WendeBlätter 2020, Ausgabe 13

Lebensschutz I

Es ist wie beim Erlernen einer Sprache: unerheblich, wo man anfängt. Einfach anfangen, also gleich in medias res. Ich bin am Wochenende – wer die WendeBlätter liest, muß das ertragen – bei den Lebensschützern in Berlin gewesen, habe am 19. Sept. 2020 am Marsch für das Leben teilgenommen. Und wieder stand ich am Brandenburger Tor, auf der Westseite, nur dass dieses Mal  östlich des Tores eine andere Demonstration stattfand. Königskinder auf beiden Seiten, von Gott ins Leben gerufen, geboren, einander zu achten, zu lieben, und “konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief …”   

Das nicht miteinander reden Können, die Gegensätze in unserer Gesellschaft sind offenbar so abgrundtief, dass die Polizei die einen vor den anderen schützen muß. Paradoxerweise gerade die Lebensschützer – vor dem lautstarken, rüden Protest der jungen Gegendemonstranten am Straßenrande. Und wieder eine Mauer unter dem Brandenburger Tor. Das Polizeiaufgebot war beträchtlich; dieses Mal fühlte ich mich – im Unterschied zum 29. August 2020 – auch wirklich geschützt.

Wie konnte es nur dazu kommen, dass dem Wortfeld Lebensschutz ein so negativer Klang anhaftet? Die Begriffe werden ja geradezu als Schimpf- und Schmähworte gebraucht … Es sind die verschiedenen Auffassungen vom Leben, die hier aufeinander prallen, was Leben sei oder nicht, was als Leben gelten soll oder nicht.

Die einen sagen: in den ersten drei Monaten ist es noch kein Leben, die anderen: es ist Leben vom Beginn der Zeugung an. Die einen: “Mein Bauch, meine Wahl” – die anderen: Ein Kind ist keine Wahl, sondern ein lebendiges Wesen. Wo ich als Christ und Vater von mehreren Kinder stehe, bedarf keiner Begründung. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich mich auf jedes meiner Kinder von Herzen gefreut habe, von Anfang an.  

20. Sept. 2020

Lebensschutz II: Wahrheit demokratisch?

Das Dilemma, wie in der Coronafrage, auch hier: die Konfrontation gegen-sätzlicher Gewißheitsstrukturen. Da steht Gesundheit gegen Gesundheit, Freiheit gegen Freiheit, Leben gegen Leben. Wie kommen wir da heraus? Durch demokratische Abstimmung darüber, was als Wahrheit gelten soll, gewiss nicht.

Über Wahrheit kann man nicht abstimmen, auch diktieren kann man sie nicht, Wahrheit will sich selbst offenbaren.

Ein Beispiel aus der Geschichte, die immer auch Gegenwart ist: Ob der Jude ein Mensch sei oder nicht, ist keine Frage, und schon gar nicht eine Frage, die man demokratisch, per Abstimmung entscheiden könnte, zumal dann nicht, wenn wie in der Nazizeit die breite Masse des Volkes medial gegen alles Jüdische aufgehetzt war. Da müssen andere Wege der Entscheidungsfindung gegangen werden, geistige Wege, Wege des Gewissens, des gesunden Menschen-verstandes auch.

Wer solch eine Frage aufwirft, ob der andere (Andersdenkende, Anders-glaubende, Andersfarbige etc.) als Mensch zu achten sei oder nicht, hat sich bereits disqualifiziert.

In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, mitten in der Nazizeit,  hat   meine Großmutter Else Zenker geb. Kuziemski (1891 – 1974), eine treue Katholikin, es gewagt, in einem Geschäft gegen alle Judenhetze öffentlich den lapidaren, selbstverständlichen Satz zu äußern: “Die Juden sind doch auch Menschen.”

Eine lebensgefährliche Äußerung in jenen Tagen …

20. Sept. 2020

Göttin Corona. Entwurf einer Rede

Am 05. Sept. 2020 haben wir hier in Dresden für den Frieden demonstriert. Frieden ist eine Herzenssache und beginnt bei dem, was ein  Mensch in seinem Herzen hat, oder wie er mit dem umgeht, was er unter dem Herzen trägt. Ob da wirklich Friede ist.

Ich denke: bevor wir um den großen Frieden bitten und darum beten in unseren Kirchen, müssen wir den Frieden im Kleinen suchen, uns da ernstlich mühen: in der Familie zum Beispiel. Und das fällt nicht leicht, ist harte Arbeit, Tag für Tag. Schaut Euch doch unsere Familien an, wieviel Unfriede da herrscht, wieviel Streit und Spaltung. Wieviel Not für unsere Kinder …

Wir stehen in einem großen, ätzenden Streit um die Angstgöttin Corona, zu deren Verehrung man uns zwingen will, der wir alle möglichen Opfer an Demokratie, Freiheit und Persönlichkeitsrechten bringen sollen. In diesem Streit geht der Riss quer durch Freundschaften, Vereine, Kirchgemeinden und sonstige Verbände. Quer durch die Familien leider auch. Da stoßen gegensätzliche Überzeugungssysteme aufeinander – und beide argumentieren, paradoxerweise, mit Gesundheit.

Wichtig ist, dass wir uns nicht auseinanderbringen, nicht gegeneinander aufhetzen lassen. Und gerade in der Familie der Corona-Kritiker ist der Friede entscheidend. 

Ob wir gegen den drohenden Impfzwang auftreten, für die Rechte von Frauen und Müttern demonstrieren, gegen den von Telekom so hoch gepriesenen Ausbau des 5G-Überwachungsnetzes protestieren, für die Erhaltung der Umwelt kämpfen oder gegen die Massentierhaltung, ob wir für das ungeborene Leben, die Menschenrechte allgemein, einen Friedensvertrag mit Deutschland, für Moria oder den Weltfrieden einstehen –

für mich ist das alles eine einzige große Bewegung, Ausdruck einer großen gemeinsamen Sehnsucht. Eine Widerstandsbewegung gegen das, was Macht-haber hier im Lande oder auf der Welt den Menschen antun.

[Entwurf einer Rede]

Der Gedanke liegt nahe, dass mit Corona, das heißt: mittels einer vorgetäuschten Pandemie, eine globale Machtergreifung im Gange ist, die absichtsvoll Angst verbreitet und den Menschen weltweit ein Sklavenjoch aufzwingen will. – Die Sklaven der Angst sind gute Untertanen.  

Im Kampf gegen das Faschistoide im Lande (die prügelnde Antifa gehört dazu) und gegen den globalen Faschismus, der sich uns ankündigt, stehe ich hier in Dresden und anderswo mit aufrechten Kommunisten zusammen, und das macht mich froh! Vielleicht bin ich in meiner Auffassung der gerechten Verteilung aller materiellen Güter noch radikaler als mancher, dessen Partei das Linke oder das Christliche so fein im Namen trägt.

Wir sollen die ehrliche, schwere Arbeit des mittelständischen Unternehmers achten, sein Ringen um die Existenz, uns aber nicht dem Großkapital an den Hals werfen, das jetzt mit Göttin Corona seinen großen Coup gestartet hat. Es geht ein Gerücht: dass Regierungen weltweit  Bestechungsgelder erhalten, damit sie in ihrem Lande – nur wenige widerstehen – die Coronamaßnahmen einführen. Wer sollte daran ein Interesse haben, wem sollte das nützen? Rüstung und Pharma, oder ist noch mehr dahinter? Gehen wir der Frage ernsthaft nach!!

Wir sind heute nicht besser als die vor uns.  – Die Historisierung des Unrechts macht blind für die Gegenwart. Suchen wir das Faschistoide nicht nur in der Vergangenheit, sondern hier und heute! Nicht nur bei den so genannten Rechten, sondern in allen Lagern, auch bei den Regierenden dieser Welt.

Nie wieder Faschismus. – Nicht die Rückkehr vergangener Diktaturen ist die Gefahr, sondern das Aufkommen eines ganz neuen, globalen Terrorismus, der in allen vorangegangenen Diktaturen seine Lehrmeister sieht.

12. / 21. Sept. 2020

Dunkle Geschichte: die Pesthaube

Bis zur Demonstration noch zwei Stunden Zeit. Bei einem Berliner Bouquinisten, einem Antiquar vor dem Universitätsgelände, finde ich die Hohenecker Protokolle. Aussagen zur Geschichte der politischen Verfolgung von Frauen in der DDR, Zürich: Ammann, 1984, herausgegeben von dem 2018 in Schweden verstorbenen, gegenüber der vormaligen DDR regimekritischen Schriftsteller Ulrich Schacht, dem Gründer der St.-Georgs-Bruderschaft, wo ich einst Mitglied war …

Auf der Suche nach einer Toilette gerate ich in das Deutsche Historische Museum, 1706 als Zeughaus von Grund auf erbaut von Friedrich I, wie einer Giebelinschrift zu entnehmen ist. Gleich im Eingangsbereich der Geschichte werde ich zurechtgewiesen: “Ihr Mundschutz?!” Das Possesivpronomen ist überflüssig, ich habe keinen. Aber ich kann mich rechtfertigen: “Ich habe ein Attest …” Ein paar Schritte weiter, an der Kasse, zeige ich es vor und erhalte eine kleine quadratische Marke in Grün, die ich mir ans Hemd kleben soll. Nun gut, jetzt bin ich markiert und kann hinein. Erleichterung.

Dann die breite Treppe hinauf in die Ausstellungsräume. Mein erster Eindruck: Dunkel. Das Dunkel der Geschichte. Ein Ritter mit gotischem Feldharnisch um 1470, das Pferd mit einem Roßharnisch von 1480 / 90. Eine etwas aufwendige Maskierung … In einer Vitrine der Hinweis auf Luthers Schriften: Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche / Von der Freiheit eines Christen-menschen … Und dann: die Pesthaube aus dem 17. Jahrhundert: “Zum Schutz gegen die in lokalen Epidemien auftretende Pest trugen Ärzte ein Ledergewand mit Überwurf und eine Maske. In dem schnabelartigen Fortsatz befanden sich Kräuter oder Essigschwämme zum Filtern der Luft.” – Die waren weiter als wir, muß ich denken.  Die Maske heute ist doch mehr ein Symbol, ein Zeichen der Unterwerfung unter einen vermeintlichen Notstand, dahinter die dunklen Zwecke der Macht.

20. Sept. 2020

Und weiter im Dunkel, auf der Suche nach Licht …

Der Hexenhammer (Speyer 1487). Türken vor Wien (1683). “Verzeichnis der preußischen Untertanen, die 1812 in Rußland vermisst werden …” Der Gang durch die Geschichte: eine Art eingestellter Jagd, wo das Wild, das heißt: die wahren Geschichtstatsachen einem vor die Flinte getrieben werden, dass man nur abzudrücken braucht, so hat man ganz ohne Mühe einen Fang getan. Aber irgend etwas, das ahnen wir, ist daran nicht richtig.

Am Eingang der Ausstellungsräume “Deutsche Geschichte von 1918 bis 1994” werde ich erneut auf Maske angesprochen. Kein Geschichtsstudium ohne Visier, es könnte einem Staub in die Augen fallen, der Staub abgedroschener Geschichtsdeutungen. Dem jungen Mann an der Tür ist mein Aufkleber fremd, auf meine Erklärung hin: “Attest” läßt er mich passieren. – Ich trage keine Maske, ich bin Person, das ist Maske genug …

Bilder der Geschichte: Der brennende Reichstag am 27. / 28. Februar 1933. Eine Inszenierung. Eine Inszenierung auch der “Sturm” auf den Reichstag vom 29. August 2020. Irgend etwas mußte man finden, um einen Schatten über diese Berliner Großdemonstration zu legen, das Bild des Friedens zu verzerren. Das Großportät Gandhis wurde verhaftet, abgeführt …

Filmmaterial zur Landung der Alliierten in der Normandie: “Die gigantischste Armee der Geschichte”, sagt der Sprecher, ein Amerikaner. Dann das Bild der Sieger. Der in der Mitte reicht seine Rechte Väterchen Stalin, die Linke dem zur Rechten. Wenn ich Stalin, diesen Bluthund sehe, kann ich mich des Sieges über Hitler nicht unbefangen freuen. Es hat ja nicht wirklich aufgehört mit dem 08. Mai 1945; der Krieg ging weiter. Hier halte ich ein, wende der Geschichte, ihrem Dunkel, für heute den Rücken zu, das Antlitz dem Jetzt. Der Marsch für das Leben beginnt in einer halben Stunde. Marsch, das klingt nach marschieren, so sind wir geprägt …

20 Sept. 2020

Lieber Pastor, Hirt der Gemeinde, lieber Freund,

dieser Brief an einen Theologen ist das schwerste Stück Arbeit am heutigen Tage. Von Coronakritik willst Du nichts mehr wissen, hast Du gesagt. Und damit eine verhängnisvolle Entscheidung gefällt – gegen jedes Weiterdenken. Und so hat es wenig Sinn, Dir überhaupt zu schreiben.

“Die Medien berichten ausgewogen”, hast Du noch vor wenigen Monaten, behauptet. Wie dreist über die Teilnehmerzahlen der Berliner Corona-Demonstrationen vom 29. August 2020 in den Medien gelogen wurde ist Dir bekannt? Unter einer Million müssen wir nicht diskutieren. – Wer darauf angewiesen ist, so dreist und unverschämt zu lügen: “einige zehntausend” Teilnehmer (die Lüge ging über die Medienstationen Berlin, London, Paris, New York hinaus in die Welt), hat etwas zu verbergen, kann kein gutes Gewissen haben. Schon allein die Tatsache solch globaler Lüge müßte Dich stutzig machen, Dich zum tieferen Nachdenken bringen.

Was hindert Dich? Dein Glaube? Ein flacher Sündenbegriff. Wie abgrundtief böse, satanisch Menschen in Machtpositionen handeln können, erfahren wir doch deutlich aus der Geschichte, nicht nur des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte ist voll von den verschiedenartigsten Inszenierungen des Bösen.

Das eine solche Inszenierung auch heute geschehen kann, sie zumindest für möglich zu halten – wer könnte das abstreiten? Du bist ein guter Pastor, ein guter Seelsorger, aber leider kein philosophisch denkender Mensch. Wir brauchen kritische Philosophie, die uns an allen menschlichen Wahrheiten zweifeln läßt. Wir brauchen philosophische Skepsis im Widerstand gegen herrschende Ideologien, im Widerstand gegen alle menschlichen Wahrheitsangebote.

Der Glaube allein, Gottes Wort, so wie wir es im Augenblick deuten, kann das offenbar nicht leisten. Wir stehen im Kirchenkampf. Du auf der einen, ich auf der anderen Seite. Eine traurige Tatsache —

Du bist Psychologe, dann befasse Dich doch mit Kriegspsychologie, mit den Strategien medialer Einflußnahme auf die Herzen und Hirne der Menschen, mit  Sprachpsychologie (damit, wie Worte sich verdrehen lassen, der Lüge dienstbar werden), mit der Ethik redlichen Argumentierens auch, die freilich manches laienpsychologische Argument ausschließt.  

Du hältst es nicht für möglich, dass die ganze Pandemie eine global organisierte Geschichte ist, eine Inszenierung zum Zwecke der Macht? Wer schon die Möglichkeit leugnet (was wahrhaft unphilosophisch ist), wird die Wahrheit nicht finden, auch wenn er sie in Christus zu haben glaubt. Und er wird seine Herde in die Irre laufen lassen, sie den Wölfen im Gesundheits-Schafspelz ausliefern, als ob sie keinen Hirten hätten …

Die so genannte Pandemie – global gemacht, das ist meine Erkenntnis, für die es klare Argumente gibt, unter anderem dieses: Wir haben keine Übersterblichkeit in Deutschland. – Du hältst die Seuche für real und hast Deine Argumente: die Zahlen in China, Italien, USA … Methode Italien: man schließt alle Krematorien der Umgebung, dann sammelt man die Särge, öffnet ein Krematorium, stellt die Armee hinzu – und schon hat man Bilder, die glaubhaft machen, was die Welt glauben soll.  

Ich denke, ob wir dem drohenden Übel wiederstehen oder nicht – es ist ernst, wir müssen die Kräfte bündeln –, wird sich in Deutschland entscheiden.

Verschwörung? Ja. Es gibt geheime Absprachen, Verbrechertum in der Politik, von Cäsars Zeiten bis heute, und es gibt psychologische Kriegsführung. Das ist eine Binsenweisheit. Lies und höre (u. a.) den Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser.  

Auch Drewermann, dessen Glaubenspsychologie (“Kleriker”) mir ansonsten fremd ist, spricht zu Corona – freilich mit Vorsicht – deutliche Worte, und dies hat er wahrhaft den Theologen voraus, die der Pandemie mehr glauben als ihrem Herrn, sich konform verhalten und vor Göttin Corona auf die Knie gehen.

Zitat epd: “Wie bewerten Sie die derzeitige Debatte um die Corona-Maßnahmen?” – Drewermann: “Ich sehe, dass wir eine Pflicht bekommen könnten, jederzeit für den Zugriff des Staates beobachtbar, kontrollierbar, verfügbar zu sein … Dahinter könnte ein Gesamtkonzept stecken, das nicht einmal George Orwell, der mit ‘1984’ schon im Jahre 1949 vor einem totalen Überwachungsstaat gewarnt hat, in diesen Ausmaßen hat ahnen können.”

Eugen Drewermann über Corona, Religion und Überwachung. epd-Gespräch: Holger Spierig; zitiert in: Michaelsbote Dresden-Bühlau, Aug. / Sept. 2020, S. 23.

Der drohende Impfzwang (mit Masern fängt es an), willst Du auch davon nichts wissen? “Mit den paar Impfgegnern”, sagte ein Politiker irgendwann im Radio, “werden wir auch noch fertig.” Nun wüßte ich gern, was dieses: “mit den Impfgegnern fertig werden” im Konkreten bedeutet.

Der Kampf hat längst begonnen, wir stehen mitten drin. Da wurde den Eltern einer sächsischen Familie (und das scheint kein Einzelfall zu sein) aufgrund ihrer Impfgegnerschaft das Sorgerecht für ihre Kinder enzogen, die Kinder hat man in ein Heim verbracht. Rührt Dich das nicht an?

Vielleicht trifft es ja demnächst auch Menschen aus Deinem Umfeld. Willst Du da tatenlos zuschauen, wie wirst Du Dich verhalten? Wirst Du im Stillen denken: selber schuld, sollen sie die Kinder doch impfen lassen, was ist daran schlecht? Wenn Du die letzte Frage ernst nimmst, ihr nachgehst, kommst du zweifellos zu Erkenntnissen, die Deinen Sinn ändern. Aber Du mußt Dich auf den Weg machen, eingefahrene Denkgeleise verlassen. Das wäre eine gute philosophische Übung. Und ein Akt christlicher Barmherzigkeit auch. 

Um es auf den Punkt zu bringen: Du wirst doch als entschiedener Abtreibungsgegner Dir oder Deinen Kindern nicht ernsthaft Zellmaterial von abgetriebenen Föten einspritzen lassen, nur weil das unter dem Vorwand von Gesundheit von oben her verordnet wird?! Hier wirst hoffentlich auch Du klaren Widerstand zeigen gegen den Angst-Götzen Covid 19 und seine Priester. 

Wie kann es sein, dass wir als Christen und Theologen zwar manches wissen, und darunter das Wichtigste: Agnus vincet (das Lamm wird siegen), ansonsten aber die einfachsten Tatsachen nicht verbinden, eins und eins nicht zusammen-zählen können? Sollen wir uns ohrfeigen, um einander aufzuwecken?
Sieh, schau doch hin! George Orwells Buch “1984” solltest Du unbedingt lesen auf dem Hintergrund dessen, was heute geschieht. 

Was soll ich noch sagen? Sich mit den Argumenten der Corona-Kritiker und Impfgegner zu befassen, halte ich für außerordentlich wichtig, so wie ich es für wichtig halte, die Erzählungen derer zu hören, die für das Leben im Mutterleib eintreten (Sr. Monja Boll am 19. 09. 2020 in Berlin). Da öffnen sich Horizonte!

Letztlich ist alles eine Bewegung für das Leben. Und da müssen wir auch Aufklärer wie den als Sektenprediger geschmähten Ivo Sassek und klagemauer tv (kla.tv) zur Kenntnis nehmen. Theologisch mag man manches gegen ihn vorzubringen haben, als Medienkritiker und Vorkämpfer für Wahrheit und Gerechtigkeit ist er unübertroffen. Seit Jahren hat er immer wieder gewarnt vor Dingen, die jetzt Wirklichkeit geworden sind. Seine Methode: er stellt neben die offizielle Berichterstattung der Medien eine andere Interpretation des Geschehens und läßt den Hörer, den Zuschauer über Wahrheit selbst entscheiden. So hat er die  verschiedensten  Themen  angesprochen: den  Vorfall

9 /11, den Schutz ungeborenen Lebens, den Ausbau des Mobilfunknetzes etc.

Theologisch mag uns manches nicht gefallen, seine Karmalehre zum Beispiel, das hindert nicht, Ivo Sassek als gläubigen Menschen und als Medienkritiker ernst zu nehmen. Wir gehen ja auch über eine Brücke, von der wir wissen, dass ein Atheist die Statik berechnet hat.

Vielleicht hältst Du mir entgegen: Es sind ja nur wenige, die über Corona so denken wie du … – Es sind zu allen Zeiten nur wenige gewesen (wie auch beim Marsch des Lebens), die dem System widerstanden. Die meisten sind einfach mitgelaufen in der Masse.

21. Sept. 2020

Am Brandenburger Tor I

Die Polizei hat das Areal um das Brandenburger Tor an diesem 19. September 2020 weiträumig abgesperrt. Durchgelassen wird nur, wer sich bekennt: Ich möchte zum Marsch des Leben. Am Spreeufer eine Frau mit Fahrrad, die einen Polizisten fragt: “Was ist denn hier los? Sollte man sich lieber fernhalten?”

Am Brandenburger Tor ist eine Tribüne aufgebaut, Musik schallt über den Platz, westlich des Tores, wo ich jetzt bin. Beschallung auch auf der Ostseite; wofür oder wogegen dort demonstriert wird, kann ich nicht feststellen. Die Polizei hat das Tor abgeriegelt, läßt niemand hinüber.  

Erbauungslieder von der Tribüne her. Nicht alles trifft meinen Geschmack, aber darum geht es nicht. Wichtig der Glaube, das Gottvertrauen. Die meisten hier sind bekennende Christen, das sieht man an der Kleidung, an den Schildern und – durch die Masken hindurch – auch an den Gesichtern. Ja,  fast alle tragen heute, gemäß Verordnung des Berliner Senats, willig einen Mundschutz. Ich trage keinen und werde mehrfach angesprochen, immer von Verantwortlichen der Demonstration, von der Polizei kein einziges Mal. Die Polizei ist zufrieden, das Volk gehorcht, da spielen die wenigen, die sich anders verhalten, keine Rolle, man kann sie ignorieren. Außerdem halte ich, so gut es geht, Abstand. Das heißt: ich mime ihn. Wer hätte gedacht, dass Abstand mal so ein schwergewichtiges, den Alltag überschattendes Wort sein wird …

Einer der Redner ist Ulrich Parzany, der sich kurz faßt. Sein Beitrag schließt mit den Worten: “Jeder ist eingeladen, jeder ist geliebt von Gott. Allein durch IHN werden wir auch in schwerer Zeit leben und Leben schützen.” Die blinde Sängerin Bernarda Brunovic, im weißen Habit, tritt auf mit ihrem Song “Welcome on earth”. Ich hätte mir das Lied auf Deutsch gewünscht, und weniger laut. Aber die Geschmäcker sind verschieden. Von der Show abgesehen – entscheidend die innere Haltung, und die ist klar eine christliche …

19. / 20. Sept. 2020

Am Brandenburger Tor II: Sr. Monja Boll

Am meisten berührt hat mich die Rede der Schwester Monja Boll vom Hause Nazareth bei Osnabrück, die sich mit großer Überzeugungskraft und vielen konkreten Beispielen für den Schutz des Lebens im Mutterleib, für betroffene Mütter und Väter ausgesprochen hat. In ihrer Begrüßung sagte sie:

“Euch ist es nicht egal, wenn jährlich millionenfach Kinder im Mutterleib sterben müssen. Nein, es ist euch nicht entgangen, dass sich ein gewisser mainstream in unserer Gesellschaft breitgemacht hat, der Abtreibung am liebsten als Menschen- und Frauenrecht sehen möchte.” Erschütternd ihr Verweis  auf Spätabtreibungen in den Niederlanden, wo Abtreibungen bis zur 23. Schwangerschaftswoche, also noch Anfang des 6. Monats [!!], vollzogen werden. Ein Zeuge berichtet über eines dieser Abtreibungszentren: Ich bin viel in der Welt herumgekommen, habe viel Leid gesehen. Aber so etwas habe ich noch nicht gesehen. “So viel Leid”, sagt Sr. Monja Boll, “und das soll Menschlichkeit sein?!”

Ich setze hinzu: all das erinnert an die Anfänge der Abtreibungsbewegung in den USA, wo in manchem Bundestaat Abtreibungen bis zu einem Tag vor der Geburt erlaubt waren … Eine Schrecklichkeit, die mit Worten nicht zu beschreiben ist und gewisse Vergleiche mit vergangenen Schrecknissen geradezu herausfordert. Faschistoides heute …

Und wie hat Dr. Bernard Nathanson das damals gemacht, um die Legalisierung der Abtreibung zu erreichen? Er hat in den Medien verbreiten lassen, die meisten amerikanischen Frauen seien für die Abtreibung. Was eine Lüge war, aber die gewünschte Wirkung hatte. Wenn die meisten dafür sind, wer wagt es da zu widersprechen? Bernard Nathanson leitete 1970, als die Abtreibung in den USA legalisiert war, eine große Abtreibungsklinik. Später hat er seinen Weg geändert, seine Schuld bekannt: “Ich habe vielen Frauen geschadet …”

20. Sept. 2020

Marsch für das Leben: Transparente und Schilder

57 Millionen Abtreibungen pro Jahr weltweit / 400 Abtreibungen pro Arbeitstag in Deutschland [großes Transparent an der Spitze des Zuges].

Ungeborene sind keine Rohstoffe. Beistand statt Beihilfe. Töten ist keine ärztliche Kunst. Menschenrechte beginnen im Mutterleib. Abtreibung ist keine Lösung. Leben ist kostbar vom Anfang bis zum Ende. Für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie. It’s a child, not a choice. Willkommenskultur auch für Ungeborene. Keine Kinder – keine Zukunft. Inklusion statt Selektion. Kein Kind ist “unzumutbar”. Verantwortung statt Abtreibung. “Gnadentod? – Nie wieder! Babies welcome. Zuwendung statt “Sterbehelfer”. Be pro life not pro killing. Kein Tod auf Rezept.

Auswahl aus den Forderungen des Bundesverbandes Lebensrecht e. V., die als Leitmotive des Marsches galten: (2) Für ein Ende von Euthanasie und assistiertem Suizid. Jeder hat das Recht auf Hilfe zum Leben, (4) Für den Erhalt des Embryonenschutzgesetzes. Embryonen sind vollwertige Menschen! (6) Keine Verwendung von Zellen abgetriebener Kinder bei der Impfstoff-herstellung!

Dazu die Sprüche der Gegendemonstranten, die über “Mein Bauch, meine Entscheidung” und die übliche Selbstbestimmungsideologie kaum hinauskamen: Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat. My wap my choice. My pussy my power. Reproduktive Selbstbestimmung – Menschenrecht.

Der Gipfel der Aussage: Abortion ist health. / Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben. – Ja, auch dazu kann man sich versteigen. Ich werde da erinnert an das “do it again” (tut es wieder), das man auf Dresdner Gegendemonstrationen lesen und hören kann, in Mißachtung der Opfer der Bombennacht. Mögen die Protagonisten einst das abgrundtief Böse, das Menschenverachtende und Gotteslästerliche solcher Sprüche erkennen und über ihre Blasphemie erschrecken. Ihr wißt nicht, was Ihr da redet …

21. Sept. 2020

Zeitgeist am Rande des Marsches 

Eine junge Frau mit Fahrrad, in Gegenrichtung auf der linken Seite, zeigt  ihren Mittelfinger, drückt so ihre Verachtung aus: “Ihr seid ja von gestern!” Und wie sicher sie dabei ist, dass Wahrheit und Recht auf ihrer Seite sind. Eben diese Sicherheit ist das Problem, da tritt das Denken auf der Stelle, nimmt man nichts anderes mehr wahr, als nur das eigene Meinungs-Sammelsurium.

Was weiß diese junge Frau, Gott möge sie behüten, vom Gestern, was nimmt sie wahr vom Heute, und welches Bild hat sie von Zukunft? Ihre Position ist eine durch und durch heutige, dem Abtreibungs-Zeitgeist verpflichtete.

Wie kann sie da glaubhaft urteilen über irgendein Gestern oder Morgen?

Nervenschäden. Eine Notiz aus dem Netz

“Chip stellt Verbindung zwischen Gehirn und Smartphone her. Der Tesla-Chef präsentiert einen Chip für das Gehirn, der unter anderem Nervenschäden überbrücken soll.”

Wer da nicht aufmerksam wird … Der Chip unter die Haut, am liebsten gleich ins Gehirn, an Warnungen hat es nicht gefehlt in den Jahren seit der Jahrtausendwende. Dazu die Erkenntnis: Jede Erfindung, ausnahmslos jede wird zuerst militärischen und sonstigen Zwecken nutzbar gemacht, und was immer man den Menschen schmackhaft machen will, tut man unter dem Vorwand von Humanität. In diesem Falle will man unsere Nervenschäden heilen. Schon längst ist man rein medial in der Lage, dem menschlichen Hirn eine beabsichtigte Gedanken- und Gefühlsrichtung zu geben … Mit Chip geht das noch direkter, unmittelbarer …  

03. / 21. Sept. 2020

Bad Schandau – Wien grenzenlos

Ich erinnere mich noch, wie ich als Jugendlicher Anfang der 70er Jahre auf dem Bahnhof in Bad Schandau stand, am abgesperrten Bahnsteig fuhr der Zug ein, der über Prag nach Wien bestimmt war. Mitfahren konnte man da als DDR-Mensch nicht, nur die Sehnsucht nach Freiheit kam heraus aus dem Mauerstaat. Da war man den Tränen nah im Anblick des Wiener Zuges. Heute, wo die Grenzen offen sind […], könnte man Tränen lachen, wenn es nicht so ernst wäre, über diese Situation im Sommer 2020:

Eine Frau fährt von Bad Schandau nach Wien. Auf deutschem Gebiet müssen alle im Abteil einen Mundschutz tragen. Ein paar Kilometer weiter, setzen sie ihn ab, in Tschechien besteht ja zur Zeit keine Maskenpflicht. In Österreich muß persona (Lateinisch für Maske) allerdings wieder vors Gesicht.  

Im Abteil sitzen die ganze Zeit über dieselben Menschen … Unter dem Diktat eines sinnlosen Masken-Spiels.

Überdruß

An jedem Wochenende Demonstrationen verschiedenster Art in Berlin, das wird  manchem Berliner zuviel. An der Spree sagt ein junger Mann zu seiner Freundin: “Die haben am Wochenende alle nichts Anderes zu tun. Die wissen gar nicht, wie es ist, wenn man früh aufstehen und zur Arbeit gehen muß.” – Beim Marsch des Lebens waren neben den vielen jungen Menschen auch Ältere dabei, die ein Leben lang eben dies getan haben: sich im Schweiße ihres Angesichts gemüht um das tägliche Brot.

Die Polizei übrigens weiß sehr wohl zu unterscheiden zwischen friedlichen Demonstranten und müßigen Randalierern.

21. Sept. 2020

For God’s sake, let us be men,
Not monkeys minding machines,
Or sitting with our tails curled
While the machine amuses us, radio or film or grammaphone –
Monkeys with a bland grin on our faces,

Um Gottes Willen, laßt uns Menschen sein,
Nicht Affen, die Maschinen bewachen
Oder dasitzen mit eingerollten Schwänzen,
Während Maschinen uns unterhalten, Radio oder Film oder Grammophon –
Affen mit einem milden Grinsen auf den Gesichtern.

D. H. Lawrence: The Letters. Third Volume:1923 – 1933, Leipzig; Paris; Bologna:
Albatross, 1939, S. 266. Übers. G. Z.

My crown is in my heart, not on my head,
Not deck’d with diamonds and Indian stones,
Nor to be seen: my crown is call’d content;
A crown it is that seldom kings enjoy.

Bist du ein König, wo ist deine Krone? –
Im Herzen trag’ ich sie, nicht auf dem Haupt,
Nicht mit Demanten prangend und Gestein,
Noch auch zu sehn: sie heißt Zufriedenheit,
Und selten freun sich Kön’ge dieser Krone.

Shakespeare: Henry VI, III. Teil, 3. Aufzug, 1. Szene. Übers. Schlegel u. Tieck.  

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