Welche Macht wir auch immer als real ansehen, die Staatsmacht oder eine globale Kraft dahinter – reden wir ganz konkret von jener unleugbar existierenden Macht, die das Fernsehen und alle großen Medien in ihren Händen hat und damit das Fühlen und Denken der großen Volksmasse prägt. Es ist ihr gelungen, die Menschen an ein infames Gewissheitssystem zu fesseln, an eine perfide Welt-anschauung der Verehrung des einen und der Verachtung des anderen.
Wenn Menschen etwas von uns fordern – woher diese Gewissheit, dass sie es gut mit uns meinen? Das System ist perfekt. Mit ausgeklügelten Begriffen, denen man eine fest umrissene negative Deutung gegeben hat und die als Schlagworte in unablässiger Wiederholung auf das Volk niederhageln: Querdenker, Verschwörungstheoretiker, Putinverteidiger, Montagsspaziergänger etc. (die Ungeimpften unser Unglück), schaltet man alle kritischen Stimmen aus, macht sie lächerlich, drängt sie ins Abseits. Und die große Masse glaubt es, folgt willig, manchmal murrend dem Bildschirm, der Wortblase, der diktierten Weltsicht, der aufgeputschten Not.
Die Macht lächelt: es braucht keine Lager wie in früheren Zeiten, wir regeln das im Alltag. Mit Konzentration auf die Angst. Und wer in der Angst gefangen ist, nimmt leicht an, was man ihm als Erlösung bietet, lässt sich maskieren, auf Gesinnung testen und impfen mit unserem Heil. Wer ahnt schon das Verderben, den Abgrund, in den wir stürzen. – Ja, Gott bedient sich als Herr der Geschichte auch des Bösen, aber damit wird aus böse nicht gut. Demut, Gehorsam, Achtung der Obrigkeit meint nicht Kniefall vor menschlicher Macht, nicht Anbetung des Bösen (vgl. Mt 4, 1 – 11).
Petrus und Silas sind nicht verzweifelt im Gefängnis (vgl. Apg 16, 23 ff.). Es ist der gekreuzigte und auferstandene Christus, der uns herausholt aus dem globalen Gefängnis der verordneten Angst, aus der Depression des Karsamstag, uns aus allem Todesgeruch in die Mündigkeit eines freien, auf Gottes Wort orientierten Christen-menschen führt.
Dr. theol. Gert Rudolf Zenker, Herausgeber der WendeBlätter 2020 (www.wb2020.de). Kolumne VI in der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“ v. 16. April 2022 (Karsamstag)