senior-Katholik. Neben dem Fahrer eine ältere Dame, Organistin in einer katholischen Gemeinde. Der Senior liest aus dem Weihnachtsbrief eines katholischen Theologen, der in seinem Brief weitläufig auseinandersetzt, dass es den Stern von Bethlehem nicht gegeben hat, dieser gewissermaßen nur ein narratives Hoheitszeichen für Christus sei (im übrigen eine sehr zweifelhafte These). Der Glaube ist entscheidend, sagt er, nicht die äußeren Zeichen. Nun gut.
Der Fahrer bemerkt: „Interessant, dass auch Theologen nicht glauben, was in der Bibel steht.“ Der Mann hat nichts begriffen. „Wir glauben ja alle an irgendwas“, sagt er dann. „Gott und Allah, das ist doch im Prinzip dasselbe.“ – „Ist es nicht“, setze ich hart dagegen. „Und wenn einer nur an irgend etwas glaubt, an irgend ein höheres Wesen (und nicht an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen), vertraut er einem gesichtslosen Gott, ist er jedenfalls kein Christ, ein Freidenker vielleicht.“
„Vergleichen wir doch – die Mühe sollten wir uns schon machen! – diesen Gott des ‚Irgendwas‘ oder den Gott der Muslime, der Kommunisten, der Humanisten, der Genderleute, der politisch Korrekten usw. mit dem Gott des Neuen Testaments. Da wird einiges klar. Der Islam ist keine friedliche Religion, da ist Gewalt schon im Fundament, wie beim Kommunismus. In der Bibel steht, als Zusammenfassung der Zehn Gebote: ‚Du sollst Gott lieben … und deinen Mitmenschen wie dich selbst‘ (Lukas 10,27). Das ist eindeutig.“
„Aber die Kreuzzüge, die Hexenverbrennung im Mittelalter, die Religionskriege …“ – „Ja, die Kopplung von Glaube und Macht widerspricht dem Wesen christlichen Glaubens.“ – Dann die alte Leier: „Wenn es Religion nicht gäbe, gäbe es auch keine Kriege.“
Das Gegenargument fällt mir erst später ein: Auch der Kommunismus (wie der moderne Atheismus, das moderne Freidenkertum überhaupt) ist eine Religion, mit eigenen Priestern, Altären und heiligen Hallen. Wenn wir Kommunismus, National-sozialismus und Kapitalismus als Religion nehmen, sind auch die Kriege im 20./21. Jahrhundert als Religionskriege zu verstehen. Jedenfalls geht es um Ideologien, die, gerade weil sie verwandt sind, aneinander geraten, oder schlichtweg – um Macht.
Es ist der menschliche Machthunger, das sündhafte Wesen des Menschen, was zum Kriege treibt, nicht die Gottesfurcht (religio).
Ausflüchte …
Im Übrigen reden Menschen sich gern mit den schwarzen Seiten von Kirche und Kirchengeschichte heraus. Dann muss man sich – Glaube meint Vertrauen, eine persönliche Beziehung – auf den Gott der Bibel nicht einlassen, kann ohne Rücksicht auf Gottes Gebot weiter tun und lassen, was man will.
Zum Teufel mit unseren Ausreden, die uns an Gottes- und Selbsterkenntnis hindern …
30. Dez. 2019/30. Dez. 2022
Diese Welt in der Sicht des Johannesevangeliums
Diese Welt ist für den Evangelisten Johannes der gottfeindliche, von Gott abgefallene Kosmos, beherrscht vom Fürsten dieser Welt, dem Bösen (vgl. Joh. 12, 31; 14,31 u. öfter), sich dem Schema dieser Welt nicht gleichzumachen (Röm 12,2), eine wichtige Forderung christlichen Glaubens.
Wo sich Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen unter Preisgabe eigener Substanz der verkommenen Welt mit ihren gottfernen Ideologien und Maßstäben anpasst, fällt sie selbst in – Verkommenheit.
Synodaler Weg? Nicht mehr die Bibel, nicht das Wort Gottes entscheidet hier, was Wahrheit und wer der Mensche sei, sondern eine Synode, eine Abstimmungs-gemeinschaft. Ein irriger Weg … “Wir schreiten zur demokratischen Abstimmung: Ist Christus nun auferstanden oder nicht. Wer dafür ist, den bitte ich um das Handzeichen. Wer ist dagegen? – Danke!”
Dazu ein Wort aus der Bibel: “Der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns verkündigt wird …, der war nicht Ja und Nein, sondern in ihm ist das JA [Gottes zu den Menschen] Wirklichkeit geworden” (2. Korinther 1,19).
28./30. Dez. 2022
Was jetzt auf dem Spiel steht … Bemerkungen zu einem Buch von Michail
Gorbatschow
Michail Gorbatschow (1931 – 2022), der den Erzengel in seinem Vornamen trägt, wer spricht noch von Gorbatschow?! Der Erzengel Michael gilt als Drachenbezwinger, Symbol der Stärke, der Reinheit, der Loyalität, der Seelenführung. Die einen deuten seinen Namen als Heilsbringer („Gott heilt”), andere als rhetorische Frage: Mi-Ka-El – „Wer ist wie Gott”? Die Antwort: niemand, kein Mensch auf dieser Welt, kein Politiker. Auch große Staatenlenker sind nur Menschen, mit allen Irrwegen und Erkenntnisfallen.
Kurz vor Weihnachten fand ich unter den abgelegten Büchern einer fremden Bibliothek diese Buch von Michail Gorbatschow: „Was auf dem Spiel steht. Mein Aufruf für Frieden und Freiheit”.* 2019 erschienen, ist es eine Art Vermächtnis des am 30. Aug. 2022 in Moskau verstorbenen Gorbatschow. Ein prophetisches Buch, das Buch eines Mahners, eines Idealisten. Mit einem hohen, unbeirrbaren Willen zum Frieden. Am ersten Weihnachtsfeiertag habe ich es in einem Zuge durchgelesen. Nichts anderes zu tun an diesem Tage? O doch, aber das Buch war es wert. Als Friedensbuch passt es in die Weihnachtszeit, auch wenn darin viel von einem drohenden Kriege die Rede ist.
* Aus dem Russischen von Boris Reitschuster, München: Siedler Verlag, 2019, 186 S.
„Es ist, symbolisch gesprochen, zwei Minuten vor Zwölf, wir sind zwei Minuten vom Krieg entfernt” (S. 7). In dieser Bemerkung steckt die gleich am Anfang des Buches formulierte Sorge um „die Zukunft der globalen Welt” (ebd.). „Wir leben in einer globalisierten Welt, haben sie aber noch nicht völlig verstanden, haben nicht gelernt, wie wir alle darin gut leben können” (S. 7 – 8). Gorbatschow spricht von einer „schrittweisen Remilitarisierung des Denkens und Handelns” seit Mitte der 90er Jahre (vgl. S. 12); in der Osterweiterung der NATO und dem Weltmachtstreben der USA sieht er eine große Bedrohung des Weltfriedens. „Die Vereinigten Staaten wollen die Weltpolitik dominieren, indem sie sich auf ihre militärische Überlegenheit stützen” (S. 13) – und, ich ergänze, sich überall einmischen in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten.* * Vgl. Daniele Ganser: Illegale Kriege, Zürich: Orell Füssli, 2019, 10. Aufl.
In der „gegenwärtigen destruktiven Wende” (S. 16) werden die Dinge unüberschaubar. „Die Weltlage wird immer chaotischer und unkontrollierbarer” (S. 17). Dabei sind Atomwaffen eine reale Gefahr. Ein bloßer Computerunfall kann einen Krieg auslösen, Gefahr besteht auch, wenn Atomwaffen in die Hände von Terroristen geraten (vgl. S. 26 – 27). In den Jahren 1953 und 1962 (Kubakrise) hat die Menschheit schon einmal nah am Abgrund gestanden.
Unheilspropheten sind zu allen Zeiten unbeliebt gewesen, letztlich waren sie Mahner zum Frieden, zum Frieden mit Gott vor allem … Gorbatschow, ein Sozialdemokrat, schreibt, wir lassen uns das noch einmal sagen: „Die Welt steht vor einer akuten, unkontrollierbaren militärischen und politischen Konfrontation der beiden führenden Weltmächte. Alle bisher geschaffenen Mechanismen zur Friedenssicherung sind entweder beschädigt, gelockert oder bedroht” (S. 29).
Wo liegt der Ausweg? „Die einzig sinnvolle Lösung sind Verhandlungen. Es muss alles getan werden, damit die gegenseitigen Anschuldigungen, die kriegerische Rhetorik und das Wettrüsten aufhören und ein ernsthafter Dialog beginnt” (ebd.). Der Teufelskreis muss durchbrochen werden.
Neben den Massenvernichtungswaffen erwähnt Gorbatschow auch die Bedrohung durch globale Erwärmung – an der er keinen Zweifel hat – und durch deutlich knapper werdende Ressourcen (vgl. S. 58 – 65). Große Hoffnung setzt Gorbatschow auf die 1994 in Angriff genommene „Erd-Charta”, an der eine internationale Kommission drei Jahre lang gearbeitet hat. Im Jahre 2000 in Paris veröffentlicht, bietet sie „grundlegende Prinzipien einer umweltverträglichen Entwicklung” und ist „gleichzeitig ein wunder-bares Lehrbuch für eine neue Ethik”* (S. 69; vgl. insgesamt S. 66 – 73).
* Man wird da an Hans Küngs „Weltethos” erinnert, das auf den dünnen Füßen der Goldenen Regel steht: „Was du nicht willst, das man dir tu, füg auch keinem andern zu.” Letztlich ist leider auch die Erd-Charta ein Regelwerk ohne Gott, ganz im Sinne der Globalisierungs-Ideologen.
Großer Sprung. Die Menschheit hat dem Kontinent Europa viel zu verdanken. „Heute ist Europa zu einem neuralgischen Punkte der Weltpolitik geworden” (vgl. S. 105/106). Man hat es, einfach gesagt, versäumt, auf gute Nachbarschaft zu achten. „An diesem Punkt zeigten die Führer der Europäischen Union weder genügend politische Weisheit noch hatten sie eine langfristige Vision” (S. 108). Das gilt in besonderem Maße für das „Assoziierungsabkommen mit der Ukraine”, das die EU letztlich an Russland vorbei ausgehandelt hat. „Man hat von Seiten der EU Russland nicht einmal halbherzig einbezogen in die Verhandlungen und am Ende einfach vor vollendete Tatsachen gestellt” (S. 109)
Gorbatschow betont: Russland hat wie jedes andere Land das Recht, „seine eigene Sicherheit zu gewährleisten” (S. 157) Ob es um Atomwaffen-Verhandlungen oder um die Ukraine geht: „Es ist unverantwortlich, Russland zum Feindbild zu machen” (ebd.) Wenn er auch letztlich in den USA den Hauptkriegstreiber sieht, hat er doch eine milde Sicht auf das amerikanische Volk. – Im Blick auf den 11. Sept. 2001 folgt auch Gorbatschow gutgläubig der offiziellen Terror-Variante (vgl. S. 45).
Das vorletzte Kapitel des Buch trägt die Überschrift: „Die friedliche Revolution von 1989” (S. 174 – 179), das letzte Kapitel zieht ein Resumée: „Was die Geschichte lehrt” (S. 180 – 186). Gorbatschow macht kein Hehl daraus, dass die so genannte „friedliche Revolution” ohne Glasnost und Perestroika, das heißt: ohne vorherige tiefgreifende Veränderungen in der Sowjetunion, nicht möglich gewesen wäre. Auch die deutsche Einheit nicht. In aller Bescheidenheit erinnert er daran, was die Deutschen den Russen hinsichtlich der Wende 1989/90 zu verdanken haben.
Und er gibt einen Rat: „Denken Sie nach, über die Vergangenheit und die Gegenwart. Bedenken Sie, wohin es uns führen kann, wenn wir den gegenwärtigen Weg der Feindseligkeit fortsetzen … Kritik ist eine Sache, die Wiederbelebung eines Feindbildes eine völlig andere” (S. 185). Hier lassen wir Gorbatschow frei sprechen, seine Worte sind ehrlich und klar, die eines Mahners, wir nehmen sie ins Herz:
„Die guten Beziehungen zwischen Russland und Deutschland sind ein Wert, den wir unbedingt schützen müssen. … Wir können und müssen für normale, gute Beziehungen zwischen Russland und Deutschland sorgen … Das Wohlergehen Europas hängt davon ab, und in der heutigen, globalen Welt auch die des gesamten Planeten.”
Und das geht nicht mit Waffenlieferungen nach dem Schema der Pax Americana (des amerikanischen Friedens), sondern nur durch Verhandlungen, durch beiderseitigen Ausdruck guten Willens – zum Frieden.
Ein wenig hilft uns, die wir in solch hohen Maße in die Phrasen antirussischer Propaganda verstrickt, von ihnen verblendet sind, vielleicht die Erinnerung daran, wie nah einst, vor den Weltkriegen, die russische und die deutsche Kultur miteinander verbunden waren. Ein Dichter und eine Dichterin: Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) und Lou Andreas-Solomé (1861 – 1937) stehen dafür als Zeugen, für eine ganz andere, zivilisierte Umgangsart der Völker miteinander, weit jenseits aller verbohrten, kriegerischen Rhetorik.*
* Vgl. Rilke und Rußland. Briefe. Erinnerungen. Gedichte, hg. v. Konstantin Asadowski, Berlin; Weimar: Aufbau-Verlag, 1986, 659 S.
30. Dez. 2022
Zitat
Vom Abgrund der Massenseele. Romain Rolland: Clerambault (Dez. 1917)*
„Gegenstand des Buches ist nicht der Krieg, obzwar der Krieg es überschattet. Sein wirkliches Thema ist das Versinken der Einzelseele im Abgrund der Massenseele.”
„… keine irdische Rechtfertigung entschuldigte das Kapitulieren der Vernunft vor der öffentlichen Meinung.”
[„Einer gegen alle” war der ursprüngliche Titel des Romans „Clerambault”. Rolland schreibt:]
„Dieser Titel … möge nicht zu der Ansicht verleiten, der Autor habe die Anmaßung, einen Menschen der ganzen Menschheit entgegenzustellen. Er ruft nur zu dem heute notwendigen Kampf des persönlichen Gewissens gegen die Masse auf.”
„Freie Seelen, starke Charaktere – das tut heute der Welt am meisten not! Auf den verschiedensten Wegen … kehren wir zur Form des Herdenlebens zurück. Nur langsam hat sich der Mensch dem heißen Lehm der Erde entrungen. Nun scheint es, als ob seine tausendjährige Anstrengung erschöpft sei, und er läßt sich wieder in das Weiche zurücksinken. Die Massenseele schluckt ihn auf, der entnervende Atem der Tiefe reißt ihn mit sich …”
„Wagt es, euch von der Herde abzusondern, die euch fortzieht! … Aufrichtig denken heißt für alle denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es not tut!”
* Romain Rolland: Clerambault. Geschichte eines freien Gewissens (Deutsch von Stefan Zweig), Berlin: Rütten & Loening, 1989, 2. Aufl., Zitate aus der Einleitung v. Dez. 1917 (vgl. S. 7 – 8).
27. Dez. 20922